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Drei Jahre recherchierte die amerikanische Journalistin Rita Kram er für ihr Buch „Maria Montessori - Leben und Werk einer großen Frau“ und das kurze Vorwort von Anna Freud betont die Wichtigkeit dieser Biographie, die uns geeignet erscheint, den diffusen Nebel all dessen, was so viele Leute über Maria Montessori (1870-1952) gehört haben, durch solide Information zu ersetzen. Der Entschluß der Frau, die, gegen schwersten väterlichen Widerstand, und schwerste innere Widerstände gegen das Sezieren niederkämpfend, als erste Italienerin Medizin studiert hatte, ihre Beschäftigung mit entwicklungs-gestörten Kindern aufzugeben und sich normalen Kindern ohne dramatische Störungen zuzuwenden, leitete eine Revolution des Erziehungswesens ein. Maria Montessori war längst Professorin und berühmt, als sie die undankbare Aufgabe übernahm, sich um die Kinder eines römischen Elendsquartiers zu kümmern. Es charakterisiert ihre starke, selbstbewußte Persönlichkeit und ihr messianisches Gefühl, zu Wichtigem bestimmt zu sein, daß sie bei der Eröffnung des Kinderheimes, für das ihr nicht mehr als ein nackter Raum und keinerlei Geld zur Verfügung gestellt worden war, ankündigte, eines Tages würden „Leute von überallher kommen“, um die in San Lorenzo geleistete Arbeit anzuschauen. Grundlage dieser Arbeit wird die Methode, Kindern Materialien zur Verfügung zu stellen, die ihnen den Vollzug von Entwicklungsschritten ermöglichen, und sie sich und diesen Materialien zu überlassen. Allein wegen der wenigen Seiten, auf denen geschildert wird, wie hier Vierjährige in einer äußerst dramatischen Szene entdeckten, daß sie schreiben konnten, ohne sich bewußt zu sein, es vorher gelernt zu haben, lohnt es sich, dieses Buch zu lesen. Gegensätze und Parallelen zu Neill scheinen uns etwas zu wenig herausgearbeitet - es wird, völlig korrekt und notwendigerweise, betont, daß die Methode Montessori alles andere als „antiautoritär“, sondern sehr bewußt auf ein Entwicklungsziel bezogen war (ist); offen bleibt die Frage, ob nicht doch, und wie weit, die Kinder, mit denen Maria Montessori in San Lorenzo 1906 ihre Methode erarbeitete, nach heutigen Begriffen ebenfalls als entwicklungsgeschädigt nämlich durch Verwahrlosung in ihrer Entwicklung gehemmt anzusehen wären, was die außerordentlichen und plötzlichen Entwicklungssprünge, die ihnen mit der Hüfe dieser außerordentlichen Frau gelang, begreiflicher erscheinen läßt. Ein schönes und wichtiges Buch über eine Frau, der die Welt Wichtiges verdankt! (Kindler Verlag, München 1977, 372 Seiten, 8 Büdseiten, öS 292,60)

Obwohl man in immer mehr Auslagen Himmelsfernrohre sieht, ist die Amateurastronomie Hobby eines kleinen Personenkreises geblieben. Ob man sich dafür nun intensiver interessieren oder nur gelegentlich am Himmel „Spazierengehen“ will -„Blick ins Weltall - Ein Handbuch für Hobby-Astronomen“ von Werner Büdele r ist ein so fachkundiger Leitfaden für Fortgeschrittene wie blutige Anfänger, daß man wünschen würde, in jedes Hobby so kompakt und seriös eingeführt werden zu können. Es ist kein Buch über Astronomie, sondern ein völlig praxisorientiertes Kompendium all dessen, was man wissen muß, wenn man “den Himmel beobachten möchte - von den lohnenden Objekten bis zur Möglichkeit eines Fernrohr-Selbstbaues. Der Verfasser gibt nicht nur Ratschläge für den Fernrohrkauf, sondern nennt auch Fabrikate, steht aber offenkundig - und das ist heute, leider, bereits zur Ausnahme geworden - keiner Firma nahe. (Mosaik-Verlag, München, 208 Seiten, zahlreiche Abbüdungen, öS 246,40)

Wenn man Leopold Prinz von Bayern heißt und im Kasten das Rennfah-rerg'wandl neben dem Ordensbandl hängen hat, kann man auch mit34 Jahren schon seine Memoiren „Ein Prinz erzählt“ schreiben. Und dies sogar in sicherer Erwartung einer schönen Auflage. Ein bisserl früh. Resultat: Ein frischer, junger Mann erzählt drauflos, was er (sich) schon alles leisten konnte, aber zu sagen hat er (noch?) nichts. (R. S. Schulz Verlag, München 1977, 272 Seiten, 16 Photos, öS 177,10)

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