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Digital In Arbeit

Manager soll Vorbild sein

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Wir als Führungskräfte tragen selbstverständlich Mitverantwortung im Betrieb. Wir sind unternehmerische Entscheidungsträger, wir haben Optimierungsaufgaben zu erfüllen und können maßgeblich zur Entwicklung unseres Unternehmens beitragen.

Die Wirkung geht nach innen in Richtung Führung, Organisation, Betriebsablauf - nach außen in Richtung Marktposition. Die Wirksamkeit nach außen ist aber nicht allein durch die Beziehung Produkt-Konsument abgeschlossen.

Vielmehr haben auch alle Mitarbeiter als Mitglieder der Gesellschaft Einfluß und Wirksamkeit auf die Gestaltung der politischen Umwelt. Ob nun die Mitarbeiter eines Betriebes in der Lage sind, sich politisch zu artikulieren, hängt sehr stark davon ab, ob sie auch im Berufsleben gewisse Entfaltungsmöglichkeiten haben.

Es ist eine moralische Verpflichtung von Führungskräften, ihre Mitarbeiter so zu führen und aufzubauen, daß sie auch als Staatsbürger ihren Wertvorstellungen entsprechend handeln können. Die Summe der Wertvorstellungen der einzelnen Menschen ergibt wohl auch das, was man heute so gerne als Zeitgeist bezeichnet.

Wir beklagen ihn häufig, weil er so stark von materialistischen Maximen und so wenig von Moral und Ethik geprägt ist. So betrachtet wäre es unsere Aufgabe, und zwar durch unser eigenes Vorbild und durch unsere Uberzeugung, an der Bildung eines, unseren Vorstellungen eher entsprechenden Zeitgeistes mitzuwirken.

Wenn wir uns darauf beschränken, das allgemeine Elend zu beklagen, die mangelnde Arbeitsmoral und die geringe Freude an Leistung zu betrauern, selbst aber nur bestrebt sind, eigene Karriere- und Positionsziele zu verfolgen, alle uns gegebenen Vorrechte voll auszuschöpfen und dazu noch perfekte Urlaubstechniker zu sein, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn die uns anvertrauten Mitarbeiter diesem Beispiel gerne und bedenkenlos Folge leisten.

Ich weiß, daß ich hier hohe Ansprüche formuliere. Ich glaube aber, daß es gerechtfertigt ist, an uns selbst hohe Ansprüche zu stellen, wenn wir dies bei unseren Mitarbeitern auch tun. Unternehmen, die eine solche Herausforderung annehmen, werden selbst in schwierigen Zeiten bestehen und Wege und Möglichkeiten finden, die sie bedrohenden Krisen in gemeinsamer Anstrengung zu überwinden.So wie wir als Führungskräfte berufen sind, im Mikrokosmos unseres Unternehmens fördernd, bildend und entwickelnd tätig zu sein, so stehen unsere Unternehmen im größeren Kosmos des Staates, und wir haben als Repräsentanten dieses Unternehmens nach Maßgabe unserer Persönlichkeit und unserer Möglichkeiten Aufgaben in der Gesellschaft.

Es ist einfach notwendig, daß wir unsere Erfahrungen, unsere Problemlösungen jenen zur Verfügung stellen, die die wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Geschicke unseres Landes maßgeblich beeinflussen.

Wir müssen versuchen zu erkennen, wo und an welchem Platz wir uns, mit den größten Möglichkeiten wirksam zu werden, engagieren sollen. Jeder von uns hat da und dort eine Chance tätig zu werden; sei es in Elternvereinen, in der Kommunalpolitik, in Arbeitsausschüssen, Kammern, Interessenvertretungen. Es ist grundfalsch, wenn wir unseren Unwillen über die Zustände am Biertisch oder im Freundeskreis lautstark verkünden, ohne uns um Verbesserungen zu bemühen. Wenn wir nur schweigen, passiv verharren und alles um uns und mit uns geschehen lassen, dann werden wir unserer Verantwortung als Führungskräfte nicht gerecht.

Der Autor ist leitender Mitarbeiter der Firma Kastner & Ohler in Graz.

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