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Und die Orthodoxen?

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Und die Ehen der orthodoxen Priester, ja selbst schließlich die der Apostel sowie der Bischöfe und Priester der ersten Zeit? Aber sehen wir näher zu: Diese Ehen waren niemals als Partnerschaft gedacht, denn die Frau war dem Mann ja niemals gleichberechtigt. Jene bescheidenen, sich völlig auslöschenden Franien von früher, die man nur in ihren vier Wänden sah und selbst das kaum vor Fremden — waren nicht das, was heute unsere Mädchen und Frauen sind. Man mag das beklagen oder nicht, das Rad der geschichtlichen und sozialen Entwicklung läßt sioh nicht zurückdrehen.

Und hat man je viel von den Frauen orthodoxer Priester gehört? Ich glaube, auch sie haben eine andere Mentalität, sind anders erzogen worden — jedenfalls müßte man hier erst eingehende Informationen einholen, bevor man vergleichen kann.

Ein Aufruf an alle

Es scheint mir, daß die partnerschaftliche Ehe, die in Zukunft noch mehr schlechthin die Form der Ehe 1 sein wird — im Zusammenhang mit der ja stets voranschreitenden (legi- i timen) Emanzipation der Frau, —von einem katholischen Priester ; geistig und geistlich nicht komsu-

miert werden kann, weil das Neben-

einander derart tiefgreifender Bindungen die Möglichkeit und Grenzen eines Geschöpfes überschreiten.

Wenn nicht de jure, so doch de facto. L Also doch Zölibat? Ja! Im Namen der Mädchen und Frauen, die letztlich um ihr Leben betrogen würden, heirateten sie einen katholischen Priester, der „mit Leib und Seele“ Priester ist. Wenn auch die erste Liebe über manches hinwegträgt — ein Leben ist lang, und eine Ehe braucht ein sehr klares Fundament, dessen sich beide Partner bewußt sein müssen.

Aber wenn doch Zölibat, dann bleiben alle Probleme bestehen, die heute so dringend sind. Dann wird diese Frage weiter wie ein Virus um sich greifen.

Mir scheint daher, allein die Tatsache, daß die Zölibatdebatte entstehen konnte, bedeutet einen Aufruf an alle Gläubigen, besonders an Klosterfrauen und weltliche Institute, die in besonderer Weise Eigentum der Kirche sind: zu helfen, daß unsere Priester eine geordnete Häuslichkeit haben, daß für sie wirklich gesorgt wird, daß sie nicht gezwungen sind, „untermensehlich zu leben — wie es unlängst in einer Zeitung hieß —, sondern wie Menschen, denen wir, das gläubige Volk, besondere Verehrung und Dankbarkeit schulden, eben weil sie Priester sind.

Die Frage des „Wie“ ist schwer — gewiß. Es soll auch nicht geleugnet werden, daß ohnedies schon viel — ja mehr als das getan wurde und getan wird. Aber vielleicht kann man doch noch auf neue Möglichkeiten sinnen. Es muß uns dies wert seiin, ja auf der Seele brennen! Ein Volk hat die Priester, die es sich verdient!

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