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1983-Die Einheid der Weld als Oddeutanlng

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Petrus reiste zu Euß und per Schiff, dieser Papst ist mit dem Flugzeug unterwegs in allen Teilen der Welt. Ein türkischer Gefangener nach der Befreiungsschlacht für Wien 1683 war eine bestaunte Rarität, für uns sind schwarze oder braune Gesichter, Asiaten oder Afrikaner in unseren Straßen so selbstverständlich wie weiße diesseits und jenseits des Äquators. Wir sprechen von einer Erde, einer Menschheit, einem Frieden - doch was ist die Realität? Raum und Zeit rücken zusammen, aber die Fremdheit, Einsamkeit wächst. Wir verlangen nach Frieden, indes die Vernichtungsgewalt schon die Welt als Ganzes bedroht.

Wie aber, wenn dieser Grundwiderspruch in unserer Gegenwart, der so viele entmutigt, in Wahrheit eine Gottesoffenbarung, eine ununterbrochene Botschaft wäre? Ich meine, daß das, was die Zeitung und der Fernsehschirm täglich berichten, als ein einziger Kommentar zum Evangelium und damit als eine - höchst unerwartete - Aufforderung zum Glauben verstanden werden muß.

Nichts geht ohne Gott, alles geht mit Gott. Wir erfahren die Einheit der Welt im Zeichen der Technik, wir erleiden, ohnmächtig, ihre tödlichen Gegensätze als Tribut an die Menschlichkeit, an die Realität des Bösen, wir werden ihrer wahren Einheit gewiß im Glauben an Gottes Erlösungstat und in der Hingabe an seinen Sohn, der sich für uns hingegeben hat. Das Kreuz und die Auferstehung besiegeln die Einheit, die keine UNO, auch keine Friedensbewegung aus sich schaffen. Die unüberholbare Jugendlichkeit des Christentums ist sein Glaube, den auch die allesverzeh- rende Zeit nicht altern läßt. Ost und West, Nord und Süd, uralte Kulturen und Rassen, Weltreligionen und Weltaberglauben verschmelzen, das Zerbrechen all der Grenzen, das Fallen der Mauern bedeutet aber nicht schon Verständigung; solche Verschmelzungsvorgänge erzeugen, wie die Geschichte lehrt, Krisen. Und die heute ist weltweit und geht als Angst vor Selbstzerstörung um. Doch für das Evangelium Christi. ergibt selbst das nur ein Durchgangsmoment zu einer schon bei Isaias und den Propheten dunkel verheißenen Völkergemeinschaft, die Gott in seihet Menschwerdung grundgelegt und im Pfingster- eignis, der Herabkunft des Heiligen Geistes, für immer vollzogen hat.

Gottes Taten sind nicht zu durchschauen, doch der Christ weiß sich in seiner Hand. Wer zu den Kirchen der Dritten Welt blickt, wer in das Schweigen der Kirchen unter der Diktatur hineinhört, erfährt im 24-Stunden-Niederschlag, wie inmitten der Triumphe, Krämpfe und Verzweiflungen die Einheit der Welt in all ihrer unendlichen Vielfalt, den Milliarden ihrer Individuen, einer neuen Entpuppung des Christentums zueilt. Wir sind Zeugen eines ungeheuerlichen Augenblicks, da wir am Ende einer bürgerlichen Religion wieder entdecken dürfen, was Reich Gottes heißt: etwas, das nicht von dieser Welt ist und doch in ihr vorbereitet werden soll.

„Maranatha“ sagten einst unsere Brüder im Glauben. Wir wollen nach Hause, mit unserer ganzen Erde im Arm. Wir, die Kirche, sind wieder unterwegs, der Horizont geht über alles Denkbare hinaus.

Dr. Otto Schulmeister ist Herausgeber der „Presse“

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