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Drei Punkte für die Zukunft

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Mit zwölf Diskussionsgruppen meiner Pfarre habe ich dieses Thema besprochen:

Wie die Priester, so stehen auch die Gläubigen verschieden zum „gewesenen“ Priester. Sie wurden in der Vergangenheit zu einem etwas entstellten Priesterbild erzogen: Der Priester als Übermensch, als Engel, Hochwürden, am Postament, mit Weihrauch umgeben. „Der Priester hat so viele Gnadengaben von Gott empfangen, daß er gar nicht fallen kann.“ Sie sehen den Priester als vollkommenen, fehlerlosen Menschen und verurteilen daher den „ehemaligen“ Priester, weil er versagt hat. Der Großteil der Gläubigen zeigt aber Verständnis: „Er ist ja auch ein Mensch wie wir.“ Die Fernstehenden scheinen diese Priester weniger zu verurteilen als die praktizierenden Christen. In einem Punkt sind sich alle einig: es ist besser und charaktervoller von einem Priester, der eine Lebensgefährtin hat, daß er die Konsequenzen zieht und sein Priestertum aufgibt, als daß er in einem für sich und die Gemeinde untragbaren Zustand weiterlebt.

Jetzt noch einige praktische Überlegungen:

• Die Erziehung im Knaben- und Priesterseminar sollte weltaufgeschlossener sein: Freizeitgestaltung wie die andere Jugend. Mitarbeit in der Pfarre sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Unter Umständen würde auch das Bundesheer nicht schaden. Wenn der Priesterkandidat sich zum Zölibat entscheidet, muß er zuerst im Leben gestanden sein und im Priestersemdnar muß offen über den Zölibat gesprochen werden können. Das Diakonatsjahr ist ein bescheidener Versuch. Aber nicht groß ziehen wie eine Zimmerpflanze, dann in die Natur hinausstellen.

• Eine Kommission in Rom und bei unserer Bischofskonferenz sollte das Problem in Angriff nehmen. Ebenso möge in den Diözesen bei der Di- özesansynode, im Priesterrat und bei den Dekanatskonferenzen das Problem eingehendst behandelt werden. Alte und junge Priester und Laien sollten vertreten sein. Auch die Laien sollen über das Problem informiert werden. In der Kirche des Nachkonzils muß sich der Laie genauso für den Zölibat interessieren wie der Priester für die Geburtenkontrolle. Es sind ja alle an guten Priestern interessiert.

• Wir würden folgende Lösung vorschlagen: Die derzeitige Lösung, daß die „gewesenen“ Priester heiraten dürfen und in den Laienstand versetzt werden, ist eine Teillösung. Die kirchliche Heirat bedeutet eine Gewissensberuhigung, ein Anerkennen des Zustandes durch die Kirche. Aber das Versetzen in den Laienstand befriedigt den Menschen, der die Priesterweihe empfangen hat, nicht. Sein Leben ist nicht erfüllt. Die Berufung zum Priester geht doch tiefer als jede andere Berufung. Der Wechsel vom Priester zum Postangestellten oder Versicherungsangestellten ist doch etwas anderes, als wenn ein Mechaniker in die Fabrik geht. Man sollte etappenweise Vorgehen: Der „ehemalige““ Priester sollte in die Funktion des Diakons versetzt werden. Nach einer Bewährungszeit von zirka fünf Jahren sollte er wieder zum Priestertum zugelassen werden. Einerseits könnte so die kirchliche Obrigkeit Erfahrungen sammeln, andersieits würde das Volk nicht schockiert werden, sondern es könnte sich umstellen und alles verarbeiten. Der verheiratete Diakon würde helfen, das Volk auf den verheirateten Priester vorzubereiten. So würde man dem Leben des Priesters und seiner Familie wieder einen Sinn geben. Anderseits hatte die Kirche mehr Reich-Gottes-Arbeiter, wo doch heute so starker Priestermangel herrscht.

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