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Hochschulreform nach einem Halbjahr

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Kurz vor dein Sommer des Vorjahres regte der Bundesrat die Einberufung einer Reformkommission an, die — paritätisch zuzusammengesetzt aus Professoren, Assistenten, Studenten und Politikern—versuchen sollte, „binnen Jahresfrist“ einen Vorschlag für eine durchgreifende Strukturreform der österreichischen Universitäten und Hochschulen vorzulegen. Im Oktober trat die Kommission zum erstenmal zusammen. Seither hat sie rund ein Dutzend Arbeitstage hinter sich gebracht; das erste Halbjahr ist vorüber — wie sieht die Bilanz aus?

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Kurz vor dein Sommer des Vorjahres regte der Bundesrat die Einberufung einer Reformkommission an, die — paritätisch zuzusammengesetzt aus Professoren, Assistenten, Studenten und Politikern—versuchen sollte, „binnen Jahresfrist“ einen Vorschlag für eine durchgreifende Strukturreform der österreichischen Universitäten und Hochschulen vorzulegen. Im Oktober trat die Kommission zum erstenmal zusammen. Seither hat sie rund ein Dutzend Arbeitstage hinter sich gebracht; das erste Halbjahr ist vorüber — wie sieht die Bilanz aus?

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Auf den ersten Blick recht traurig: Von einem Gesamtkonzept, von der Hoffnung, bis zum Oktober tatsächlich so weit zu kommen, ist keine Rede mehr. Aber auch die Einzel-punkte, über die man sprach, konnten noch nicht auf einen Nenner gebracht werden — dazu gehen die Meinungen viel zu sehr auseinander. Vielleicht gelingt es, zum vorgeschriebenen Termin eine Aussage über die Neuformung des Instituts und der ihm übergeordneten Instanz zu machen, vielleicht kann man in der Neufassung des Personalrechts einen Schritt weiterkommen. Ist das alles? Kam nicht mehr heraus In einem Jahr harter Arbeit — die von ■beiden Seiten mit ehrlichem Bemühen begonnen und durchgeführt wurde? Konnte mehr herauskommen?

So sollte die Kommission auch zunächst nur das Forum bilden, In dem die Sprecher von Professoren, Mittelbau und Studenten ihre Ansichten vortragen, ihre Vorschläge definieren solllten — die Schlußfolgerungen zu ziehen, mußte auf jeden Fall die Aufgabe des Ministeriums sein,' das beauftragt ist, die divergierenden Interessen gegeneinander abzuwägen. Erst nach dieser Grundsatzdis-dussion, die die ersten Sitzungen ausfüllte, konnte man versuchen, ins Detail zu gehen und konkrete Formulierungen zu finden.

Vielleicht wäre man doch schneller vorwärtsgekommen, wenn man vom vorhandenen Schema des zu reformierenden Hochschulorgamisations-gesetzes 1955 ausgegangen und Paragraphen um Paragraphen durchgesprochen hätte. Dagegen wandten jedoch die Studenten ein, daß damit nur am Bestehenden herumgedoktert, das Wesentliche nicht erfaßt worden wäre. So stellte der Minister die Aufgabe, organisch von unten “nach oben vorzugehen, bei der „kleinsten Einheit“ anzufangen, um von dort aus zur nächsthöheren vorzugehen — so mußte man am ehesten klären können, wo und in welcher Form funktionell am besten die Mitwirkung aller Mitglieder der Universitätsfamilie zu verankern sei. Aber was ist nun wirklich die „kleinste Einheit“? Wohl das Institut — darüber konnte relativ rasch Einigkeit erzielt werden. Aber was ist nun das „Institut“? In den Vorstellungen der Studenten und einiger Assistentenvertreter eine größere Einheit, als sie heute meist üblich — und bewährt — ist, eine Arbeitsgemeinschaft mehrerer Professoren, denen die Assistenten nicht unmittelbar, sondern nur kollektiv zugeteilt wären, eine Gruppe, die „kollegial“ geleitet werden sollte — wobei gar nicht unbedingt nur ein Professor als Geschäftsführer fungieren könnte.

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