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Dialog als Lebensprozeß
Vor kurzem wurde das 25-Jahr-Bestandsjubiläum des Wiener Afro-asiatischen Instituts (AAI) in einer fröhlich lockeren, selbstbewußt kommunikativen und doch auch bescheidenen, nüchternen Weise gefeiert.
Die sehr bewegte Geschichte des Instituts, der verschiedenen Anstrengungen und Versuche, seine Aufgabe zu bewältigen, fällt mit dem gesamtkirchlichen Ereignis des II. Vatikanischen Konzils fast nahtlos zusammen. Das gewaltige Ringen der Kirche, sich aus dem abendländischen Geschichtskontext in ihre eigentliche, universale Rolle voll einzuspielen, hat im Zentrum des Herzens der Christen, wie auch in manchen scheinbar sehr verstreut angesiedelten Lebensregungen stattgefunden.
Hinter den zunächst folkloristisch anmutenden Darbietungen damals exotischer Völker bahnte sich ein partnerschaftlicher Dialog mit beiderseits lebenswichtigen Begegnungen an. Der Uberle-genheitskomplex, der tief im Bewußtsein verwurzelt im Hintergrund mannigfacher Hilfestellung steht, wich einem immer stärker empfundenen, ehrfürchtig suchenden Bedürfnis nach wechselseitiger Bereicherung und Befruchtung. Dialog wurde nicht mehr nur als Taktik und Methode verstanden im Dienst missionarischer Einsätze, sondern als Lebensprozeß einer aneinander und miteinander sich entfaltenden Wahrheit.
Im Vertrauen auf die Kirche hat das AAI relativ ungeschützt die nicht ansehbare Vielfalt von Herausforderungen angenommen, die sich im Laufe der Zeit ergaben. Ohne sie adäquat bewältigen zu können, blieb und bleibt es doch ein Zeichen, das in der Kirche unseres Landes und Ortes nicht übersehen werden kann.
Die großen Kontroversen um einen Neuansatz kirchlichen Bewußtseins im Verhältnis zu Gesellschaft, Staat, Ideologie, Religion, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Weisheit sind in diesem Raum wirklich spürbar geworden. Nach 25 Jahren hat man nicht den Eindruck, daß sich institutionell und strukturell die wesentlichen Aufgabenbereiche niederschlagen konnten. Man hat aber auch durchaus die lebendige Erfahrung, daß gläubiger Mut zunächst und vielleicht auch für länger Strukturen ersetzen oder zumindest entbehren kann.
Es bleibt etwas Einzigartiges, wenn Studenten, Berufstätige niederer und höchster Stellungen ganz verschiedener Kulturen und
Standesbereiche friedlich und freudig zusammenkommen. — Wo gibt es ein Klima, das Raum schafft nicht nur für Kulträume der Religionen nebeneinander, sondern auch der Gespräche der Gläubigen verschiedener Herkunft miteinander?
In einer Welt, die äußerst sensibel jegliche politische Konzentration oder Ballung scheut, werden Zeichen dieser Art gerade dort immer bedeutsamer, wo sie der Macht entbehren und vielleicht nur von Initiativen einzelner getragen werden.
Der Autor ist Rektor des Afro-asiatischen Instituts.
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