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Residenz junger Autoren

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Es ist eine bekannte, oft diskutierte und beklagte Misere, daß österreichische Autoren, seit etwa drei Generationen, in ihrer Heimat keine verlegerische Heimstatt finden können, sondern zu deutschen Verlagen abwandern. Das ging den Erfolgreichen, wie etwa Stefan Zweig, der in 30 Sprachen übersetzt wurde, nicht anders als den Schwierigen, Experimentierenden. — Daß sich diese Situation seit etwa fünf, sechs Jahren geändert hat, wurde in Rund-

funk und Fernsehen, in Zeitungen und Zeitschriften wiederholt positiv vermerkt, und wenn von jungen österreichischen Autoren die Rede ist, die hierzulande einen Verleger gefunden haben, so muß prioio loco der Salzburger Residenz-Verlag genannt werden.

Vor kurzem sind zwei bescheiden aufgemachte Sammelbände erschienen, die über die neue Situation gut orientieren. Da ist einmal der „Almanach auf das Jahr 1973“, der eine vollständige Übersicht der Jungen bringt, und die äußerlich als Bauernkalender getarnte Anthologie neuer Heimatgeschichten, herausgegeben von Alois Brandstetter, mit dem Titel „Daheim ist daheim“, in der etwa die Hälfte der Residenz-Autoren mit Beiträgen vertreten sind: ein gescheites, witziges, böses, vor allem aber unterhaltsames und decouvrierendes Buch, das mehr aussagt, als dickleibige soziologische und psychologische Untersuchungen über den Österreicher und sein „Hoamatl“.

Zur übersichtlichen und raschen Information vor allem für jene, die jetzt schon an ein Weihnachtsgeschenk denken, dient der neue Almanach. Er enthält Beiträge von

und über nicht weniger als ein Dutzend neuerer österreichischer Autoren. Der älteste ist Rudolf Bayr, Jahrgang 1919, der jüngste Reinhard P. Gruber, 1947 geboren. Nennen wir einmal die hier vertretenen Namen: Amanshauer mit drei Werken, Artmann mit vier, Bayr mit acht (von denen gegenwärtig nur eines lieferbar ist), Bernhard mit drei, Barbara Frischmuith mit zwei, Handke mit drei, Kolleritsch und Lind mit je einem, Okopenko mit fünf und Rosei mit zwei (wobei Anthologien und Beiträge in solchen nicht gezählt sind).

Nichts leichter, als — in Österreich — eine Anthologie herauszugeben oder eine „Reihe“ zusammenzustellen — es wimmelt ja nur so von Talenten, was wiederholt, zuletzt anläßlich der Frankfurter Buchmesse, bestätigt wurde. — Schaut man sich aber die Autoren des Residenz-Verlages näher an, so kommt man bald auf ein Gemeinsames: Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, sind sie weder „altmodisch noch, wie man im Althochdeutschen zu sagen pflegte, „meschugge“: sie können schreiben, und man kann sie — was für eine Wohltat! — auch lesen. Mit einem Wort: das Ausleseprinzip heißt „Qualität“. Und wenn man sich nach ihm richtet, dann wird die verlegerische Arbeit plötzlich sehr schwierig und verantwortungsvoll.

Die Richtigen zu finden — darauf kommt es an! Beim Residenz-Verlag wissen wir — oder glauben zu wissen —, wie es geschieht: durch den sehr initiativen, kontaktfreudigen Verlagaleiter Wolfgang Schaffler und Dr. Rudolf Bayr mit der wählerischen Hand und dem sicheren Blick des Literaturkenners, des auf Sprachschlamperei stets empfindlich reagierenden Rundfunkmannes, dem man nichts vormachen kann. Diese beiden, so scheint uns, geben einer Reihe das Gepräge, die jetzt schon durch den Namen „Residenz-Verlag, Salzburg“ ein Gütezeichen für Neues und Interessantes ist.

Das gefällige Äußere ist, besonders heutzutage, nicht zu vergessen: Der Verlag, der in früheren Jahren sich durch zahlreiche schöne, wiederholt ausgezeichnete Bild-Wort-Bände einen Namen gemacht hat, konnte, was das Exterieur betrifft, jene Erfahrungen sammeln, die nun der Reihe junger Autoren zugute kommen.

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