6612348-1955_08_06.jpg
Digital In Arbeit

Sdierso

Werbung
Werbung
Werbung

Während einer Probe zur „Elektra“, die Ernst von Schuch dirigierte, saß Richard Strauß im Theater. Im Parkett machte sich dauernd ein Theaterdiener zr schaffen. Strauß wurde nervös. „Was sucht denn der Kerl die ganze Zeit?“ Schuch drehte sich um: „Einen Dreiklang!“

Wilhelm IL. der für die Kunst von Richard Strauß kein Verständnis hatte, sagte einst über die „Salome“: „So soll der Strauß nicht komponieren, damit schadet er sich.“ Als man Strauß diesen allerhöchsten Ausspruch erzählte, meinte er: „Mit diesem Schaden hab ich mir mein Haus in Garmisch gebaut.“

Bei einer Aufführung von Pfitzners „Pale-strina“ erregte einer der beiden Kardinallegaten den Unwillen des Dirigenten Franz Schalk. Er meinte. „Dieser Kardinallegat hat den Kardinalfehler, daß er kein Legato hat.“

Paul Graener hatte Heinrich von Kleists „Prinz von Homburg“ als Oper komponiert. Ein Verehrer Graeners wies Pfitzner auf die Steigerung hin, die Kleists Werk durch die Komposition erfahren habe. Er knurrte: „Wenn man Kleist steigert, wird Kleister daraus.“

Die berühmte Fagottstelle in der Vierten Symphonie von Beethoven wollte und wollte nicht klappen. Hans Pfitzner wurde immer nervöser. Endlich ging's. „Fagott sei Dank!“ entrang es sich seinen Lippen.

Ein Dirigent schleppte so, daß der „Freischütz“ ungebührlich lange dauerte. Beim Erscheinen des Eremiten ertönte eine Stimme: „Um diese Zeit müßte der alte Herr schon längst im Bett sein.“

Bei einem Tonkünstlerfest war Reger in einem Hotel abgestiegen, in dem viele Kollegen untergebracht waren. Er las das Fremdenbuch durch und fand alle möglichen Bezeichnungen: Komponist, Tondichter, Musiker usw. Da schrieb er hinter seinen Namen: „Akkordarbeiter.“

Der Schweizer Komponist Volkmar Andreae stichelte seinen Freund Reger: „Lieber Freund, wenn ich deine Musik höre, werde ich nicht reger, sondern immer matter!“ Reger erwiderte: „Und wenn ich deine Musik höre, höre ich immer andre.“

Der berühmte Jazzkomponist Gershwin wollte einmal Stunden bei Igor Strawinsky nehmen. Im Laufe der Unterhaltung fragte Strawinsky, was er ungefähr verdiene. Als Gershwin antwortete: „Jährlich etwa zehntausend Dollar“, meinte Strawinsky: „Da nehme ich besser bei Ihnen Stunden.“

Richard Strauß saß in Berlin bei seinem geliebten Skat. Ein Bekannter klopfte ihm auf die Schulter: „Meister, Pfitzner hält sich in Berlin auf.“ Strauß: „Worüber?“

Felix Mottl leitete die Probe zu einer modernen Symphonie nicht gerade mit Begeisterung. Er gab den Einsatz zu einem Paukensolo. Aber alles blieb still. Auf seinen verwunderten Blick wurde ihm bedeutet, daß der Paukenspieler einen Augenblick hinausgegangen sei. „Schade“, bemerkte Mottl trocken, „gerade jetzt, wo die Pauke die Melodie hat!“

Bei einer Probe zu den „Meistersingern“ wollte einmal ein schwieriges Hornsolo nicht klappen. Hans Richter mühte sich im Schweiße seines Angesichts. Nach unzähligen Wiederholungen ging's schließlich. Hans Richter wandte sich freundlich an den Hornisten: „Also, mein Lieber, morgen abend genau so!“' Dieser erwiderte gelassen: „Morgen abend habe ich keinen Dienst, da kommt mein Kollege!“ *

Von der Reichsjugendführung wurde Hans Pfitzner aufgefordert, für sie ein größeres Werk zu schreiben. Pfitzner knurrte: „Gut, ich werde eine Pimpfonie in Bal-dur schreiben!“

In einer längst vergessenen Oper hatten Flöte und Harfe eine lang ausgedehnte Solostelle. Einige Takte vor dem Schluß dieses Duos befand sich in der Partitur mit rotem Bleistift quer durch die ganze Seite geschrieben die Bemerkung: „Hier müssen die Violinen geweckt werden.“

Ein junger Dirigent war bei der Probe nie zufrieden, klopfte dauernd ab, nörgelte an allen Leistungen. Da erklang auf einmal aus dem Orchester eine Stimme: „Herr Doktor, wenn Sie uns weiter so schikanieren, spielen wir heute abend so, wie Sie dirigieren.“

Aus: Scherzo. Heiteres aus der Welt der Musik. ßrzäUlt von Willy Brandl. BecUtle-V erlag, Eßlingen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung