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Kirchenfunk bringt keine Belangsendungen
Auf Tuchfühlung mit der neuen unbelastet, nicht zuletzt deshalb,
ORF-Führung gingen Österreichs Bischöfe zum erstenmal in der Vorwoche: Das Katholische Zentrum für Massenkommunikation veranstaltete zum Auftakt der Bischofskonferenz ein Medienseminar für die Hierarchie.
Fazit der mehrstündigen Gespräche zwischen den Bischöfen mit Kardinal König an der Spitze auf der einen, und den Intendanten In der Maur, Weis und Kreuzer auf der anderen Seite. Beide Seiten gewannen den Eindruck, daß man eigentlich sehr gut miteinander reden könne. Die Spitzenmannschaft des Katholischen Zentrums (Präsident Stauber, der gleichzeitig Kirchenvertreter im ORF-Kuratorium ist, „TV-Pfarrer“ Müller als geistlicher Assistent und Generalsekretär Ivan) durfte zufrieden sein; war es ihr doch gelungen, frei nach dem vatikanischen Medienpapier „Com-munio et Progressio“ Zeitgenossen zum Gespräch am runden Tisch zu versammeln.
Das Gespräch zwischen Kirche und Medien ist in Österreich nich weil es auf beiden Seiten ein gehöriges Theoriedefizit gibt. Während für manche Medienmitarbei-ter „Kirche“ entweder nur als politische Größe oder als Veranstalterin von Folklore interessant ist, hält sich in manchen kirchlichen Kreisen das hartnäk-kige Mißverständnis, die Kir-chenfunkproduktionen seien „Belangsendungen“ wie die handgestrickte Rundfunk- und TV-Propaganda der politischen Parteien und der Interessenverbände.
Aber Kirche im ORF hat einen ganz anderen Stellenwert. Nicht umsonst kreiste das Gespräch beim bischöflichen Medienseminar um den Paragraphen 2, Absatz 3, des Rundfunkgesetzes, in dem es heißt: „Bei der Planung des Gesamtprogramms ist die Bedeutung der gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften angemessen zu berücksichtigen.“
Pfarrer Müller sagte es deutlich: „Wir sind über diesen Passus froh.“ Denn er verpflichte nicht nur die Programmacher des ORF; mit ihm sei auch den Sekten und wildwuchernden theologischen Schwarmgeistern ein Riegel vorgeschoben. Da ausdrücklich die Glaubensinhalte zu berücksichtigen seien, stehe es der Kirche zu, über die Kirchlichkeit und Rechtgläubigkeit einer Sendung entsprechend der legitimen Bandbreite theologischer Meinungen zu befinden.
Der seit Jahren in der Medienarbeit stehende Mödlinger Stadtpfarrer nahm sich auch die innerkirchlichen Vorurteile . gegen Kirchenfunksendungen vor: daß der Ruf zur Umkehr in diesen Sendungen zur Verbindlichkeit geraten sei und das persönliche Zeugnis zum freundlichen Geplauder. Aber müsse es nicht gerade entsprechend der „Vielfalt der Nuancen an Gläubigkeit und Kirchlichkeit“ der Hörer und Seher verschiedene Formen von Verkündigung geben? Welche Reichweite der Kirchenfunk hat, belegt eine Zahl: Drei von vier Österreichern hören mindestens eine religiöse Sendung im Monat.
Zum Schluß waren sich alle einig, daß Kirche in den elektronischen Medien eine unverzichtbare Aufgabe hat: Den suchenden, verunsicherten, desorientierten Menschen dieser Zeit ein Angebot zu machen, das festen Grund unter den Füßen gibt. Nicht zuletzt deshalb war man sich auch einig, daß es eigentlich höchste Zeit sei, in allen Landes-studios eigene Kirchenfunkabtei-lungen zu schaffen.
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