6906964-1980_47_10.jpg
Digital In Arbeit

Motto: „Christus -Hoffnung Europas"

Werbung
Werbung
Werbung

Vor mir liegt der Text der Erklärung des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen, die anläßlich einer Wallfahrt europäischer Bischöfe nach Su-biaco am 28. September 1980 veröffentlicht wurde.

„Auf den Spuren des hl. Benedikt ist es die Aufgabe der Bischöfe Europas, das Werk der Evangelisierung in der heutigen Welt zu unternehmen. Sie können sich dabei auf das berufen, was vor nunmehr fünfzehnhundert Jahren ausgearbeitet und aufgebaut worden ist, auf den Geist, der es inspiriert hat, auf die religiöse Dynamik und auf die Hoffnung, von welcher diese Initiative geprägt war, aber dieses Werk muß, jetzt auf neue Weise, mit neuem Bemühen in Angriff genommen werden, auf die heutigen Verhältnisse zugeschnitten."

Das Dokument selbst ist ein Appell für ein menschlicheres Europa, für des-' sen Verwirklichung die Kirche ihren Beitrag leisten will. Dort heißt es:

„Die Geschichte hat die Kirche vorwiegend europäisch geformt, obwohl sie Weltkirche ist, wie das Zweite Vatikanische Konzil deutlich betont hat. Es dürfte von zunehmender Bedeutung sein, daß die Gesamtkirche, in voller Bewahrung der Einheit im Glauben, in den Sakramenten und in der Leitung die vorwiegend europäische Prägung überwindet. Es freut uns, feststellen zu können, daß sich die Kirchen in Afrika, Amerika, Asien und Ozeanien bemühen, ihr eigenes Gesicht zu finden. Auch die Kirche in Europa muß ihren spezifischen europäischen Charakter finden. Damit können wir unseren Beitrag leisten für die Begegnung zwischen Christentum und nicht europäischen Kultu-ren.

Während ich diese Sätze lese, denke ich an die Vorbereitungen zum Katholikentag 1983. Daß die Rettung Wiens 1683 aus der Türkennot eine Schicksalsstunde für Europa bedeutet hat, lesen wir in jedem Geschichtsbuch.

So schien der Gedanke, den geplanten Katholikentag unter das Thema „Europa" zu stellen und die Katholiken unserer Nachbarländer dazu einzuladen, wohl auf der Hand zu liegen.

Die Spitzen von Pastoralkommission, Laienrat und Katholischer Aktion (die ohnehin in den beiden Gremien vertreten ist), sind - wie man nun hört -von diesen Plan abgegangen: Der Katholikentag solle möglichst nichts mehr mit 1683 zu tun haben, die Thematik „Europa" ist manchen zuwenig spirituell und könnte möglicherweise zu politisch aufgefaßt werden, sie sei auch zu wenig zukunftsorientiert.

Noch sucht man nach einem mehr spirituellen christozentrischen Motto. Vielleicht läßt sich im Dokument der europäischen Bischöfe eine Formulierung finden. Dort liest man auch:

„Verbunden durch den gleichen Glauben an Jesus Christus wollen-wir • den Menschen unserer Zeit, besonders denen, die mit uns in Europa leben, Hoffnung verkünden ..." Wie wäre also etwa das Motto: „Christus - Hoffnung Europas"?

Es würde die verschiedenen Anliegen, die in der Vorbereitungsphase artikuliert wurden, aufgreifen und weiterführen. Es würde die eigene Geschichte nicht verleugnen (was blamabel wäre), sondern bekräftigen, es wäre zukunftsorientiert, christozentrisch, auch spirituell und würde aber auch den in „Re-semptor hominis" von Johannes Paul II. niedergelegten Gedanken entsprechen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung