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Sie wollen reden, er soll zuhören
Wenn Papst Johannes Paul II. am kommenden Samstag holländischen Boden betritt, haben auch für sein Besuchsprogramm die Kontroversen in der niederländischen katholischen Kirche ihre unübersehbaren Auswirkungen gehabt. Ein trotz aller internen Spannungen verstärktes Bewußtsein der Einheit erhoffen sich vor allem Hollands romtreue Bischöfe. Viele Priester und Laien bleiben hingegen skeptisch und resignativ, ihre Forderungen nach direkten Gesprächen mit dem Papst, in denen ein wirklichkeitsgetreues Bild der kirchlichen Situation vermittelt werden könnte, fanden kein Gehör.
Die Wurzeln dieses „niederländischen Schismas” reichen bis in die Zeit vor dem 2. Vatikanischen Konzil zurück, als der Holländische Katechismus Glaubensinhalte dem Erwachsenenglauben entsprechend zu formulieren versuchte. Im Pastoralkonzil (1967-1970) und in den Pastoralgesprächen (1973,1975, 1978) setzten die Katholiken das neue Bild der Kirche in gesellschaftliches, soziales, politisches Engagement um. Ehescheidung, Empfängnisregelung, Abtreibung, Haltung gegenüber Homosexuellen, priesterliches und bischöfliches Amt
— samt Pflichtzölibat — wurden in diesen Jahren zur Diskussion gestellt.
Weder die vom Papst nach Rom einberufene Sondersynode (1980) und erst recht nicht in den letzten Jahren immer wieder entgegen den Wünschen aus den Diözesen durchgeführte Neuernennungen von Bischöfen vermochten die Kluft zwischen Rom und den etwa fünf Millionen holländischen Katholiken (Gesamtbevölkerung 14 Millionen) zu überbrücken. Nicht nur die überfallsartige Ernennung des konservativen Bischofs von Rotterdam, Adrianus Simonis, zum Erzbischof von Utrecht im Jahr 1983, sondern auch die erst im heurigen Februar erfolgte Neuernennung von Johannes Ge-rardus ter Schure SDB zum Bischof von s'Hertogenbosch lassen eine Polarisierung erwarten.
Programmgemäß wird Johannes Paul II. bei seinem vom 11. bis 15. Mai dauernden Besuch mit Vertretern der Orden, der katholischen Schulen, der Priester und Pastoralassistenten, der Jugend, der anderen christlichen Kirchen und der Regierung zusammentreffen. Nicht zusammentreffen wird er mit jenen Zehntausenden Gläubigen, die am 8. Mai in Den Haag über den Aufbau der Gemeinden, über Frieden, Gerechtigkeit, Wirtschaft, das Amt und die Stellung der Frau in der Kirche diskutieren. Nicht zusammentreffen wird er aber auch mit den Juden Hollands, die eine Mit-schuldig-Erklärung des Hl. Stuhls an den Judenverfolgungen des 2. Weltkriegs zur Vorbedingung machten. L.RAMBOSEK
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