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... die Deutschlandpolitik
Unabhängig davon, wie Pankow sich weiter verhalten wird, scheint es, daß man sich in Bonn einen Fahrplan zurechtgelegt hat, der auch Alternativen enthält. Wenn nicht alles täuscht, ist die Bundesregierung entschlossen, soweit es überhaupt in ihrer Kraft steht, Pankow nicht nur zum Dialog, sondern zum Verhandeln zu „zwingen“. Deshalb ist es darauf eingestellt, so viel Entgegenkommen, wie irgend vertretbar, zu zeigen, damit Pankow nicht wieder ausweichen kann. Und deshalb dürfte Bonn auch bereit sein, darauf einzugehen, daß auf beiden Seiten Beauftragte ernannt werden, selbst im Rang eines Ministers oder eines Staatssekretärs. Ihre Aufgabe wäre, das weitere Verfahren abzusprechen, die weiteren Kontakte und die Liste der Maßnahmen, die nach Bonner Ansicht ergriffen werden sollten, um die menschlichen Beziehungen zwischen beiden Teilen Deutschlands zu erleichtern. Hingegen kann als sicher gelten, daß Bonn sich nicht darauf einlassen würde, daß die Beauftragten zuerst und ausschließlich über ein Zusammentreffen Kiesingers mit Stoph verhandeln. In dieser Forderung Pankows erblickt Bonn nach wie vor den direkten Versuch, auf dem Weg der Anerkennung des ostdeutschen Staates einen Schritt weiterzukommen.
„Friedensordnung“
Bei allem ist zu berücksichtigen, daß die Bonner Politik in der Deutschlandfrage noch nicht bis in die letzten Einzelheiten durchgezeichnet ist. Aber für den Beobachter der Bonner Politik, der tiefer in sie einzudringen versucht, gibt es keinen Zweifel, wie gemäßigt und realistisch die Möglichkeiten in der deutschen Frage beurteilt werden. Dies kam kürzlich auch beim Schle-siertreffen in München zum Ausdruck. Herbert Wehner und Franz-Josef Strauß traten dort gemeinsam auf. Wehner sprach vom „Mut zur Ehrlichkeit“. Strauß warnte vor „radikalen Zungenschlägen“ und forderte, „neue Formeln“ zu suchen. Auslassungen wie diese lassen zur Genüge erkennen, wohin die Gedankengänge der verantwortlichen Politiker zielen. Willy Brandt ist etwas deutlicher geworden. In einem Interview sprach er von einem gleichzeitigen Abbau der „Blöcke“, der NATO und des Warschauer Paktes. Vor allem rückte er den Begriff einer „Friedensordnung“ in den Vordergrund, der fraglos in der Bonner Außenpolitik der nächsten Zukunft eine wachsende Rolle spielen wird. Dem Gedanken an eine Friedensordnung liegt der wichtige Gedanke zu Grunde, daß eine Wiedervereinigung Deutschlands auch bis zur Oder nicht möglich ist, solange nicht den Nachbarn Deutschlands die Sorge vor einer neuen Explosion aus dem deutschen Raum herausgenommen wird.
Das neue Bild der deutschen Außenpolitik „in Bewegung“ wäre unvollständig ohne den Hinweis, daß sie ihren Aktionsradius auch nach Nordeuropa ausgeweitet hat. Dies war der Sinn der Reise des Bundesaußenministers durch die skandinavischen Hauptstädte bis hinauf nach Helsinki und Rejkiavik. In Bonn ist man mit dem Ergebnis in jeder Hinsicht zufrieden. Brandt hat den Vorzug, daß er jahrelang in der Emigration in Skandinavien zugebracht hat. Er spricht daher auch die Sprache einiger dieser Länder, hat ein Flair für ihre politische Grundstimmung und kennt ihre Probleme.
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