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Dank sagen für die Schätze der Erde.

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Tesoro, sagt der Italiener zu einer Frau, die ihm wichtiger als alles andere ist. Mein Schatz — so sagen wir auch im Deutschen und niemals ohne Dankbarkeit.

In breiter Front mahnen uns die Grünen und unsere eigenen Unterlassungen, den ' Götzen des Fortschritts abzuschwören und das wieder schätzen zu lernen, was ohne uns entstand und doch uns in die Hände gegeben wurde: Wasser, Wald , Wiese und Weide. Das Kostbarste in dieser Welt empfangen wir ohne Anstrengung.

Was aber taten wir? Verschleuderten und zerstörten, bis in die Ionosphäre hinein, was uns anvertraut wurde. Weil wir nichts mehr aus der Hand des Schöpfers dankbar empfingen, wurden wir Sklaven des Götzen Fortschritt. Wo unser Schatz ist, da ist unser Herz. Dieses nüchterne Wort Jesu trifft genau unsere Situation.

Am Erntedanktag sollten wir für diese Mahnung aufge

schlossener sein als sonst. Der Sommer neigt sich. Wir haben daheim und in der Fremde Schönheit und Erhabenheit der Schöpfung erlebt. Bleibende, uiiauslösch-liche Eindrücke — so sagen, so schrieben wir in Karten und Briefen - hätten wir empfangen.

Der Geruch reifen Korns und in Schwaden den Boden bedeckenden Heus begleitete uns in die Büros, auf die Asphaltstraßen, in die Fabrikhallen. Daß diese Welt schön ist, wo „nicht der Mensch hinkommt mit seiner Qual" — wir erfuhren es aufs neue.

Und nun sollten wir nicht mit allen, die auf Äckern und Wiesen, in Ställen und Silos, vor Tagesanbruch und bis in

die Nacht oft hinein für unser tägliches Brot den Rücken krumm machten, für die Ernte danken können? Nicht mehr die Mühe schätzen können, den Schweiß nicht würdigen — und damit denen Dank verweigern, die das tägliche Brot auf den Tisch brachten?

Wer Menschen nicht mehr danken kann, įvird unfähig, Gott zu danken. Wer am Erntedanktag überheblich von Selbstverständlichkeiten redet, versteht nichts. Denn nichts versteht sich in dieser Welt, in der wir gedankenlos unser eigenes Wohl bedenken, weniger von selbst, als daß die Schätze der Erde gehoben und weitergegeben werden.

Gott gibt sich selbst mit allen Schätzen, in der Schöpfung, wie in der Erlösung. Nur der Dankbare kann sein Mitarbeiter sein, damit es in dieser Welt menschlicher zugeht. Der Acker ist groß genug für uns alle — und der Schatz auch.

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