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Um den Zölibat

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Zur Diskussion über den Zölibat möchte auch ein Ehepaar, das seit über 40 Jahren verheiratet ist, seine Ansicht sagen.

Zunächst möchten wir betonen, daß die Ehe kein Refugium ist für Menschen, denen der Zölibat zu schwer erscheint. Eine wirklich tadellose christliche Ehe erfordert unter Umständen mehr sittliche Kraft als ein eheloses Leben. Das, was der Herr von zwei christlichen Eheleuten fordert, ist so groß, daß er ihnen dafür mit der ganzen Gnade eines Sakramentes zu Hilfe kommt. Wer nicht bereit ist, Opfer auf sich zu nehmen, im Vertrauen auf die Hilfe Gottes, der taugt weder zum Priester noch zum Ehegatten.

Um wieviel leichter hat es ein Mensch, der Gott allein als Partner seines Lebens gewählt hat. Er braucht nicht fürchten, enttäuscht zu werden, wenn er seinen ganzen guten Willen und seine ganze Liebe hingegeben hat. Niemand hat eine solche Berufung wie ein Priester und niemand empfängt so viel Gnade wie er bei seiner Weihe.

Der Priester muß die Sorgen und Anliegen seiner ganzen Gemeinde vor Gott tragen und soll den anderen ein Licht und Vorbild sein. Da wäre es wohl zu viel für ihn, wenn er noch mit eigenen Sorgen belastet wäre. Von einem guten Priester wird so viel verlangt, daß er nicht auch noch die Schwierigkeiten eines

Familienvaters tragen könnte. Als einzelner hat er die Pflicht des guten Beispieles für sich allein; — wie aber, wenn er eine Familie hätte, die nicht ganz dem entspräche, was man von einer christlichen Familie erwartet?

Was würden wohl so manche katholische Priester jenseits des Eisernen Vorhanges zu den Zölibatsdiskussionen ihrer westlichen Kollegen sagen? Was für Leiden und Verfolgungen haben jene um ihres

Glaubens willen auf sich genommen, gestärkt durch die Gnade — und denen, die vorläufig noch in Ruhe und Sicherheit sind, sollte ein so viel kleineres Opfer zu schwer sein? Schöner hat wohl niemand über „Christliche Ehe und Jungfräulichkeit“ geschrieben als Romano Guar- dini in seinem Buch „Der Herr“. Wir können nur jedem empfehlen, dieses Kapitel zu lesen.

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