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Im Kreis von Skrupulanten
Weit unten, zwischen Semme-ring und Balkan, liegt das grüne Herz Österreichs. Dort tragen sie den Roseggerjanker, grün oder rot, doch stets schwarz kariert. Und seit dort der Draken haust, sind die Steirer hellwach geworden und krempeln wohl auch die Ärmel hoch, wenn's ums liebe teure Heimatland geht.
Beherzt haben sie sich als Rezi-pienten in die große Telewelt eingeschaltet und erhalten dank „Styria” und „Telekabel”, was ihnen bisher versagt war: Die Programme des 3SAT, die mit Hilfe eines Parabolspiegels von vier Metern Durchmesser via einen 36.000 km über dem Äquator kreisenden Satelliten zugestrahlt werden. Es hat eine steirische Te-lepremiere gegeben, mit einem Stargast aus dem Goldenen Westen: Helmut Thoma, Programmdirektor von RTL plus (Radio Te-levision Luxemburg).
Der gebürtige Österreicher mit der schnoddrigen Liebenswürdigkeit des Erfolgreichen ist Spezialist auf seinem Gebiet: dem Wettbewerb in den elektronischen Medien. Er lehrt die Greenhorns im Osten, wie man mit Know-how in des Slogans ganzer erfolgsorientierter Bedeutung diese neue Medienwelt in den kommerziellen Griff bekommt. Er erzielt mit seinem Programm Einschaltquoten in den übrigen Beneluxländern, in Frankreich und der BDR, die für die Qualität des flexiblen Managers sprechen.
Der Österreicher Thoma möchte sein Geburtsland nicht als Kolonie innerhalb einer freien Telewelt begraben wissen und fragt, warum denn der Österreicher seine traditionsreiche Kultur nicht hinaustrage zu aufnahmefreudigen Konsumenten, sie nicht besser vermarkte? Da hat er schon recht, der Allrounder. Denn wenn
„Sound of Music” in den USA spontane Assoziationen mit Salzburg und in weiterer Folge sogar mit Mozart hervorruft, so könnte dies doch auch „Anny get your mailbag” mit Anna Plochl und der Grünen Mark schaffen.
Da windet sich halt unsere österreichische Seele nicht nur in Geldnöten, sondern wohl auch in Skrupel. Apropos Skrupel: Thoma mag sich in einen Kreis von Skrupulanten versetzt gefühlt haben, als er mit der Frage nach der Verantwortlichkeit der neuen Medien konfrontiert wurde. In den „Seckauer Gesprächen 1985” hatte man die Offenbarung 13,5 — 8 hineinprojiziert in die neue Me-dienlandschaft: „... und es wurde ihm Macht gegeben über alle Stämme, Völker, Sprachen und Nationen. „Total sat(t)” oder doch noch unbefriedigt in der Frage, ob diese neuen Medien auch neue Verantwortung für Produzenten und Konsumenten bringen?
Der erfolgreiche Manager Thoma ist nicht kompetent dafür. Er ist fürs Know-how zuständig und weiß aus der Erfahrung, daß der Erfolg in der Verpackung steckt, daß geschickt moderierte Sendungen jeden Inhalt an den Mann, an die Frau, an das Kind bringen.” ... alle Bewohner der Erde fallen vor ihm nieder.” (Offenbarung 13,5-8) Wer aber befindet über den Inhalt? Ein Gesetz etwa, das die künstlerische Freiheit einschränkt? Ein Monopol, das gesellschaftspolitische Zwänge auferlegt? Engagierte Gruppen? Bürgerinitiativen? Interessengemeinschaften? Mäzene mit kulturellem, sittlichem, religiösem Gewissen?
Der zum Thema befragte Telemanager hat „hier bloß ein Amt und keine Meinung” (Wallenstein 11,15). Denn, so Thoma, das Medium „ist nicht der Oberlehrer seiner Konsumenten” und erhebt keinen Anspruch auf Sendungsverantwortung. Womit er sich „Styria”-Generaldirektör Hanns Sassmann, der sowohl ein Amt (im Medienbereich) als auch eine Meinung hat, klar geschlagen geben muß. Zumindest was den Ehrenkodex dessen betrifft, der auch für den Inhalt einer Verpak-kung zuständig ist.
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