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Falkland-Konflikt: Die Waffen sprechen

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Im Südatlantik sprechen die schweren Waffen, Verhandlungen sind auf die lange Bank geschoben. Dennoch dürfte der Papst diese'Woche nach Großbritannien reisen.

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Im Südatlantik sprechen die schweren Waffen, Verhandlungen sind auf die lange Bank geschoben. Dennoch dürfte der Papst diese'Woche nach Großbritannien reisen.

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Auf den Tag genau sieben Wochen, nachdem die Falkland-In-sel-Gruppe von argentinischen Truppen okkupiert worden war, weht die britische Flagge wieder über einem kleinen Flecken des Archipels. Ein Brückenkopf ist erstellt, der mit Sicherheit gefährlichste Augenblick ist überstanden, die Landung, bei der Truppen und Flotte am verwundbarsten sind. Und seitdem ist die Schlacht um die Rückeroberung der Inseln in vollem Gange. Wenn es nach den Militärs geht, ist Port Stanley eingenommen, noch bevor Papst Johannes Paul II. seinen Besuch in Großbritannien abgeschlossen hat.

Konteradmiral Woodward, Befehlshaber des britischen Sonderkommandos hat den Auftrag, die militärischen Aktionen mit größtmöglicher Schnelligkeit vorzutragen. Was das bedeutet, darüber sind sich Premierministerin Margaret Thatcher und die sich in den ersten militärischen Erfolgen sonnenden Berater der

Downing Street im klaren: noch mehr Tote hier und dort, Mütter die um ihre verlorenen Söhne trauern, Gedenkgottesdienste.

Großbritannien hat diesen sinnlosen Krieg nicht gewollt, er ist die logische Folge der Entwicklung, die vor sieben Wochen eingeleitet worden ist: erst die Entsendung des Entsatzungskorps, mehr als Druckmittel, den Ausweg durch Verhandlungen zu finden, als zum letzten Einsatz bestimmt. Dann die Rückeroberung weit entlegener Inseln ohne den gewünschten Effekt; die Erstellung der See- und Luftblockade und schließlich die Versenkung zweier Kriegsschiffe mit hunder-ten von Toten.

In dieser Eskalation der Gewalt ist die britische Bevölkerung nahezu einhellig ihrer Regierung gefolgt. Nie zuvor war Margaret Thatcher so populär und jetzt sind die Briten bereit, die feste Haltung der Premierministerin mit Zustimmung zu erwidern. Wie die letzten Meinungsumfragen bezeugen, billigt die überwiegende Mehrheit die konsequente Haltung der politischen Führung — selbst auf die Gefahr hin, daß dies noch mehr Menschenleben fordert.

Die Erfolge auf dem Schlachtfeld haben das vordem angeschlagene Selbstvertrauen zusehends gestärkt, der Stolz über die Schlagkraft der Flotte wird nur von der Trauer über die Menschenverluste überschattet. Und jetzt erwartet die öffentliche Meinung einen vollen Sieg, ein Verlangen, dem Thatcher mit aller Macht zugetan ist.

Am Ende des blutigen Schauspiels im Südatlantik muß eine diplomatische Lösung stehen, das steht außer Zweifel. Jetzt aber sind die Diplomaten in den Hintergrund gedrängt. Die blutige Auseinandersetzung drängte sich zwangsläufig auf, wurde von der grenzenlos fordernden und sich an unerfüllbaren Ansprüchen förmlich überbietenden Junta richtiggehend provoziert. London ist bereit, mit Veto zu reagieren, falls die Feuereinstellung im Sicherheitsrat der UN befohlen wird. Erst nach vollbrachter Tat—will heißen: nach der vollen Rückeroberung des Archipels — ist der Augenblick dazu gekommen. Und dann wird auch den verschiedenen diplomatischen Offensiven Raum gegeben: sei es erneut durch die UNO oder durch den US-Außenminister.

Es gehört zur Ironie des zeitlichen Verlaufs, daß der Besuch des Papstes ausgerechnet in diese vom Krieg gezeichnete Periode fällt. Schon zwei Jahre geplant und mit ungeheuren Kosten vorbereitet, stand die von den britischen Katholiken so brennend herbeigesehnte Visite lange Zeit in Schwebe. Der Papst würde nur kommen, wenn die Waffen schweigen. Das ist zur Stunde ausgeschlossen.

Der Papst hat mehrfach betont, wie wichtig ihm diese Reise ist und deshalb hat er einen Ausweg aus diesem Dilemma gefunden, die allen Seiten willkommen sein könnte. Die britischen Bischöfe haben über Zustandekommen oder Absage zu entscheiden. Eine schwere Aufgabe für den britischen Episkopat, um den Papst des Friedens von jedem Makel einseitiger Parteinahme zu befreien.

Die Konzelebration des Papstes in Rom zusammen mit argentinischen und britischen Kardinälen, die Umarmung mit den Kirchenvertretern auf beiden Seiten ist ein Zeichen der Versöhnung. Johannes Paul II. hat alles getan, um die argentinischen Kardinäle zu veranlassen, ihren Gläubigen den Sinn des Besuchers inGroßbritannien klar zu machen. Er kommt als Hirte zu seiner Herde, die in dieser schweren Stunde mehr als sonst seines Zuspruchs bedarf.

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