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Wie die Alten sungen

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BESCHREIBUNG GRIECHENLANDS. Von Pausanias. Übersetzung: Ernst Meyer. 776 Seiten, sFr. 48.—. — CHRISTLICHER PLATONISMUS. Von Marius Victorlnu. Ubersetzung: Pierre H a d o t und Ursula B r e n k e. 464 Seiten, sFr. 43.—. — AUTOBIOGRAPHISCHE SCHRIFTEN. Von IIb-n i o s. Ubersetzung: Peter Wolf. 464 Seiten. sFr. 25.80. — Sämtliche: Artemis-Verlag, Zürich-Stuttgart. — TEXTE ZUR ANTIKE / VON PLATON BIS HEISENBERG. Herausgegeben von Otto L e g e w 1 e, Hubert Lenzen und Josef Reiner Zinken. Herder-Bucherei 290.

Pausanias' gedankliche Untiefe und saloppe Sprache gleichen vielfach denen eines Reiseführers unserer Tage. Trotzdem ist die „Beschreibung Griechenlands“ des Küeinasia-ten aus dem zweiten Jahrhundert als die einzige uns erhaltene ausfuhrliche Reiseschdlderung Griechenlands eine unentbehrliche geographische und kulturhistorische Quelle für unsere Kenntnis von Städten und Landschaften, Leben und Leuten der späteren Antike geworden. Der Kürzung des Griechischunterridhtes in Österreich ist leider seit geraumer Zeit diese leichte und instrutative Lektüre zum Opfer gefallen.

Die erste deutsche Übertragung der (lateinischen) theologischen Traktate aus dem literarischen Nachlaß des Marius Victorinus (4. Jahrhundert nach Christus) ist eine Pioniertat. Der Anwalt der Leitsätze des Konzais von Nizäa (325 nach Christus) entwickelt unerhörtes Temperament, wenn er gegen die arianischen und anderen Irrlehren vom Leder zieht. Ein weiteres Verdienst des geschulten christlich-platonischen Rhetors ist seine saubere Übertragung der , griechischen abstrakten Begriffe in die spätantike Latiniität.

Rhetorensprache blühte auch noch im vierten Jahrhundert bei dem Syrer-Griechen Libanios, bei ihm sogar in der 700 Jahre zurückliegenden altattischen Sprache, an der selbst der selige Demosthenes nichts auszusetzen gehabt hätte — ängstlich gemieden sind die sprachlichen Fortentwicklungen des Hellenismus und der Koine. Libanios hält an den alten Göttern fest, aber die Zeit :st immerhin vorgeschritten: Eq greift die Kirchenväter, ein „Diplomat“ unserer Tage, nur mit Glacehandschuhen an.

Ob alle diese Gedanken eingesargt sind? Jakob Burckhardt hat einmal gesagt: „Wir werden das Altertum nicht los, solange wir nicht Barbaren werden.“ So war es eine Königsidee der Herder-Bücherei, einmal diesem Einwirken der Antike auf unsere Tage nachzuspüren. Das Wort haben nicht nur Plato, Hippo-krates, Thukydides und Aristoteles selbst, sondern auch Denker und Dichter, Philologen und Philosophen usw. der Gegenwart: Jaeger und Schadewaldt, Gide und Camus, Dessauer und Heisenberg. Das Kapitel „Antike und Gymnasium“ gehörte goldgerahmt in jede höhere Schule.

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