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Impulse zur Veränderung
Es ist richtig und berechtigt, die finanzielle Gebarung des österreichischen Katholikentages mit einem wachen Auge zu verfolgen. Es ist aber auch unsere Aufgabe, unrealistische und unberechtigte Kritik — um der Kritik willen — entschieden zurückzuweisen.
Niemand hat jemals behauptet, daß der Katholikentag 60 Millionen Schilling kosten wird. Dieser Betrag wurde lediglich den Verantwortlichen „unterstellt“. Richtig ist jedoch, daß für den großen gesamtösterreichischen Katholi-
kentag und den damit in Zusammenhang stehenden Papstbesuch ein vorläufiges Budget von rund 61 Millionen Schilling veranschlagt ist. Tatsächlich enthält die genannte Budgetsumme etliche „Durchlauferposten“. Geld fließt wieder zurück und ein nicht unbeträchtlicher Prozentsatz der Aufwendungen wird durch Zuwendungen, Spenden und Beiträge der Teilnehmer gedeckt. Auch werden durch den Geldfluß im Zusammenhang mit Katholikentag und Papstbesuch Arbeitsplätze — nicht zuletzt in der Wirtschaft — gesichert.
Kritisiert werden auch die Subventionen des Staates. Natürlich kann man auf dem Standpunkt stehen, keine öffentlichen Gelder anzunehmen. Jedenfalls fließen dem Staat durch den Katholikentag — übrigens eine Großveranstaltung von mehrtägiger Dauer die ihresgleichen in der österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts sucht — auch nicht unbeträchtliche Mittel zu. Außerdem erhalten gar nicht wenige Veran-
staltungen, Kongresse staatliche Zuschüsse oder kommen durch solche erst zustande; es handelt sich immerhin um den größten österreichischen Bildungsvorgang seit 1945.
Der Katholikentag ist auch kein punktuelles Ereignis, das sich auf drei Tage eingrenzen läßt, sondern ein seit rund einem Jahr laufender Bildungsprozeß, der auch eine intensive Nacharbeit notwendig machen wird. Katholikentage bedeuten geistliche Impulse, auch für die breite Öffentlichkeit, es entsteht ein Bildungs- und Informationsfluß, der den innerkirchlichen Rahmen sprengt. Der
Katholikentag will den Menschen helfen, auf letzte Sinnfragen Antworten zu finden. Die Besinnung auf das Evangelium, das Streben nach dem „Reich Gottes“ sind spirituelle Vorgänge, die sich in Geldsummen nicht messen lassen. Jede dafür ausgegebene Summe erscheint zu hoch, wenn einem das nichts wert ist.
Die Katholikentage setzen Zeichen, dienen der Standortbestimmung, signalisieren einen Neubeginn, der in Richtung auf das Jahr 2000 gesetzt werden muß. Die Katholiken haben den unverzichtbaren Auftrag zur Weltveränderung, zu sozialen Taten, dazu bedarf es der Motivation! Es sollen
Impulse von diesen festlichen Tagen ausgehen, die die Öffentlichkeit aufhorchen lassen.
Machen wir es uns nicht selbst zu billig. Großveranstaltungen bedürfen einer gezielten und durchdachten Vorbereitung, Planung und Durchführung kosten Geld, das möchten wir gar nicht leugnen.
Gegenüber den Vorbehalten gewisser Gruppen gegen den Besuch des Papstes darf man feststellen, daß der Katholikentag ohne Papst praktisch kaum weniger kosten würde als mit der ehrenden Anwesenheit und Mitwirkung kirchlichen Oberhauptes.
Die Verantwortlichen haben eine sparsame Verwendung der zur Verfügung gestellten Geldmittel angekündigt, ich persönlich verbürge mich dafür und warne gleichzeitig vor destruktiver Kritik.
Als spiritueller Vorgang möge der Katholikentag im Sinne des Evangeliums dreißig-, sechzig- oder gar hundertfach Frucht tragen. Freiheit des Geistes inkludiert eine gewisse Großzügigkeit in Planung und Durchführung, die wir bei diesem Jahrhundertereignis für Österreichs Kirche nicht missen möchten.
Der Autor ist Präsident der Katholischen Aktion Österreichs und Vorsitzender des Katholikentags-Komitees.
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