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VON NEUEN BÜCHERN

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„österreichische Heimat.“ Buchreihe, herausgegeben von Dr. Richard Hollinek und Professor Leopold J. Wetzl. Abraham a Santa Clara, „Mercks Wienn“. Originaltext (nach der Ausgabe von 1680) mit 12 Originalbildern. 247 Seiten. Brüder Hollinek, 1946.

Menschen, die in Zeiten leben, in denen das Leben schwer erträglich ist, tun gut daran, nicht nur an die sonnigen, nein, auch an die trüben Jahre der Vergangenheit zurückzudenken. Ernst und düster waren die Tage, in denen P. Abraham sein „Mercks Wienn“ erscheinen ließ. Zwischen Pest und Türkengefahr fristete Österreich sein trauriges Dasein.

Mit allen Mitteln einer volkstümlichen Beredsamkeit, durch Heiterkeit und Drohung, durch Sanftmut und Zorn, durch Rührung und durch Begeisterung sucht der berühmte schwäbi-sdae, aber ganz im österreichertum aufgegangene Prediger die Seelen seiner Zuhörer und

Leser zu erschüttern. Nicht eigentlich verletzend, wenn auch voll drastisdier Schärfe, erheitert sein Wort durch polternden Eifer und erquickt durch wohlige und wärmende Güte. Freundliche Kulturbilder, Spaziergänge durch die Vorstädte Wiens, Betrachtungen über alte Straßennamen entzücken das Herz des Kultur-und Lokalhistorikers.

Wahrhaftig ein Buch, das Freude macht! Neben dem Inhalt, der jedem Österreicher, der Schweres miterlebt hat, Trost bietet, begeistert das Werk durch seine blutvolle, lebendige Sprache. Professor Wetzls Nachwort — eigentlich eine Einführung — ist erfüllt von langjährig eindringender Sachkenntnis, Wahrheitsliebe und tiefer Zuneigung zu Wien und dem großen Prediger, der wie ein lebendiges Gewissen zu unserer Stadt gesprochen hat. Die Pierausgeber haben durch feine Auswahl des Budischmucks, der Bilder und Initialen, durch geschmackvollen, stilechten Letternsatz, durch die ganze Ausstattung eine Liebhaberausgabe zustande gebracht, die dem Wiener graphischen Gewerbe alle Ehre macht. Dr. Alex. Novotny.

„Festschrift anläßlich der 950-Jahr-Feier der Gsltung des Namens Österreich“, zusammengestellt von Direktor Alois Herbst im Verein mit Dr. Rosine Schadauer, Amstetten 1946, im Selbstverlag, S 2.50 (für Schulen

Die in der Ottonischen Urkunde vom 1. November 996 gemachte Landschenkung an das Bistum Freising vollzieht sich „in loco Niuwen-hova“, das ist in Neuhofen an der Ybbs, Bezirk Amstetten. Eine hübsche, heimatgeschichtliche Schrift des Festausschusses „Ostarrichi“ in Amstetten ist dem historischen Ereignis aus der örtlichen Schau gewidmet. Sie enthält unter anderen: Urschrift, Übersetzung und Kommentar der Urkunde, Aufsätze über die geschichtliche Entwicklung Neuhofens und des Vorortes der Gegend, Amstetten, mit Rückblicken auf die Römerzeit, wie auch einen allgemein zusammenfassenden Beitrag über die seitherige Entwicklung Österreichs. Bildschmuck, Jugendbeiträge und Gedichte runden die Arbeit zu einem ansprechenden, zweckerfüllenden Ganzen.

C. von Peez

„Die noachische Sintflut.“ Von Msgr. Doktor Karl Fruhstorfer, Kanonikus des Linzer Domkapitels. Oberösterreichischer Landesverlag 1945, 198 Seiten.

Wiewohl dieses Buch eine fachwissensdiaft-liche Untersuchung der Kapitel 6 bis 9 des Schöpfungsbuches der Bibel ist und die Schwierigkeiten der hebräischen Textüberlieferung gewissenhaft durchprüft, sich mit der erschienenen Literatur aufs genaueste auseinandersetzt, reiches Vergleichsmaterial aus den parallelen Sintflut-beriditen beibringt — also anscheinend nur eine „Schriftgelehrtenangelegenheit“ —, so gewinnt es doch hochaktuelle Bedeutung, weil es auf die brennenden Fragen unserer Zeit Antwort gibt. In dem Dreierrhythmus von menschlicher Hybris, Gottesgericht und Gotteserbarmen wird diese Menschheitsgeschichte sichtbar gemacht. „Wer Ohren hat zu hören, der hört aus dem biblischen Sintflutbericht einen Hochgesang auf die göttliche Gerechtigkeit, die den titanisch wider Gott sich aufbäumenden Menschen zerschlägt, aber auch einen Hochgesang auf Gottes Barmherzigkeit, die bereit ist zur Erlösung.“ (S. 198.)

DDr. Claus S c h e d 1, Wien

„Das Lebensgeheimnis der Kirche.“ Herausgegeben vom Seelsorgewerk Graz.

Dem Thema nach sind die drei ersten Hefte dieser Reihe von jener höheren Aktualität, die den selbständig denkenden und fragenden Katholiken befähigen soll, die unmittelbare Gegenwart von ihrap Wurzeln und Quellen her zu begreifen. Sie kreisen alle drei um den Beginn der Neuzeit, auch das von der Kirche sieht mit Recht im Tridentinum einen Höhe- und damit Wendepunkt im theologischen Denken über sie. In der Darlegung sind sie geistvoll, anregend und von jener Lebensnähe, wie sie eben ein rechter Vortrag erzwingt — alle drei sind solche Niederschriften. Sie können daher aber 3uch nur skizzenhaft kurz sein und nur hinführen zu eigenständiger Arbeit. Im Sinne dieser Zielsetzung wäre es wohl wünschenswert, wenn jeweils einige weiterführende Werke angegeben würden.

Das gefällige Bändchen von Graz enthält den Text des päpstlichen Rundschreibens über die Kirche samt einer gediegenen und ausführlichen Einbeglcitung von P. Dr. Drinkwelder und trifft sich so zum Teil mit dem Heft von Doktor Schwarzbauer.

In einer der letzten Nummern der „Furche“ hörten wir eine Veröffentlichung der Arbeitsgemeinschaft der Akademiker in der Katholischen Aktion Klagenfurt loben. — Wäre es nicht wünschenswert, im Interesse der Verbreitung der ausgezeichneten Arbeiten, der beschränkten Kraft und Zeit der Fachleute, der Fülle von Fragen, die heute den mündigen Katholiken allerorts bedrängen, und der buchtechnischen Leistungsfähigkeit, daß die acht selbständigen Kirchensprengel des kleinen Österreichs sich in dieser Hinsicht zusammentun? Ich glaube, um eine solche dann mögliche Buchreihe der Katholischen Aktion müßten uns viele beneiden!

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