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FILM

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Kaum hatten die Israeli ihre tollkühne Befreiungsaktion auf Ugandas Flughafen Entebbe erfolgreich abgeschlossen, gingen auch schon Meldungen verschiedener Filmgesellschaften um die Welt, die dieses Unternehmen auf die Leinwand bannen wollten. Glücklicherweise versandeten die meisten Projekte im Stadium der Planung oder Ankündigung. Eines der Vorhaben, das sich rühmt, bereits eine Woche nach dem beispiellosen Handstreich begonnen worden zu sein, hät nun unsere Kinos erreicht.

Schlicht und einfach „Unternehmen Entebbe“ nennt sich der Füm, und seine unprätentiös-humane, unpathetische und unheroische Art ist auch das, was man ihm am meisten nachrühmen muß. Anderseits hätte man gewünscht, daß die heldenhafte Aktion der Israelis in den letzten Junitagen des vergangen Jahres, mit der sie 103 Landsleute vor dem Geiseltod durch Flugzeugentführer im Sold der PLO retteten, eine würdigere filmische Form gefunden hätte. Denn hier erscheint das Unternehmen Entebbe in seinen militärischen und diplomatischen Dimensionen ziemlich reduziert - was zum Tragen kommt, sind eher die innenpolitischen Konflikte Israels vor der Blitzaktion in einem 4000 km entfernten Land. Man merkt dem Film an, in welcher Eile er fertiggestellt wurde, um ja ähnlichen Projekten zum gleichen Thema zuvorzukommen. Obendrein erwies sich Marvin Chomsky, als Regisseur bisher ein unbeschriebenes Blatt, nicht als der Mann, der einen großen Stoff in den Griff bekommen hätte. Auch Photographie und Darstellung - trotz eines großen Staraufgebots - wirken durchschnittlich. Burt Lancaster und die „grand old lady“ Helen Hayes haben genug schauspielerische Persönlichkeit, um sich auch in einer schwächeren Inszenierung durchzusetzen, aber schon Helmut Bergers Boß der Luftpiraten ist Schablone und Kirk Douglas ebenso wie Elizabeth Taylor mit einer kleinen Rolle bedacht, wobei die Dame in keiner Phase ahnen läßt, daß sie immerhin ein Weltstar ist.

„Brmt oder Keule“ nennt sich das jüngste Lustspiel mit Frankreichs Komik-Grossisten Louis de Funės, der nach längerer, durch schwere Erkrankung bedingter Pause wieder vor der Kamera stand. Er verkörpert diesmal den Herausgeber eines gastronomischen Führers, dessen Wertungen von allen Restaurationsbetrieben begehrt oder gefürchtet sind, und der gegen die Diskriminierung der französischen Küche durch einen Massenproduzenten ungenießbarer synthetischer Nahrung zu Felde zieht. Funės agiert hiebei mit dem fast ungebrochenen Temperament seiner vis comica, die mit ihrem ständigen Überdruck an Gestik und Mimik nicht jedermanns Sache ist. Claude Zidi, der Regisseur der meisten „Charlots“-Füme, ist nicht der Mann, dem eine subtil pointierte Art der Komik liegt. Diese steuert nur der junge Michel Coluche als Sohn des Gastronomen, der nicht so recht in die Fußstapfen des Vaters treten will, bei. Bei großem szenischem Aufwand gibt es zwar etliche blendende Gags, aber nicht weniger aufdringlichen Klamauk.

In „Police Python 357“ demonstrieren die Franzosen, daß auch ein großes Staraufgebot - Yves Montand, Simone Signoret, Fran- ęois Perier, Stefania Sandrelli, Ma- thieu Carriėre - noch lange nicht zum Erfolg führen muß. Die Geschichte eines Polizeichefs, der im Affekt zum Mörder an seiner jungen Geliebten wird, und eines ihm untergebenen Inspektors, der in ernsten Tatverdacht gerät, ist zwar in ihrem Ansatz interessant, wird dann aber so umständlich und konstruiert weiterentwickelt, daß man bald die Freude an dem überlangen Füm verliert. Und das auf leeren Effekt gestimmte Finale gibt dem Streifen schließlich vollends den Rest.

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