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Die Mußegesellschaft bleibt ein ferner Traum
Wo gibt es im Jahr 2000 Arbeitsplätze? Bleibt die Vollbeschäftigung weiterhin Utopie? Was bringt uns der Binnenmarkt? Welche Branchen werden wachsen, welche schrumpfen? Tendenzen und Vorstellungen dazu im Dossier.
Wo gibt es im Jahr 2000 Arbeitsplätze? Bleibt die Vollbeschäftigung weiterhin Utopie? Was bringt uns der Binnenmarkt? Welche Branchen werden wachsen, welche schrumpfen? Tendenzen und Vorstellungen dazu im Dossier.
Möchten Sie gern nur mehr 20 Stunden in der Woche arbeiten? Mit 40 Jahren in Pension gehen? Sich sozial engagieren? Die Umwelt, Alte und Kranke aktiv betreuen? Das Leben ausschöpfen, genießen, endlich sinnvoll nutzen? Denn „unfrei und niedrig sind die Tätigkeiten aller, die für Lohn arbeiten“, sagte schon Cicero im antiken Griechenland, und gar nicht wenige fühlen sich heute auch so (siehe Kasten).
Aber leider — wir sind noch weit entfernt von einer Freizeit- und
Mußegesellschaft. Arbeit wird auch in Zukunft ihre große Bedeutung beibehalten.
Zu diesem Ergebnis kommt Horst W. Opaschowski, wissenschaftlicher Leiter eines Hamburger Freizeit-Forschungsinstitutes, in seiner Studie „Wie leben wir nach dem Jahr 2000 - Szenarien über die Zukunft der Arbeit und Freizeit“.
Sein Fazit: Die Mußegesellschaft bleibt Utopie und ist keine ernstzunehmende Perspektive für die nähere Zukunft. Arbeit, präzisiert er seine Prognosen, wird auch nach der Jahrtausendwende eine erstrebenswertere Tätigkeit sein als das Nichtstun. Eigen- und Gemeinschaftsarbeit stehen nach wie vor an der Spitze.
Etwas zu arbeiten verschafft -wie schon heute — ein gutes Gewissen, Müßiggang ist verpönt.
Die Arbeitsgesellschaft, wie wir sie heute kennen, wird allerdings ihre Schwerpunkte ändern. Bis zur Jahrtausendwende hat sich dieser Wandel vollzogen. Folgendes Szenario ist für Opaschowski denkbar und realistisch:
Die Arbeitswoche endet am Donnerstag. Was aber nicht heißt, daß dann das süße Nichtstun beginnt. Im Gegenteil — für viele beginnt dann ein regelrechter Freizeitstreß durch die zahlreichen sonstigen Beschäftigungen. Sport und Hobbys erleben zwar einen Boom, aber gleichzeitig blüht die Schattenwirtschaft. Dadurch steigen Freizeitkrankheiten und -Unfälle — aber auch die Langeweile und Frustration (siehe dazu „Der neue Konsument“ von Rudolf Bretschneider in FURCHE 45/1988).
Erfreulich ist, daß in Zukunft die Familie wieder einen höheren Stellenwert einnimmt. Weiters, so orakeln die Zukunftsforscher, werden gesellschaftliche Verpflichtungen einen verbindlichen Charakter annehmen. Soziales Engagement wird zu einem „Muß“, dem man sich schwer entziehen kann. Umweltschutz, Alten- und Krankenbetreuung wird als überaus wichtig empfunden, entsprechend gefordert und auch gesellschaftlich und finanziell honoriert.
Daß solche Zukunftsperspektiven durchaus realistisch sind, zeigen generelle Trends bereits heute. Die jungen Leute haben der „no future“-Mentalität der siebziger Jahre endgültig eine Absage erteilt, Erfolgsstreben ist wieder angesagt. Utopische Gesellschaftsformen will kaum einer mehr ernsthaft verwirklichen. Hier und jetzt soll die persönliche Situation durch beruflichen Erfolg verbessert werden.
Die junge Generation ist auch bereits dabei, die starre Arbeitswelt aufzubrechen, über neue Formen des beruflichen Mitein-anders nachzudenken und diese auch zu verwirklichen. Dazu gehört die Absage an klassische Hierarchien und Autoritäten, an Zwang und Angepaßtheit. Der Wert einer Person bemißt sich nicht mehr nur an ihrer Position im Berufsprozeß.
Eines zeichnet sich jedenfalls deutlich ab: Wir bleiben auch in Zukunft auf die Arbeit eingeschworen, der Müßiggänger bleibt sozial geächtet. Wir werden zwar kein Schlaraffenland aufbauen, aber ein bißchen mehr das zusammenbringen, was in Wirklichkeit wohl auch zusammengehört; Arbeit und vergnügtes Leben.
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