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Beteiligung von Laien an der Wahl des Papstes

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Die Verfasserin ist Historikerin an der Universität Salzburg und voraussichtlich ab Sommersemester 1979 Vorstand des Institutes für Zeitgeschichte an der Universität Wien

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Die Verfasserin ist Historikerin an der Universität Salzburg und voraussichtlich ab Sommersemester 1979 Vorstand des Institutes für Zeitgeschichte an der Universität Wien

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Die katholische Kirche befindet sich in einer seit Jahrhunderten nicht mehr dagewesenen Situation: Innerhalb zweier Monate zwei Konklave, zwei Papstwahlen. Am 14. Oktober beginnt die Wahl für den Nachfolger Papst Johannes Pauls I., den nach alter Tradition die wahlberechtigten Kardinäle erst am 26. August gewählt hatten und der so rasch aus Leben und Amt abberufen wurde.

Obwohl er eben deshalb die großen Hoffnungen, die nicht nur die Katholiken mit seiner Wahl verbunden haben, weder bestätigen noch enttäuschen konnte, war doch die Überzeugung allgemein, daß das Konklave eine gute Entscheidung getroffen hatte. Das ist seit der Beschränkung der Wahlberechtigten auf die Kardinalbischöfe durch Papst Nikolaus II. 1059 oft der Fall gewesen. Die letzten Päpste haben auch die Kardinalsernennungen so gehandhabt und ausgeweitet, daß Angehörige aller Rassen, wenn schon nicht Völker, und Vertreter aller nationalen Bischofskonferenzen dem

Konklave angehören, was vor einigen Jahrzehnten noch keineswegs der Fall war.

Angesichts dieses sehr zu begrüßenden Faktums sollte man jedoch nicht vergessen, daß bis zum 11. Jahrhundert der Bischof von Rom durch Klerus und Volk gewählt worden ist, und daß auch die Papstwahlordnungen immer wieder reformiert worden sind - zuletzt 1975 durch

Papst Paul VI., der das Wahlrecht auf die unter achtzig Jahre alten Kardinäle einschränkte.

Das Zweite Vatikanum, das Werk jener beiden Päpste, deren Namen Johannes Paul I. in programmatischer Absicht angenommen hat, wertete die Position der Bischöfe, ganz besonders aber der Laien, in der Kirche auf. Es wäre daher nur folgerichtig, wenn man diese Aufwer-

tung nicht nur im verbalen Bereich oder auf der Ebene der Pfarrgemeinderäte beließe, sondern die Laien auch an der Papstwahl beteiligte.

Selbstverständlich ist das nicht beim kommenden Konklave möglich, und sicherlich könnte es nur auf Repräsentationsbasis, etwa durch die Aufnahme des oder der obersten internationalen Laienvertreter in das Konklave erfolgen. Der Ein-

wand, daß auf Grund einer solchen Geste nur einer oder wenige katholische Funktionäre den Papst mitwählen würden, die unter Umständen die Laien schlechter vertreten als mancher Kardinal, ist naheliegend.

Dennoch hätte sie auf jeden Fall symbolhaften Charakter, was man nicht unterschätzen sollte. Zudem beweist die geschichtliche Erfahrung, daß solche symbolischen Akte sehr rasch eine Eigendynamik entwickeln. Es ist heute unbestritten, daß die am Zweiten Vatikanum zunächst nur passiv beteiligten wenigen Ordensschwestern und Laien bald sehr wohl in den Kommissionen nicht nur ihre Meinung vertreten, sondern daß sie auch manche Aussagen des Konzils beeinflußt haben.

Daher die Bitte an den neuen Papst, die Voraussetzung für eine Beteiligung von Laien - Männern und Frauen - am Konklave zu schaffen.

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