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Nein zu Gratis-Kondomen
„Bloß keine Gesinnungsverkündigung zu treiben" warnte der steirische Diözesanbischof Johann Weber die über 500 anwesenden steirischen Religionslehrer(innen) bei der 1. Ökumenischen Katechetischen Herbsttagung.
„Bloß keine Gesinnungsverkündigung zu treiben" warnte der steirische Diözesanbischof Johann Weber die über 500 anwesenden steirischen Religionslehrer(innen) bei der 1. Ökumenischen Katechetischen Herbsttagung.
Die vom Religionspädagogischen Institut und Evangelischen Religionspädagogischen Institut in Graz erstmals gemeinsam veranstaltete Herbsttagung versuchte Antwort zu geben auf die Herausforderungen: „In Zukunft glauben - glauben in Zukunft!" Weber unterstrich in seinem vielbeachteten Vortrag die „überlebensnotwendige Einheit" und das Miteinander von „Pfarrhof', Pfarrgemeinderat und Religionslehrern. Dem in der Steiermark startenden Versuch des Gesundheitsministers, an Schüler Kondome gratis zu verteilen, erteilte der steirische Bischof eine scharfe Absage. Diese Idee sei „moralisch und pädagogisch indiskutabel".
Anläßlich der Enthüllung eines „Nachdenkmals" lehnten der steirische Landesschulratspräsident Bemd Schilcher und der Schulamtsleiter der Diözese Graz-Seckau, Prälat Willibald Rodler, die Gratiskondomvertei-lung kategorisch ab. Rodler nannte es „eine beachtliche Hilflosigkeit des Gesetzgebers", jungen Menschen so „Orientierungshilfe geben zu wollen". Schilcher verwies auf das „offene, ökumenisch gesprächsbereite Klima" zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche in der Steiermark und betonte die „Notwendigkeit von Orientierung und Halt", die der Religionsunterricht vermitteln kann, gerade in einer Zeit, in der „Demagogen und Angstmacher" die Oberhand zu gewinnen scheinen. Prälat Rodler
sieht als eine der wesentlichen Aufgaben des Religionsunterrichtes, „mit der Freiheit umgehen zu lernen". So sei auch - mit Blick auf die Zukunft -das „Hoffnungspotential zu vermehren", in Form der Einladung, nicht mittels Indoktrination.
Der deutsche Hochschulprofessor Karl Heinz Schmitt aus Paderborn forderte die Religionslehrer auf, „Kirche als Beziehungsgemeinschaft von Anerkennung, Heilung, Vergebung und Solidarität" für die Menschen von heute erleb- und erfahrbar zu machen. Gerade durch die Aufsplitterung der Wirklichkeit in unterschiedliche, in sich abgeschlossene „Lebenswelten" wie „Freizeit-, Politik-, Konsum-, Medien- und Wirtschaftslebenswelten" laufe die Kirche Gefahr, selbst nur eine „Lebenswelt", nämlich „Gott und Transzendenz", zugeteilt zu bekommen.
Mit den Menschen sein
Schmitt übersetzte den alttestament-lichen Gottesnamen „Jahwe" lateinisch mit „Inter-esse". Jesus Christus, das „leibhaft gewordene Interesse Gottes am Menschen" will beim Menschen „dabei sein, mit den Menschen sein". So müßten besonders die Christen kommunikative, interessierte Menschen sein, die einander die „Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen" mitteilen.
Die Theologin Elisabeth Moltmann aus Tübingen lud die Frauen und Männer in Kirche und Gesellschaft ein, den Weg der Selbstfindung, der Befreiung und der Rückbesinnung auf eine alte/neue „Sinn-lichkeit" trotz mancher Rückschläge weiterzugehen. Das „Glauben mit allen Sinnen", die bewußte Erfahrung der weiblich-fraulichen Spezifika werde entscheidend sein für die Zukunft des Christentums und der Schöpfung.
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