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Bond ohne Fleming
Nach längerer Pause zieht ein neuer James Bond ins Land. „Der Spion, der mich liebt“. Zum zehnten Mal setzt Produzent Albert Broccoli auf die magnetische Anziehungskraft seines Superagenten, der ihm ja bereits Milliarden eingebracht hat Der geistige James- Bond-Vater, Romanautor Jan Fleming, scheint diesmal im Vorspann gar nicht mehr auf, aber so viel an verstiegener Utopie, wie hier geboten wird, wäre wohl nicht einmal ihm eingefallen. Natürlich hat es „007“, Commander im britischen Geheimdienst, wieder mit einem Besessenen zu tun, der die Erde mittels Atöm-U-Booten vernichten und „eine neue, wundervolle Welt im Schoß der Ozeane“ errichten möchte. Wer ihm dabei in die Quere kömmt, den läßt er entweder durch einen Hünen mit Stahlgebiß liquidieren oder den Haifischen vorwerfen. Eine neue Variante ist auch, daß sich Bond diesmal mit einer Agentin des sowjetischen Geheimdienstes zusammentut, um den Untergang dieser Welt noch einmal hintanzuhalten.
Das Interesse des Beschauers wird dabei weniger durch die in den Grundzügen ja durchsichtige Handlung als durch einige stu- pende technische Spielereien des mit riesigem Aufwand (mehr als 300 Millionen Schilling!) gedrehten Films wachgehalten. Respekt hiebei auch vor der Kameraarbeit von Claude Renoir, einem Sproß aus der Familie des berühmten französischen Impressionisten. Weniger berühmt ist die Darstellung von Roger Moore, der zwar schon zum dritten Mal den Bond spielt, aber an die Ausstrahlung seines Rollenvorgängers Sean Connery bei weitem nicht herankommt. Curd Jürgens ist diesmal sein böser Gegenspieler, und auch von ihm erlebt man keine positive Überraschung. Schwach ebenfalls der Damenflor um Bond, aber all dies tut der „Hetz“, die Abenteuerlustige auch diesmal empfinden werden, sicher keinen Abbruch.
Eine originelle Unterhaltungsva- riante haben sich die Engländer mit „Kein Koks für Sherlock Holmes“ ausgedacht. Der berühmte englische Detektiv, Held zahlreicher Kriminalromane, ist dem Rauschgift schwer verfallen und wird von Dr. Watson nach Wien gelotst, wo ihn Sigmund Freud mittels Hypnose von seiner Sucht heilt. Das geht natürlich nicht ohne Zwischenfälle ab, die sich im zweiten Teil zu furioser Aktion mit Eisenbahnverfolgungsjagd steigern, während in der ersten Hälfte mehr trockener Humor ausgespielt wird, der allerdings nur selten so zündet, wie es sich der Romanautor Nicho- las Meyer vorgestellt hat. Nicol Wil- liamson als Holmes erweist sich zwar wieder als hervorragender Schauspieler, hat aber von Buch und Regie nicht immer die beste Assistenz und Größen wie Lawrence Olivier und Vanessa Redgrave können sich diesmal in kleineren Rollen überhaupt nicht entfalten.
Der Sensationserfolg von „Her mit den kleinen Engländerinnen“ hat wohl den Verleiher bewogen, allfällige Interessenten mit dem Titel „Die kleinen Französinnen“ auf eine falsche Fährte zu hetzen. Es geht zwar um die Liebeserlebnisse junger Menschen, aber im Mittelpunkt steht ein Bursche im Maturaalter. Autor-Regisseur Claude Berri hat mit Alain Cohen als Kind vor zehn Jahren in „Der alte Mann und das Kind“ eine feine Komödie auf tragischem politischem Hintergrund geschaffen, aber mit dem ausgewachsenen Jüngling gelang ihm nichts von gleicher Qualität. Auch wird man den Verdacht nicht los, daß der Film - wohl an seinen besseren Teilen - durch stümperhafte Schnitte gehörig verstümmelt wurde.
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