6937520-1983_14_28.jpg
Digital In Arbeit

Satt und faub sind lri gewoocleu

Werbung
Werbung
Werbung

In Österreich verhungert heute niemand, selbst Gastarbeiter haben meist ein Dach über dem Kopf, wenn auch oft kein sehr menschenwürdiges. Wir nehmen mehr Flüchtlinge auf als die meisten anderen Staaten. Wir sind noch immer ein katholisches Land und rechnen mit einer eindrucksvollen Menschenmasse beim Katholikentag. Wir haben gegen die Fristenlösung gestimmt. Daß jährlich mindestens 100.000 Ungeborene in unserem Lande sterben müssen, das sind die anderen. „Herr, wir danken Dir, daß wir nicht sind wie diese.“ Wir spenden für Aktionen und versuchen uns damit von der Verantwortung für die Notleidenden loszukaufen. Brüder und Schwestern haben wir nicht. Die Geduld, mit der Jugend zu sprechen, übersteigt unsere Kräfte. Wir alle haben unsere eigenen Sorgen. Auch die fortschreitende Zerstörung der Umwelt und der bedrohte Weltfriede beunruhigen uns. Nur wir selbst beunruhigen uns nicht mehr. Satt, bequem und taub sind wir geworden.. Es gibt heute schon gefolterte Christen in der Dritten Welt, die mehr Mitleid mit uns haben als wir mit ihnen, sie wissen mehr, sehen klarer.

Hoffnung aber steht nur dem zu, der demütig an seine eigene Brust klopft, der erkennt, daß er es ist, der die Liebe mit Füßen tritt, daß er die Juden im Krieg und die Ungeborenen heute am Gewissen hat, der ehrliche Tränen über sich selbst weint, anstatt sich über andere zu entrüsten, dem aufgeht, daß sein Herz zu Stein geworden ist.

Christus ist auf die Welt gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen, seine Botschaft ist hart, sie fordert alle unsere Kräfte, und es bedarf unserer persönlichen Umkehr, um das Antlitz der Erde zu erneuern. Erbarme Dich unser, Herr - öffne unsere Herzen.

Renata Erich ist Journalistin

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung