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Gott ist wieder gefragi
Es lag nicht nur am frühlings-haften Wetter, daß das Konstanzer Literaturgespräch 1982 in einer Atmosphäre des Optimismus stattfinden konnte. Das religiöse Buch - Thema der Tagung — befindet sich, laut Untersuchungen, im kräftigen Aufwind der Lesergunst Religion als Antwort auf die Sinnfrage und als nachvollziehbare Lebenspraxis, ist wieder gefragt
Wer hätte können davon ein fröhlicheres Lied singen, als die Psychagogin Christa Meves, die mit ihren Lebenshilfe-Büchern Auflageziffern in den Traumhöhen von 1,2 Millionen erzielt.
Freilich: sosehr auch eindeutig feststeht daß die Leser in stets wachsendem Ausmaß nach einer religiösen Antwort auf ihre Fragen suchen, so ist ebenfalls zu beobachten, daß sie dies an den Kirchen vorbei tun, da sie von den institutionalisierten Kirchen eher vorfabrizierte Antworten erwarten.
Dementsprechend schwach schlagen dogmatisch-theoretische Erörterungen des Glaubens bei der Leserschaft an — wie Styria-Verlagsdirektor Gerhard Trenkler betonte. Um so mehr erfreut sich die Gestalt Jesu Christi ungebrochenen Publikumsinteresses.
Auf die Frage Professor Gerhard Schmidtchens aus Zürich, der das Gespräch vor rund 60 Journalisten aus der Bundesrepublik, der Schweiz und öster-
reich mit feinfühliger Zurückhaltung und großer Sachkenntnis führte, was denn der religiöse Verleger von seinem Autor erwarte, antwortete Verlagsdirektor Trenkler: Er sollte den Leser dort abholen, wo er sich befindet und nicht dort, wo er ihn aufzufinden wünscht. Ohne die Fachsprache zu verlernen, sollte er religiöse Begriffe in die Alltagssprache übersetzen können. Er sollte sich außerdem stets vom Leben korrigieren lassen.
Als erfreulich wurde die Durchlässigkeit der Grenzen zwischen dem religiösen und profanen Buchhandel und zwischen den konfessionellen Buchhandlungen gewertet, was die Behandlung des religiösen Buches im Sortiment betrifft
Nostalgie war bemerkbar, als die Frage aufgeworfen wurde, weshalb es heute keine religiöse Bellektristik von Rang gebe? Namen wie Graham Greene, Georges Bernanos, Francois Mauriac, Leon Bloy, Thornton Wilder, Bruce Marshall, Gilbert Keith Chesterton und Franz Werfel tauchten auf. Auch diese Frage blieb letztlich unbeantwortet. Vielleicht könnten Wettbewerbe — wie sie etwa von Styria-Verlag und FURCHE veranstaltet werden -eine Abhilfe schaffen.
Einen bemerkenswerten Vorschlag trug Heinz Zähmt vor: christliche Politiker sollten ihre Erfahrungen im politischen Alltag aus der Optik eines gläubigen Menschen beschreiben, ein Neu-rochirurg könnte wiederum seine Erfahrungen als Christ, im täglichen Umgang mit Krankheit und Tod aufzeichnen. So könnte die Vielfalt der Wirklichkeit christlich gespiegelt werden.
Alles in allem gab das Konstanzer Literaturgespräch 1982, nicht zuletzt durch die Anwesenheit des Direktors der Frankfurter Buchmesse, Peter Weidhaas, der die diesjährige Buchwoche unter das Motto: „Das religiöse Büch" stellte, eine ganze Menge brauchbare Informationen und Impulse.
Seine Bemerkung: die Kirchen hätten die Chance zur breiteren Diskussion ihres Anliegens, angesichts der kommenden Buchmesse, noch nicht ganz erfaßt, sollte für kirchliche Medienleute aber auch Verleger und Buchhändler in allen Konfessionen ein Ansporn sein, nunmehr mit vollem Engagement einzusteigen.
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