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Der Kampf ums Dasein

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Der Buchmarkt scheint unter einer Handvoll Großverlagen aufgeteilt. Was aber machen die Kleinen, um nicht unterzugehen?

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Der Buchmarkt scheint unter einer Handvoll Großverlagen aufgeteilt. Was aber machen die Kleinen, um nicht unterzugehen?

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Man braucht sich wahrlich nicht durch die Ständeschluchten der Frankfurter Buchmesse gekämpft zu haben, um über die Aufteilung des Marktes unter den Buchverlagen Bescheid zu wissen: Die erdrückende Dominanz einiger weniger Großer läßt sich durch einen flüchtigen Blick in jede beliebige Buchhandlung leicht nachprüfen.

Dennoch gelingt es einer Heerschar von Kleinverlagen, mit oft nur einem halben Dutzend Neuerscheinungen pro Jahr ihr Dasein zu fristen; in der Regel aber ist dies ein recht mühsamer und täglicher Kampf ums Überleben. Die kargen Werbeetats dieser nicht selten als Ein-Mann-Betrieb anzutreffenden Buchwerkstätten ermöglichen kaum je eine nachhaltige Medienpräsenz: Zwei, drei größere Zeitungsinserate und ein paar Routineaussendungen verschlingen gewaltige Summen, und der heißersehnten weil wirkungsvollen Gratispromotion durch die elektronischen Medien können sich die kleineren Verlage nur höchst spärlich erfreuen - zu tes Verlagsprogramm. Denn bei minimalen Werbemöglichkeiten und dem Fehlen klingender Autorennamen erweist sich nur genaueste Positionierung jedes einzelnen Titels und das geradezu pedantische Feilen am Verlagsprogramm als unumgänglich. Zum einen ist das die Suche nach Marktnischen - ein Bemühen, dem sich selbstredend auch die

Branchenriesen intensiv widmen, denen gegenüber der Kleinverlag aber den Vorteil größerer Beweglichkeit hat: Für ihn sind auch Themen interessant, für deren mögliche Auflagenhöhe der große Bruder niemals die ganze Maschinerie in Gang setzen würde. Als Beispiel mag hier das im Salzburger Pustet-Verlag erschienene „Märchen von der Zauberflöte“ dienen, das Mozarts Oper in Prosa erzählt und in farbenfrohen Malereien fürs Auge aufbereitet. Ein Buch so persönlich wie dieses zu gestalten, erfordert in jeder Phase ein starkes verlegerisches Engagement - ohne Aussicht auf märchenhafte Auflagen und daher für das große Haus nicht relevant genug.

Ein für den Kleinverleger unerläßlicher Spürsinn ist die „Nase“ für kommende Themen, für vor der Tür stehende Trends, wozu auch das Gespür für den besten Termin gehört. So kommt etwa mit dem großformatigen und aufwendig gestalteten Text-Bildband „Auf den Fährten der Wallfahrer“ (ebenfalls im Pustet-Verlag, Salzburg) in diesen Tagen genau das richtige Buch zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt - richtig in einem Maß, wie dies auch vor einem halben Jahr noch nicht vorhersagbar war.

Ohne Zweifel muß der Kleinverlag bei den Großen „abschauen“: Was sich anderswo bewährt, läßt sich noch allemal verbessern. So folgen beispielsweise „Die Grünen Wegweiser“ im Verlag der Salzburger Druckerei - eine Freizeitreihe mit Ausflugstips, Wanderempfehlungen, Radführern und so weiter - natürlich bestehenden Vorbildern. Aber durch strenge Übersichtlichkeit, hohen Informationsgehalt, einen flüssig und rund zu lesenden Text sowie den ausgeprägten Servicecharakter bietet sich diese Reihe als der bessere Freizeitführer an.

Ein weiterer wichtiger Erfolgsbaustein ist die kompromißlose

Produktqualität-gerade hier darf nicht am falschen Platz gespart werden. Und das gilt für die Buchkonzeption und den Text ebenso wie für Reproaufwand, Papierwahl und Druckqualität, bis hin zu Einbandstoff und Bindearbeit. Als ein Musterbeispiel kann hier der in anderem Zusammenhang erwähnte Bildband „Auf den Fährten der Wallfahrer“ gelten, aber auch so aufmerksam gestaltete Bücher wie jene aus der „Edition Salis“, zum Beispiel die beiden Fotobände „Salzburger Vorstädte“ und „Der Pongau - Porträt einer poetischen Landschaft“ (Verlag der Salzburger Druckerei).

Besonderes Augenmerk muß der Kleinverlag auf Unverwechselbares in seinem Programm legen: Titel, die ihm auch kein Großer so schnell „abschießen“ kann. Die vierbändige und über 3000 Seiten starke „Geschichte Salzburgs“ etwa kann hier ein Beispiel sein: ein bei Pustet Salzburg erschienenes Standardwerk, das auf Grund seiner wissenschaftlichen Qualifikation nicht konkurrenzierbar ist.

Eine Information der Salzburger Pressvereinsverlage, deren programmverantwortlicher Lektor der Autor dieses Beitrags ist.

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