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Neues aus der Sammlung „Sigillum”

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Die bereits in weiten Kreisen bekanntgewordene Reihe trägt mit Recht diesen Namen, entweder weil sie nach dem Axiom „simplex sigillum veri” die „wahren” Schätze des Christentums in „einfacher” Form verbreitet oder weil sie in Anlehnung an die „versiegelte Quelle” des Hohenliedes diese ver- borgeücn Sdhū ė w’ der anbohrt und aufs neue ausströmen läßt. Nachdem bis jetzt Auszüge aus den

Werken von Ignatiu von Loyola, Gregor von Nyssa. Angelus Silesius, Mechthild von Hackeborn, Angela von Foligno und Irenaus erschienen sind, wartet der Johannes-Verlag jetzt mit einigen so auserlesenen Kostbarkeiten auf, daß die Leser sowohl den Bearbeitern wie der Verlagsleitung dafiįr dankbar sind.

Erhaben und tiefgründig sind die mystisch-theologischen Betrachtungen des Dionysius Areopagita. die Endre Ivanka unter dem Titel „V o n den Namen zum Unnennbaren” (Sigil- lum 7, 112 Seiten) ausgewählt, übertragen und mit einer reichhaltigen Einleitung versehen hat. Trotz der schwierigen Materie ist sie in ihrer Klarheit kaum zu überbieten. Durch die mustergültige Ueber- setzung sind die tiefsinnigen Gedankengänge einfach und verständlich geworden und gleichzeitig die Bestätigung der eigenen dionysischen Lehre, daß das göttliche Wahre und Gute (agathon) auch das Ur- schöne (kalon) ist.

Als formvollendetes Dokument einer in sich ruhenden Glaubenswelt eiweist sich das Originalwerk „Corona Benignitati} Anni Dei” von Paul Claudel in der prachtvollen Uebertragung „D e r Gnadenkranz” (Sigillum 9, 162 Seiten). Mit dieser wirklichen Nachdichtung tritt Hans Urs von Balthasar auch jetzt — wie schon früher mit der Uebertragung von „Der seidene Schuh” und dem Auswahlband „Der Wanderer in der Zeit” (Sammlung: Christ heute) — als der beste und kongeniale Claudel-Interpret hervor. Das religiöse Empfinden im Donauraum wird sich an den herrlichen „Böhmischen Heiligenbildern” — Wenzeslaus, Ludmilla, Johannes Nepy.muk —, vor allem aber am entzückenden „Prager Jesuskind” entzünden. Es gibt zu denken, daß ein französischer Dichter diese Quellen echter katholischer Frömmigkeit wiederentdeckt hat.

Als einen gedankentiefen, gleichzeitig aber vom Herzen inspirierten christlichen Philosophen lernt man Maurice Blondei aus seiner „Logik der Ta t” (Sigillum 10. 110 Seiten) kennen. Es ist eine Auswahl aus seiner heftig umstrittenen Dissertation „L’Action”, von der Gabriel Marcel vor kurzem schrieb, daß sie nach ihrer Neuauflage „unlängst Anlaß zu soviel verhängnisvollem Unsinn gab und doch eines der großen spekulativen Bücher Frankreichs bleibt”. Dieser neuartige apologetisch Versuch wurde bei seinem Erscheinen im Jahre 1891 teilweise aus zeitbedingten Gründen falsch verstanden, hat aber jetzt nach mehr alt fünfzig Jahren eine entsprechende Würdigung auch in dieser sinnvollen, von Peter Henrici ausgezeichnet übertragenen Auswahl gefunden. Daß Blondel auch sonst für da christliche Denken’ eine reiche Quelle geblieben ist, beweisen seine „Philosophischen Ansprüche de Christentums”, ein späteres Werk, das ebenfalls in deutscher Uebertragung (Herold-Verlag) herausgegeben wurde.

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