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Neue Chancen

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Die inneren Veränderungen im Reiche Gorbatschows haben auch neue Chancen für das Verhältnis der Supermächte zueinander geschaffen. Die Zukunft der sozialistischen Staaten im Moskauer Machtbereich, Thema eines Symposions der Hanns Martin Schleyer Stiftung im Vorjahr in München (FURCHE 7/1988), beschäftigt heute immer mehr Politiker.

Bogdan Alexander Osadzuk-Korab, Professor an der Freien Universität Berlin, ist der Meinung, daß die neue außenpolitische Konzeption der UdSSR auf .Abbau und Vermeidung von Konfrontation und auf Kooperation“ gerichtet sei. Dieses Bestreben Gorbatschows deutet der Politologe als Versuch der Sowjets, eine Atempause zu erlangen, um zum Kräfteausgleich mit den USA zu kommen. Gleichzeitig werde diese Politik zu einer Verschärfung der Auseinandersetzungen innerhalb der sowjetischen Führung und zu entsprechenden Reaktionen in den Co-mecon-Staaten führen.

Trotz der Gefahren „enthält die neue außenpolitische Konzeption der Sowjetunion für den Westen die Chance, durch eine offensive Politik des Interessenausgleichs einen friedlichen Wandel des Ost-Westj-Verhältnisses zu Kooperation, Selbstbestimmungs- und den individuellen Menschenrechten zu erreichen, wenn er die Sicherheitsinteressen des Westens insgesamt wie die der einzelnen Staaten gleichermaßen bewahrt.“

Es ist reizvoll, ein Jahr danach in dem Sammelband zu lesen, der

die Referate und nachfolgenden Pressestimmen (auch die FURCHE ist vertreten) zum Symposion über die Zukunft der sozialistischen Staaten wiedergibt. Und zwar schon deswegen, weil sich innerhalb eines Zeitraumes von eineinhalb Jahren sowohl in der Sowjetunion als auch in anderen Warschauer Pakt-Staaten enorm viel verändert - zum Positiven verändert hat.

Vieles von dem seinerzeit Gesagten müßte man heute schon anders sehen und beschreiben. Manches hat sich schon bewahrheitet: wie zum Beispiel die Verschärfung des Nationalitätenkonflikts inderSowjetunion und die Fraktionenbildung innerhalb kommunistischer Parteien.

Desgleichen hat sich der Weg vielfältiger Kooperation des Westens mit osteuropäischen Staaten - wie dies Wolfgang Leonhard in einem FURCHE-Interview vorgeschlagen hat (im Sammelband auf den Seiten 202 und 203 dokumentiert) - als zielführend für eine Politik der Entspannung und des Vertrauens erwiesen, der mutig weiterb e-schritten werden sollte.

Die Neuauflage eines ähnlichen Symposions-mit Bestandsaufnahme und Perspektiven der Umgestaltung des sowjetischen Machtbereichs - wäre vonnöten, da alles rascher und anders verläuft, als angenommen.

DIE ZUKUNFT DER SOZIALISTISCHEN STAATEN. Herausgegeben von Werner Gum-pel. Band 27 der Veröffentlichungen der Hanns Martin Schleyer Stiftung, Köm 1988, 220 Seiten, öS 195,-.

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