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Von Schale und Kern

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Zu Ihren Veröffentlichungen vom 9. Juli d. J. über das neu zu schaffende Bundesheer sehe ich mich veranlaßt, vor allem zur Personalfrage zu bemerken: „Man darf in der Beurteilung dieser Frage keinesfalls ungerecht sein.“ Aber „Hochverrat“ ist ein hartes Wort. Wer ist hier Richter, der nach Gesetz und Recht dieses letzte Urteil sprechen darf? Vielleicht steigt man einige Stufen höher, um wahrzunehmen, wie einst im brodelnden Kessel des Weltgeschehens der Torso eines zertrümmerten Reiches führerlos und nur den divergenten Anziehungskräften der Massen ausgBetzt, an der Oberfläche schwankte. Sicher.! „General Zeit — kein Grund zum überstürzten Vorgehen“, aber auch kein Grund zu überstürzten Urteilen, die eine beträchtliche Zahl auch wertvoller Menschen zu diffamieren geeignet sind. Wir alle waren stolz, Oesterreicher zu sein und es bleiben zu dürfen. Die Worte, die zur „Verteidigung“ in Ihrem Blatte geschrieben wurden, sind uns aus dem Herzen gesprochen. Ich bedauere daher dieses Wort vom Verrat, weil es Haß und Zwietracht bringt dort, wo nobler österreichischer Geist nach Befriedung rief und die Hand zur Versöhnung reichte. Errare humanuni est.

Zu den Möglichkeiten, die geschaffen werden sollen, tüchtige und strebsame — vergessen wir niemals und nicht zuletzt charaktervolle — Menschen vom einfachen Soldaten zum Offizier aufsteigen zu lassen, meine ich, daß solche in den zu, schaffenden Schulen zur Genüge gegeben werden können. Die in neuer Zeit rasch um sich greifende Uebung, Titel und Rangstufen mit Umgehung der für solche festgesetzten Vorbereitungszeit und Studiengang zu verleihen, darf in einer Institution, die auf strenge Gerechtigkeit aufgebaut bleiben muß, nicht Platz greifen. Die schwere Verantwortung, die dem Heere im Ernstfalle aufgebürdet ist, verlangt eine besondere Bewertung von Ehre und Pflicht, deren Grade naturgemäß mit den Rangstufen und der Höhe der Verantwortung steigen müssen. Persönlicher

Kult oder parteipolitische Opportunität sind die Totengräber jedes Soldatentums. Soldaten, die den Marschallstab im Tornister tragen, sind zu dünn gesät, um hier Konzessionen zu erlauben.

Zu den treffenden Ausführungen über die „S c h 1 a g w o r t e“ sei zu diesen noch das vom „Kadavergehorsam“ ergänzt. Es dünkt mir das gefährlich zu sein, weil es an dem Fundament jedes Heeres, der Gehorsamspflicht, rührt.

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