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Vor dem Bildschirm

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ALS VOR EINIGER ZEIT um 22.15 Uhr der einst in Cannes preisgekrönte Film „Rififi“ gezeigt wurde, entspann sich vor und nach der Aufführung eine rege Diskussion über die Eignung und Nichteignung derartiger „Reißer“ für ein Fernsehprogramm. Eine eigens dafür im Lande Salzburg durchgeführte Enquete lehnte sogar kategorisch die Wiedergabe dieses Filmes auf den TV-Schirmen ab, und Landeshauptmann Dr. Lechner motivierte in einem Brief an Fernsehdirektor Freund seine Besorgnis, daß die Demonstration dieses detailliert gezeigten „perfekten“ Bankeinbruchs labile Charaktere vor allem unter der Jugend nur zu leicht zur Nachahmung verleiten könne. De facto sind ja auch nach dem Erscheinen dieses Filmes Einbrüche in „Rififi“-Methode durchgeführt worden. Damit wurde wieder einmal das vielumstrittene Problem jugendgeeigneter und jugendgefährdender Darbietungen im Fernsehen angeschnitten. Es scheint nun etwas viel verlangt, daß sich das Fernsehen in seiner Programmgestaltung nur von dem Gedanken der Abschirmung der Jugend vor sittlicher Verderbnis leiten lassen soll. Die — freilich geringere! — Gefahr einer gewissen Sterilität der Sendungen für den Geschmack der Erwachsenen scheint da nicht ausgeschlossen. Doch ist hier vor allem die entsprechende Obsorge der Erziehungsberechtigten und deren Verantwortung für die richtige Auswahl der ihren Kindern zu erlaubenden Sendungen notwendig. Zumal ihnen doch durch den Hinweis „Für Jugendliche nicht geeignet“ oder „verboten“ und durch die Zeitwahl derartiger Sendungen von den Verantwortlichen des Fernsehens genügend Unterstützung geboten wird. Selbstverständlich soll alles seelisch Schädigende von der Jugend ferngehalten werden. Aber dann müssen eben auch die Eltern die Energie aufbringen, ihre Sprößlinge bei den für sie nicht geeigneten Darbietungen ins Bett oder ins Nebenzimmer zu schicken. Und das muß nicht nur für kriminalistische oder sonstige sensationelle „Reißer“, sondern auch für andere künstlerisch wertvolle Sendungen, deren Thematik jedoch die Vorstellungsbereiche und den geistigen Horizont eines Kindes übersteigt, Gültigkeit haben.

DIE VON DR. HEINZ BRANTL und Alfred Payrleitver redigierten „Horizonte“ erweisen sich nach wie vor als Sauerteig vielfältiger Diskussionen. In der letzten Zeit entzündeten sich vor allem die Meinungen an dem von Dr. Thomas Chorherr gestalteten Beitrag über die Frage der Kindesmißhandlungen, mit denen sich die Öffentlichkeit oft weit weniger beschäftige als mit vernachlässigten Tieren. Sicher wollte der Autor mit diesem Vergleich, der ihn bei übertriebenen Tierfreunden in den Verdacht brachte, den Tierschutz nicht ernst genug zu nehmen, nichts anderes dokumentieren, als daß dem Kind der gleiche Schutz gebühre wie dem Tier.

IST DER QUIZ WIRKLICH des Fernsehers liebstes Kind? Die für die Programmgestaltung Verantwortlichen scheinen dieser Meinung zu sein. Sonst hätten sie sicher nicht die seit Jahren von Ernst Hilger im Rundfunk dirigierte Sendung „Vier gegen vier“ nun auch auf dem Bildschirm hinüberwechseln lassen. Uns scheint freilich, daß mit „21“, „Quartett“, dem lustigen Beruferaten und „Einer wird gewinnen“ der Bedarf an quizvergnügten Spielen durchaus gedeckt ist. Wobei nicht verhehlt sein soll, daß Hans-Joachim Kuhlenkampffs letzte Sendung „Einer wird gewinnen“, die mit dem überzeugenden Sieg eines äußerst sympathischen, jungen Österreichers endete, die größte Anziehungskraft auf die breite Masse der Fernsehnormalverbraucher ausübt. Und nicht zu Unrecht. Jedoch sollte man des Publikums Gefallen an dieser Gattung nicht durch zu schnelle Aufeinanderfolge, wie das in der letzten Zeit geschah, zu stark strapazieren.

DIE FREUNDE DES EISSPORTS in jeder Gestalt, ob Kunstlauf oder Eishockey, kamen in den vergangenen Wochen auf ihre Kosten. Europa- und Weltmeisterschaften in beiden Disziplinen fanden einen lebendigen telegenen Niederschlag. In diesem Zusammenhang ein Lob für Heribert Meiseis „Sportstammtische“, bei denen aktuelle Fragen und Probleme aller Sportarten stets mit Verve und Elan diskutiert werden.

AUS DER RECHT SCHMAL GEWORDENEN Eigenproduktion des österreichischen Fernsehens ragte die Bearbeitung des Schauspiels „Donadieu“ von Fritz Hochwälder heraus. Die von Theodor Gradier inszenierte Fernsehaufführung brachte die Wiederbegegnung mit dem unvergeßlichen Albin Skoda, der an der Seite von Ewald Baiser auch im Burgtheater die gleiche Rolle gespielt hatte.

ZUM RECHTEN GENUSS DER AKTUALITÄT des Fernsehens verhalf einem die epochale Tat der russischen Kosmonauten. Den ersten „Spaziergang“ eines Menschen im Weltall auf dem Bildschirm zu erleben, das wird wohl keiner der Betrachter der „Zeit im Bild“ vergessen. Bei solchen Anlässen erweist sich das Fernsehen immer wieder als beglückendes Geschenk unseres an technischen Entwicklungen so reichen Jahrhunderts.

EIjVE DURCHAUS ERFREULICHE Aprilgabe scheint uns die Erweiterung des Zweiten Programms des österreichischen Fernsehens — etwas stiefmütterlich als „Technisches Versuchsprogramm“ bezeichnet — zu sein. Damit wird allmählich dem inländischen Fernseher eine echte Auswahl-und Ausweichmöglichkeit geboten. Die bisherigen Übertragungen interessanter Filme, aber auch anderer Sendungen von musikalischem oder dokumentarischem Wert verstärken diese Hoffnung.

ZUM ABSCHLUSS NOCH EIN BLICK in die Zukunft: In diesen Tagen wurde vom österreichischen Fernsehen unter der Regie von Dr. Zilk ein Film produziert, der einen Arbeitstag aus dem Leben von Kardinal Dr. König festhalten soll. Seiner Aufführung zu Pfingsten dieses Jahres sehen wir mit besonderem Interesse entgegen.

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