Kosmische Erziehung - © Foto: iStock/TanawatPontchour

Über kosmische Erziehung der Maria Montessori

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Maria Montessori reflektierte über soziale Probleme der Menschheit, um deren Lösung wir uns auch heute noch bemühen. Bis heute werden die Ideen der Pädagogin oft fehlinterpretiert. Eine Entgegnung.

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Maria Montessori reflektierte über soziale Probleme der Menschheit, um deren Lösung wir uns auch heute noch bemühen. Bis heute werden die Ideen der Pädagogin oft fehlinterpretiert. Eine Entgegnung.

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Die Pädagogik der italienischen Ärztin und Pädagogin Maria Montessori (1870-1952) gehört zu den bedeutendsten und einflussreichsten Konzepten des 20. Jahrhunderts. Das scheint auch heute – 70 Jahre nach ihrem Tod – weiterhin zu gelten. Kein anderer Reformansatz ist weltweit so verbreitet aufgegriffen worden wie die Pädagogik Maria Montessoris.

Im Bewusstsein einer pädagogisch interessierten Öffentlichkeit, aber auch in der Sicht der Erziehungswissenschaft hat Montessori ihren festen Platz als große Anregerin für die Erziehung in der frühen Kindheit und in der Grundschulzeit. Insbesondere ist sie bekannt durch die von ihr geschaffenen „Entwicklungsmaterialien“ zur Unterstützung des selbstständigen Lernens des Kindes in Kindergarten und Volksschule im Rahmen einer kindlichen Entwicklungsbedürfnissen entsprechenden „vorbereiteten Umgebung“.

Unzureichende Quellenlage

Weniger bewusst ist, dass Montessori nicht lediglich eine neue Erziehungsmethode entworfen hat, sondern ein umfassendes pädagogisches Konzept, das vom vorgeburtlichen Werden des Menschen bis zum Seniorenalter reicht. Maria Montessori reflektierte über soziale Probleme der Menschheit, um deren Lösung wir uns auch heute noch bemühen. Dazu gehört Montessoris Engagement für eine Friedenserziehung, für die sie nach dem 2. Weltkrieg von mehreren Ländern für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde. In ihrem Programm einer „Kosmischen Erziehung“ entwickelt sie u. a. Grundgedanken einer ökologisch orientierten Pädagogik. Für die heutigen Aufgaben einer integrativen Erziehung und Bildung behinderter, aber auch hochbegabter Kinder sowie eines gemeinsamen Lernens von inländischen Kindern mit Kindern anderer kultureller Herkunft, bietet die Montessori-Pädagogik anregende Möglichkeiten. All dies ist in der erziehungswissenschaftlichen Literatur vielfach belegt. Gleichwohl gibt es neben berechtigter Kritik der Pädagogik Montessoris auch verbreitete Fehleinschätzungen, die wesentliche Ursachen u. a. in einer lange Zeit unzureichenden Quellenlage haben. So blieb außerhalb der Montessori-Bewegung lange Zeit weithin unbekannt, dass die italienische Pädagogin seit den 1920er Jahren auch Überlegungen zur Konzeption einer Sekundarschule, zur Gestaltung des Lehrens und Lernens an Universitäten und für ein „lebenslanges Lernen“ angestellt hat. Seit 2010 erscheinen im Verlag Herder in deutscher Übersetzung die gesammelten Werke Maria Montessoris. Bis 2022 sind insgesamt dreizehn Bände dieser historisch-kritischen Edition erschienen. Diese Gesamtausgabe dürfte auch international zu einer erheblichen Verbesserung der Quellenlage beitragen.

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