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Gute und schlechte Supergagen

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Nach wie vor gibt es keine wirklich verläßlichen und aussagekräftigen Daten über die personelle Einkommensverteilung (also darüber, wie sich das Volkseinkommen auf jeden einzelnen aufteilt) in Österreich. Einen gestandenen Politiker kann so etwas freilich nicht daran hindern zu behaupten, daß sie ungleich und ungerecht ist. Auch Heinz Fischer offenbar nicht. Läßt sich die Sache doch an ein paar Extrembeispielen griffig und exemplarisch abhandeln.

Nun könnte man sich die Sache leicht machen und auf das alte Sprichwort verweisen, wonach jeder zunächst vor der eigenen Türe kehren sollte. Schließlich warten wir noch immer auf den versprochenen Privilegienabbau bei den Politikerbezügen. Gerade hier könnte die Regierungspartei ihre absolute Mehrheit, die sie sonst so wirkungsvoll einzu- sSetzen weiß, gebrauchen, ohne befurchten zu müssen, in der Öffentlichkeit dafür Prügel zu bekommen. Aber, wie gesagt: Schwamm drüber.

Ich glaube auch nicht, daß sich die Spitzenverdiener in diesem Lande - ob sie ihre Gage nun wert sind oder nicht - Sorgen um ihr Salär machen „ müssen (zumindest nicht um ihr Bruttosalär). Wie oft auch immer ein Juso, der selbst über einiges Kleingeld verfugt, sich revolutionär gibt oder der Bundeskanzler über die Bezüge des CA-Generals grantelt.

Ich empfinde es nur im höchsten Maße unehrlich, wenn einer in der Öffentlichkeit so von Zeit zu Zeit auf den Tisch haut, um zu zeigen, daß man noch Grundsätze hat, und im stillen Kämmerlein nichts, aber schon gar nichts dagegen tut, wenn in seinem Bereich laufend gegen diese Grundsätze verstoßen wird.

Unehrlich ist die Diskussion auch, weil sie sich stets einseitig um die in der Wirrtschaft gezahlten Gehälter dreht. Noch nie habe ich einen Spitzenpolitiker aber über die Supergagen der Stars der schönen Künste wettern gehört. Ist dort der Star wirklich um soviel besser als der junge unbekannte Künstler, der vergleichsweise einen Bettel bekommt? Oder meint man vielleicht, daß es den unwägbaren Unterschied in einem Unternehmen nicht gibt?

Unehrlich ist die Diskussion schließlich auch deshalb, weil jedem klar ist, daß es keine wirklich gerechte und gleichzeitig praktikable Lösung gibt. Weltweit nicht, ganz sicher nicht auf nationaler Ebene. Worüber die großen Denker im alten Griechenland wie im alten Rom philosophiert haben, wird wohl auch noch unsere Enkel beschäftigen. Man kann nur hoffen, daß bis dahin die Unzulänglichkeiten des Marktes bei der Einkommenverteilung nicht durch die Unzulänglichkeiten einiger Poli- • tiker ersetzt sind.

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