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Osterbotschaft für Europa
Die katholischen Bischöfe Österreichs haben vor wenigen Tagen die Christen aufgerufen, „auf dem Bauplatz Europas mit den Maßstäben dės Evangeliums mittätig zu sein".
Welche Botschaft haben die Christen, die in diesen Tagen Ostern feiern, für Europa?
Ostern zeigt, wie erlösungsbedürftig auch die Menschen in unserem Kontinent sind. Das ist eine Warnung vor Utopien für das künftige Europa. Die Menschen neigen dazu, den eigenen Vorteil über alles zu setzen. Das wirkt sich in beinharter wirtschaftlicher Konkurrenz aus, es begünstigt den Mißbrauch von Macht, bedroht die Solidarität und
kann seinen Gipfel in unversöhnlichen Nationalismen finden.
Das zu betonen, ist nicht defätistisch, sondern realistisch. Mit solchen Neigungen muß man nicht nur bei den „anderen", sondern mit besonderer Aufmerksamkeit auch bei sich selbst rechnen; sie zu sehen und zuzugeben, ist die erste Voraussetzung, ihnen bewußt zu widerstehen.
Ostern ist nicht nur ein Fest der Hoffnung auf einen „neuen" Menschen. Die Osterbotschaft redet von einem neuen Herzen und einem neuen Geist, den Gott selbst den Menschen schenken will. Christen glauben an das Gute, das Gott den Vlenschen insgesamt (nicht nur
Osterbotschaft für Europa
den Glaubenden) ins Herz gegeben hat. Es gilt, das Gute quer durch Religionen und Weltanschauungen, besonders in der Jugend, anzuer-kennnen, zu höchstem Einsatz zu ermutigen und zu fördern.
Ostern ist ein Fest des Friedens Der Gruß des Auferstandener und damit sein Auftrag an die Seinen ist „Der Friede sei mit Euch." Die wichtigste Aufgabe der Christen auf dem „Bauplatz Europa" ist, zum Frieden zu verhelfen. Zu einem Frieden, der nicht wie einst die „pax romana" erzwungen ist, sondern unter Anerkennung des jeweils anderen aus der Gesirmung kommt. Ostern verkündet die Befreiung
aus der Unterdrückung durch Gottes machtvollen Arm, und hat damit den gleichen Grundgedanken wie das jüdische Pessachfest.
Ob nicht der alte gemeinsame Glaube von Juden und Christen „am Bauplatz Europa" die Verantwortung vor Gott besonders deuthch machen, aber auch den Mut zur Suche nach dem gemeinsamen Weg durch alle Wüsten stärken körmte?
Europa ist in diesen österhchen (Ferien-)Tagen noch mehr als sonst zum Reiseland geworden. Vielleicht, so ist zu hoffen, bleibt bei allem Ostertourismus doch noch Zeit, die Osterbotschaft für heute neu zu überdenken.
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