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Priester-Zukunft

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Die katholischen Bischöfe Hollands haben den Beschluß zu einer aufsehenerregenden Reform der Auswahl, der Ausbildung, des Einsatzes und des Wirkens der Priester in den Niederlanden gefaßt. Die Prinzipien der neuen Leitlinien, die sich auf eine dreijährige Studienarbeit von sechs Kommissionen stützen, wurden der Öffentlichkeit in einer Pressekonferenz erläutert.

Schon bei der Gewinnung von Kandidaten für das Priestertum will der niederländische Episkopat neue Wege gehen. In Zukunft soll verstärktes Gewicht auf die Werbung zum Priestertum in öffentlichen Schulen gelegt werden, und die persönliche Einladung, Priester zu werden, soll in den Vordergrund treten. Damit würde eine frühchristliche Praxis wiederbelebt, bei der der Bischof einen von ihm erwählten Mann, den er für geeignet hielt, Priester zu werden, dazu einlud. Die holländische katholische Nachrichtenagentur KNP schreibt dazu unter Berufung auf „maßgebliche Quellen“, „daß es die holländischen Bischöfe nicht ausschließen, bewährte erwachsene, verheiratete Männer für eine Priesterberufung auszuwählen“.

Tiefgreifend Reformen sind auf dem Gebiet der Priesterausbildung in den Seminaren vorgesehen. Neben der allgemeinen Vorbereitung auf das Priestertum sollen schon in der Ausbildung die Voraussetzungen für eine spätere Spezialisierung der Priester geschaffen werden, zum Beispiel für die Jugendarbeit, die Arbeiterseelsorge, die Militärseelsorge und die allgemeine Pfarrseelsorge. Darüber hinaus soll den Priesterkandidaten auch Gelegenheit gegeben werden, eine Ausbildung in einem weltlichen Beruf zu erhalten, damit sie später in der Lage sind, in Fabriken, Büros, in der Geschäftswelt, im Sozialdienst und im Erziehungswesen Arbeiten aller Art zu übernehmen und sich — wenn es angebracht erscheint ■— selbst ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das öffnet, wie betont wurde, den Weg für eine Entwicklung zum „Teilzeit-priestertum“.

Die neuen Richtlinien zielen darauf ab, den Klerikern ein möglichst hohes Maß an persönlicher Freiheit und Eigenverantwortung einzuräumen. So wird es ihnen auf Wunsch gestattet, künftig auch allein oder — wenn sie es vorziehen — zusammen mit anderen Priestern in gemieteten Wohnungen oder Privathäusern zu leben. Davon versprechen sich die Bischöfe auch einen unmittelbareren Kontakt der Priester mit den Gläubigen. Gleichzeitig wird jedoch eine engere persönliche Bindung zwischen Pfarrern und Kaplänen, Priestern und Laien angestrebt. Die Priester werden auch beim Bischof in ihren eigenen Angelegenheiten ein gewichtiges Wort mitreden können. Schon bei der Betrauung der Priester mit ihren künftigen Posten sollen soweit wie möglich die besonderen Wünsche der Kandidaten berücksichtigt werden.

Die Priester sollen in Zukunft auch systematische wissenschaftliche Berätung und Unterstützung durch Spezialisten auf dem Gebiet der Seelsorgearbeit erhalten. Ein eigenes, noch zu gründendes Büro wird die entsprechenden Expertenhilfen auf ■allen, Gebieten seelsorglicher Aktivitäten vermitteln. Daneben wird allen Geistlichen auch jenes bereits ins Leben gerufene Büro zur Verfügung stehen, das solchen Priestern Hilfe leistet, die durch die schnellen Veränderungen in der Konzeption ihrer priesterlichen Funktionen oder der religiösen Situation vor ernste Schwierigkeiten gestellt werden.

Wie auf der Pressekonferenz vor in- und ausländischen Journalisten betont wurde, erwarten die holländischen Bischöfe von diesen neuen Leitlinien „einen ungeheuren Einfluß auf die Zukunft der Priester in den Niederlanden“.

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