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Eine Sinfonie

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Die Weltrepräsentanz katholischer Journalist(inn)en und Verleger(inn)en tagt alle drei Jahre. Der heurige XV. Weltkongreß der UCIP vereinte in Bayern insgesamt 550 Personen aus 78 Ländern aller fünf Kontinente: die eindrucksvollste Repräsentanz in puncto regionaler und altersmäßiger Ausgewogenheit, die je erreicht worden ist.

Der Grundton war positiv, zukunftsbezogen und hoffnungsvoll. Kritik wurde, wo sie notwendig schien, maßvoll und konstruktiv geübt. Nirgendwo wurde der gißige Hauch spürbar, der innerkirchliche Debatten in Österreich in den vergangenen Monaten bisweilen begleitet hat.

Mit Genugtuung kann der Verband katholischer Publizisten Österreichs vermerken, daß eine von ihm eingebrachte Resolution auf breite Zustimmung stieß. Bei nur acht Gegenstimmen und elf Enthaltungen wurde die Entschließung von rund vier Fünftel der anwesenden Mitglieder der Generalversammlung angenommen. Die Kernsätze der Resolution lauten:

„Der Dienst des katholischen Publizisten an Kirche und Welt gründet sich auf Taufe und Firmung und nicht auf Sonderermächtigungen irgendwelcher Institutionen. Dieser Dienst an Wahrheitssuche und Wahrheitsfindung steht unter dem obersten Gesetz von Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit und Wahrheit. Auch die Kirche braucht eine sich frei entfaltende öffentliche Meinung. Diese setzt ihrerseits freie Gedankenäußerung aller Kirchenmitglieder voraus. Diese Freiheit des Gesprächs in der Kirche belastet den Zusammenhalt und die Einheit keineswegs - im Gegenteil. Zwischen kirchlichen Amtsträgern und den Fachleuten der Publizistik muß eine vertrauensvolle Verbindung bestehen. Dazu gehören eine umfassende und wahrheitsgemäße Weitergabe von Informationen durch kirchliche Stellen ebenso wie Treue zum Lehramt und zu einem gebildeten Gewissen.“

Diese Resolution, deren verknappte Formulierungen durchwegs kirchlichen Texten entnommen sind, richtet sich nicht gegen Lehr- oder Petrusamt noch gegen irgend eine kirchliche Institution - nur gegen einzelne Personen (Amtsträger oder Journalisten), die darauf gelegentlich vergessen.

Den versammelten Vertretern der Katholischen Weltunion der Presse sagte der amerikanische Kurienkardinal John P. Foley, von ihnen werde „eine Sinfonie und nicht ein Solo“ erwartet.

So gesehen, könnte das Ja der UCIP zu der von Österreich eingebrachten Resolution, wenn alle Beteiligten mitspielen, auch ein Finale (allegro moderato) zum jüngsten Sommer-Furioso sein.

Künstliche Befruchtung: Will man Paaren helfen?

Zum Beitrag von Christiane Stourzh in der FURCHE 38/1989: Es ist wichtig und erfreulich, daß sich auch Laien mit der In-vitro-Fertilisation beschäftigen. Es ist aber bedauerlich, wenn in einer solchen Stellungnahme von falschen Voraussetzungen ausgegangen wird.

Was ist das Ziel der In-vitro-Fertilisation? Ehepaaren, die keine andere Chance haben, kann auf diese Weise geholfen werden, zu einem eigenen Kind zu kommen. Zahlreichen Ehepaaren konnte damit schon geholfen werden. Wenn man diese Methode ablehnt, dann soll man es deutlich formulieren und sich nicht hinter dem sogenannten „Einserverfahren“ verstecken.

Die Autorin meint, die In-vitro-Fertilisation könnte genausogut durchgeführt werden, wenn man die Follikelpunktion und Eizellengewinnung in einem Zyklus durch-

führt, in dem nur eine Eizelle reift. Das wäre das Ende dieser Methode. Die Chance für eine Patientin, unter diesen Bedingungen schwanger zu werden, ist nur dann gegeben, wenn bei ihr der Grund für die Unfruchtbarkeit ausschließlich in verschlossenen oder fehlenden Eileitern liegt. Und selbst dann sinkt die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten einer Schwangerschaft auf etwa 15 Prozent. Man muß sich vor Augen halten, daß die Follikelpunktion im Rahmen einer Operation, verbunden mit allen dabei möglichen Risken, vorgenommen wird. Wenn man von der Wahrscheinlichkeit ausgeht, muß sich eine Patientin etwa sieben Operationen aussetzen, um möglicherweise einmal schwanger zu werden! Dabei ist aber nur von jenen Patientinnen die Rede, die sonst keine Erkrankungen haben. Die Autorin weiß nicht (oder hat bewußt negiert), daß die Indikation

zur In-vitro-Fertilisation heuzuta-ge viel weiter reicht; beispielsweise auch bei hormonellen Störungen oder bei Subfertilität des Mannes stellt die In-vitro-Fertilisation oft die einzige Möglichkeit der Behandlung dar. In all diesen Fällen hat man ohne hormonelle Stimulation keine Erfolgschance. Damit wäre eine große Zahl von Patientinnen (an unserer Klinik etwa 40 Prozent!) von einer Behandlungsmöglichkeit ausgeschlossen.

Bezeichnend für die Ansicht der Autorin ist der letzte Absatz in ihrem Beitrag. Sie nennt die In-vitro-Fertilisation als „Übel“ (das „Einserverfahren“ sei das kleinere Übel). Ehrlicher wäre gewesen, gleich am Beginn zu schreiben: Ich bin gegen diese Methode und dagegen, daß unfruchtbaren Paaren geholfen wird.

Vielleicht noch einige Worte zur sogenannten „Einserlösung“. Selbstverständlich sind auch wir nicht glücklich darüber, daß wir manchmal bis zu fünf Embryonen transferieren müssen - bei uns wird prinzipiell jeder Embryo transferiert. Heute können wir durch die Vereinfachung der Punktionstechnik nach drei punktierten Eizellen aufhören, das heißt: die Zahl der gewonnenen Eizellen ist steuerbar.

Wenn die Autorin für das „Einserverfahren“ plädiert, nimmt sie ebenfalls bewußt einen möglichen „Embryoverlust“ in Kauf. Gleichzeitig sinkt aber die Chance der Patientin, ein eigenes Kind zu bekommen, einer hohen Anzahl von Patientinnen wird die Möglichkeit, schwanger zu werden, überhaupt genommen.

Wenn man bedenkt, daß sowohl im natürlichen wie auch im stimulierten Zyklus bei der Bildung und Reifung von Ei- und Samenzellen ein gewisser Prozentsatz dieser Gameten Anlagestörungen aufweist und damit entweder keine Fertilisation stattfindet oder die geteilte Eizelle nicht weiter entwicklungsfähig ist, so ist unserer Meinung nach die Punktion von mehreren Eizellen und deren Fertilisation sowie Transfer im Hinblick auf einen besseren Behandlungserfolg gerechtfertigt.

Dr. Josef Deutinger Dr. Alexander Reinthaller II. Universitätsfrauenklinik 1090 Wien, Spitalgasse 23

Die Jkranken Kassen

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Zur Kolumne von Hans P. Ha-louska „Kranke Kassen“ (FURCHE 40/1989): Wenn man die Wirtschaft nur mit Hilfe des freien Marktes sanieren kann, gilt das natürlich auch für das Gesundheitswesen. Es muß ein freier Markt kommen, der die Patienten spüren läßt, was die Leistungen, die sie verlangen, kosten und der die Preise reguliert. Natürlich auch die Preise der Ärzte und Krankenhäuser.

Es gibt nach der Meinung, die ich 1974 nach 30jähriger Krankenkassentätigkeit niedergelegt habe, für Österreich grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

1. Wir werfen den Marxismus, das heißt die Illusion, daß sich die Dienstleistungen im Gesundheitsdienst grundsätzlich von Waren unterscheiden, über Bord. Dann sollen die Patienten alles zunächst einmal selbst bezahlen. Die Krankenkasse refundiert, was vereinbart ist bzw. was sie können. Das Resultat: Leute werden sparen, wenn sie sehen, was Medikamente, Arztleistungen, Laboratoriumdiagnostik und Röntgenuntersuchungen kosten, und sie werden kaufen bzw. bestellen, was billiger oder preiswerter ist. Die Krankenkassen werden sich sanieren. Letzten Endes werden wir ohne Beitragserhöhungen und mit weniger - wenn überhaupt - Steuergeldern denselben oder vielleicht sogar noch einen besseren Gesundheitsdienst haben, weil sich unter den Anbietern Konkurrenz entwickeln wird, die die Preise sinken und die Leistungen steigen läßt.

2. Wenn unser politisches System das nicht zuläßt, dann gäbe es immer noch eine zweitbeste Lösung: Man nimmt die Ärzte an die Kandare, wie ich das zu meinem Erstaunen soeben als neuesten Hit im Gesundheitsdienst Großbritanniens entdeckt habe. Mein Vorschlag wäre, den Ärzten umso mehr diagnosti-

sche und therapeutische Selbständigkeit (Röntgenuntersuchungen, Laborleistungen, therapeutische Maßnahmen) zuzugestehen, je mehr sie an Medikamenten und Krankenhaustagen ihre Patienten haben.

Im Computerzeitalter ließe sich so etwas sehr einfach bewerkstelligen. Auch hier würde sich ein freier Markt entwickeln. Die Patienten hätten außerdem den Vorteil, daß sie nicht so viel herumgeschickt werden müßten, daß sie also in den Wartezimmern weniger Zeit verlieren würden. Die medizinische Qualität würde keineswegs darunter leiden und der Steuerzahler würde entlastet werden. Die wirklich Armen, etwa die Ausgleichszulagen-Empfänger, könnte man ausnehmen und wie bisher direkt auf Krankenschein behandeln.

Dr. Wolfgang Lutz Facharzt für Innere Medizin 5020 Salzburg, Südtirolerpl. 3

Großes Glashaus „Welt“

Mit Interesse habe ich den Beitrag „Die Welt - bald ein großes Glashaus?“ (FURCHE-Dossier 41/ 1989) gelesen. Darin wird wieder einmal die simple Kausalkette geschildert: Treibhauseffekt - Erwärmung - Abschmelzen der Polkappen - Ansteigen des Meeresspiegels.

Ohne die Gefahren der Umweltverschmutzung zu verkennen, vertrete ich eine abweichende Meinung, die ich auch schon vor internationalen Fachgremien vertreten habe. Der Zusammenhang zwischen steigendem C02-Gehalt der Atmosphäre und einer eventuellen globalen Erwärmung ist keineswegs eindeutig geklärt. Das Wasser der Ozeane hat ein ungeheures Speichervermögen für C02, wo es zur

ff

Bildung der Bikarbonate gebraucht wird. Der in Ihrem Artikel genannte, auch noch nicht gesicherte, Anstieg des Meeresspiegels ist allein schon durch einen Temperatureffekt erklärbar.

Es wäre schön, könnte die FURCHE auch eine abweichende Meinung publizieren. Ich betone nochmals, daß ich die Bedrohung unserer Welt nicht unterschätze. In diesem Zusammenhang ist interessant, daß schon 1897 die gleiche Diskussion, wie sie heute in den Medien geführt wird, von dem damals bekannten schwedischen Astronomen Svante Arrhenius gestartet wurde. Univ. Prof. Dr. K. Bretterbauer Institut für Theoretische Geodäsie und Geophysik 1040 Wien, Gußhausstr. 27-29

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