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Jugend ohne Freude und Hoffnung?

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Der Autor ist Jusstudent und Kartellsenior des Mittelschüler-Karteü-Verbandß (MKV)

Unsere durch und durch organisierte und gesteuerte Gesellschaft gewährleistet der heutigen Jugendgeneration eine noch nicht dagewesene Fülle an Sicherheit und Gütern.

Trotzdem (oder gerade deshalb?) ist verstärktes Unbehagen unter der Jugend spürbar.

Krisen- und Fluchtsymptome Jugendlicher sind vielfältig und unübersehbar:

Steigende Selbstmordraten - der erfüllte Todeswunsch als radikalste Form von Resignation und Verzweiflung -, die alarmierend ansteigende Drogensucht, erschreckend starker Zulauf zu Sekten und Heilsvermittlern obskurster Art, die steigende Zahl psychosomatischer Erkrankungen, geringe Belastbarkeit durch Mißerfolge, Versinken in privater Innerlichkeit und Egoismus (Single-Bewegung), Rückzug und Engagmentverwei-gerung, Ablehnung der Lei-stungs- und Tüchtigkeitsanforderungen der realen Umwelt, verzweifelte (vergebliche) Jagd nach dem „Glück“ durch sofortige Bedürfnisbefriedigung „hier und jetzt“.

Eine junge Generation -neürotisiert, ohne Freude und Hoffnung? Eher: Sich in vielfältigen Formen ausdrückender Protest gegen die Abhängigkeit und Instrumentalisierung der Menschen durch zum Selbstzweck gewordenen technisch-materiellen Fortschritt. Denn: Können vor-gepaßte Ersatzprodukte, noch so raffinierte Berieselung einer perfekten Unterhaltungsindustrie, überlaute Musik und Konsumwut die Sehnsucht der Jugend nach

Echtheit, Sinn, Geborgenheit verdecken?

So wie der Mensch zu einem bestimmten Zeitpunkt sein Größenwachstum abschließt, ohne deshalb am Ende seiner Entwicklung zu sein, haben auch wir gegebene materielle Wachstumsgrenzen erreicht. Und wie beim Menschen' ab dem Zeitpunkt der körperlichen Reife die geistige Vervollkommnung eintritt, so müssen auch wir, gesellschaftlich gesehen, die Werte umstellen: Mehr Solidarität anstelle

übersteigerter Konkurrenz, verbesserte mitmenschliche Beziehungen, um Vermas-ung und Anonymität abzubauen. Im Alltagsleben verwirklichte christliche Grundwerte!

Gerade die Erwachsenen müssen vorbildhaft beginnen, einer Reihe von Versuchungen, aus Verantwortung ihren Kindern gegenüber, zu widerstehen: Sich nicht mit Geld von den Kindern loskaufen wollen! „Sie sollen es besser haben als wir“, ist oft nur eine faule Ausrede. Kinder brauchen Eure Zeit, nicht Euer Geld.

Ein (ungewolltes) Kind nicht zu lieben oder es zu mißhandeln, ist durch nichts zu rechtfertigen.

Kinder sind weder Renommierobjekte noch Besitz, wie Puppen oder Möbelstücke. Wer durch sein Kind seine eigenen, nicht in Erfüllung gegangenen Wünsche erreichen möchte, ein zweites Ich produzieren möchte, riskiert, daß das Kind verkümmert.

Die Krise der Jugend ist eine Sinnkrise. Lebenssinn aber folgt nicht primär aus der Befriedigung materieller Bedürfnisse, sondern Ziele und Aufgaben in der Zukunft vermitteln Sinn und Identität. Die Krise der Jugend ist gleichzeitig eine Anklage der heutigen Erwachsenen - ihre Bewältigung ein echtes Anliegen für engagierte Christen!

Denn: Kindern steigenden Komfort, aber nicht das Brot der Liebe zu geben, bedeutet: Eine Generation ohne Freude und Hoffnung zu erziehen!

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