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Endstation Krieg?
Zwei Meldungen aus den Zeitungen der letzten Tage reizen zu Überlegungen: Aus den USA kommt die erfreuliche Nachricht, daß die Amerikaner den Polen 70 Prozent aller Schulden erlassen werden. Das sind rund 32 Milliarden Schilling.
Und die zweite Meldung: 22 Millionen Afrikaner sind nach einer Studie des US-Außenministeriums vom Hungertod bedroht. Genau aufgeschlüsselt schaut das so aus: Neun Millionen im Sudan, 4,6 Millionen in Äthiopien, 4,4 Millionen in Mozambique und in Liberia und Angola zusammenvier Millionen...
Im Golfkrieg wurde viel von der Solidarität der Völkergemeinschaft geredet und geschrieben. In ein paar Wochen wurde in diesem Krieg mehr Geld aufgewendet als in einem ganzen Jahr alle hochindustrialisierten Staaten zusammen für Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen. Es ist auch unwahrscheinlich, daß die Industriestaaten sich nur zu einer ähnlich wirksamen Solidarität wie im Golfkrieg aufraffen, wenn es darum geht, Millionen Menschen vor dem Hungertod i zur&tten.
Was das mit dem Schuldenerlaß für Polen zu tun hat?
Die einstige Zweite Welt wächst mit der Ersten Welt zusammen, die Dritte Welt bleibt arm und wird noch ärmer. Die Erste Welt investiert in die Zweite und hat daher noch weniger Geld für die Dritte Welt. Appelle der Dritten Welt nach einem Schuldenerlaß auch für diese Länder verhallten bisher ungehört. In Polen wird ein radikal-kapitalistischer Wirtschaftskurs durchgezogen, mit allen noch nicht voll abzuschätzenden Folgen - das macht die Polen würdig, ihnen Schulden nachzulassen. Und das ist auch gut so, im Sinne einer notwendigen Umverteilung. Aber was geschieht mit den Ländern, die vor allem von ihren Rohstoffen leben, Rohstoffe, über deren Preis sie nicht selbst bestimmen können?
Schon jetzt verhungern jährlich 14 Millionen Kinder, gleichzeitig werden pro Tag mehr als 20 Milliarden Schilling für Rüstung und Kriegsforschung ausgegeben.
Und die Menschheit wächst: Im Jahr 2000 werden es 6,2 Milliarden Menschen sein, im Jahr 2025 8,5 Milliarden.
Das Zusammenwachsen der Ersten und der Zweiten Welt mit allen seinen Problemen verdeckt derzeit noch den größeren Konflikt, der auf uns zukommt: Die Auseinandersetzung zwischen dem armen Süden und dem reichen Norden. Experten wie Claus Eu-rich, der an der Universität Dortmund lehrt und forscht, meinen, daß wir in einem Zug sitzen, für den es anscheinend weder einen Fahrplan noch Weichen, noch Haltesignale gibt. Die Endstation des Zuges heiße Krieg, meint Eurich in seinem Buch „Tödliche Signale. Die kriegerische Geschichte der Informationstechnik
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