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Ohne Amt verlassen?

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Zu dem Kommentar „Pfarrer mit Frau & Kind” an dieser Stelle vor zwei Wochen traf auch ein Brief ein, der möglichst emotionslos zur Debatte zu stellen ist. Er stammt von einem laisierten Priester und erfolgreichen Auslandsmissionar, der heute Lehrbeauftragter beziehungsweise Entwicklungsberater zweier österreichischer Universitäten ist, und beschreibt Verhaltensweisen von Leitungsorganen der römisch-katholischen Kirche im Umgang mit Priestern ohne Amt, deren Qualität bezweifelt werden darf.

Erstens fände der Briefschreiber es „rechtmäßig und fair”, wenn auch das Wirken solcher Personen vor ihrer Rückversetzung in den Laienstand gewürdigt und bedankt würde. Die Erfahrung lautet demgegenüber oft: Kaum ist ein Priester kein Amtsträger mehr, soll möglichst auch nichts mehr an sein früheres Werk erinnern. Muß solche seelische Verwundung sein?

Der betreffende Priester mußte vier Jahre auf Erledigung seines Ansuchens um Laisierung warten. (Bei anderen dauert es noch länger, und bei den meisten kommt es längst nicht mehr zu einer positiven Erledigung.) Aber auch dieser Priester machte bittere Erfahrungen. Drei Dutzend Gesuche um einen neuen Arbeitsplatz blieben (innerhalb und außerhalb der Kirche) vergeblich. Zweimal war er monatelang ohne jede Erwerbsarbeit. Ein hoher kirchlicher Würdenträger meinte dazu einmal: „Warum jammerst du so? Du bist doch selbst schuld an deiner Situation!” Ist das der Umgangston, den Christen von ihrer Kirche erwarten müssen, selbst wenn sie wirklich schuldig geworden wären?

Zum dritten erhofft sich der Betroffene, daß Priester ohne Amt nicht auch noch als Laien zweiter Klasse behandelt werden. Tatsächlich darf ein laisierter Priester manche liturgische Handlungen, die auch einem Laien erlaubt sind, nicht ausführen. Ein anderer Kirchenoberer begründete dies damit, daß einem laisierten Priester die „Amtsgnade” fehle. Aber garantiert wirklich das Amt auch Geist und Würde, und macht Amtsverlust einen Priester geist- und würdelos?

Das leidigste Problem aber ergibt sich immer wieder aus dem Umstand, daß Priester, die das zölibatäre Leben einfach nicht mehr schaffen, sich zu Heimlichtuerei und Heuchelei verleitet sehen. Denn sie wissen: Wird vertuscht, besteht eine gewisse Aussicht auf Fortführung der Beziehung, wenn auch unter (vor allem für die Frau) entwürdigenden Bedingungen. Wer offen bekennt, verliert Amt und Schutz.

„Den dritten Weg, der auch denkbar wäre”, wage die Kirche nicht zu gehen, schreibt der Betroffene: „nämlich die personale Bindung eines solchen Priesters offiziell anzuerkennen und ihn gleichzeitig in Amt (und Würde) zu belassen.” Ob es immer dabei bleiben wird? Oder wird einmal ein Bischof Gott gerade auch auf krummen Zeilen schreiben lassen?

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