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FURCHE: Osterreich beteiligt sich am EUREKA-Programm, das von den EG-Staaten initiiert wurde. Welche Probleme entstehen dadurch, daß Österreich neutral ist und nicht der EG angehört?

HEINZ FISCHER: Auch Schweden oder die Schweiz beteiligen sich daran. Es steht überhaupt nicht die Aufgabe irgendwelcher Souveränitätsrechte zur Diskussion.

FURCHE: Die Initiatoren von EUREKA sehen darin doch auch einen Schritt hin zu einer engeren Union. Wie weit wird Osterreich diesem Gedanken folgen können?

FISCHER: Wir folgen dem Gedanken einer engeren europäischen Zusammenarbeit, wobei der Begriff .Europa' nicht an den Grenzen der EG enden darf. Diei Initiatoren von EUREKA haben erkannt, daß Europa die Herausforderung durch andere Weltmächte und Kontinente nur dann bestehen kann, wenn alle demokratischen Staaten Europas zusammenarbeiten, um For-schungs- und Technologieprojekte über die Grenzen von EG und EFTA hinweg - nicht über die Grenzen Osteuropas hinweg — durchzuführen.

FURCHE: Wie wird der Ablauf konkret aussehen?

FISCHER: Es wird im November, vermutlich in Deutschland, eine weitere Besprechung stattfinden, um die konkreten Durchführungsbestimmungen, vor allem Finanzierungsfragen und andere technische Probleme, zu erörtern. Wir in Österreich werden auch die Zeit bis dahin benützen, um forschungspolitisch Klarheit zu schaffen, wo unsere besonderen Interessen liegen, dann jene Firmen aufzuspüren, die für eine Mitarbeit besonders geeignet sind, und schließlich abzuklären, welche finanziellen Möglichkeiten uns zur Verfügung stehen.

FURCHE: Wo sehen Sie besondere Chancen für Österreich?

FISCHER: Die ersten Skizzen über EUREKA haben fünf Schwerpunktbereiche abgesteckt, die in Frage kommen. Sie sind aber noch zu global formuliert. Es wird nun die Aufgabe von Koordinationsgesprächen sein, in Zusammenarbeit mit Bundeswirtschaftskammer und Industriellenvereinigung, jene Firmen und Forschungsinstitute zu ermitteln, wo wir uns für genügend stark und konkurrenzfähig halten, um mitzuarbeiten.

FURCHE:Das ganze Projekt ist vorwiegend auf die angewandte Forschung hin akzentuiert. Wo sehen Sie als Chef der Hochschulforschung den Ansatzpunkt, auch die Grundlagenforschung einzu-beziehen?

FISCHER: EUREKA ist auf angewandte Forschung bis hin zu marktnahen Produktionen ausgerichtet. Die Firmen werden große Prozentsätze der Finanzmittel selbst aufbringen müssen. Die positive Rückwirkung für die universitäre Forschung liegt dann sicher dort, wo aus der Grundlagenforschung heraus der Rückhalt für die angewandte Forschung geschaffen wird und umgekehrt eine „Sogwirkung” zur Grundlagenforschung entsteht.

Bei EUREKA geht es um den technisch-naturwissenschaftlichen Bereich, den wir in den letzten Jahren zu fördern bemüht waren, etwa in der Mikroelektronik, der Biotechnologie oder den Materialwissenschaften.

FURCHE: Haben wir überhaupt die Infrastruktur an Ausrüstung und Personal, um im internationalen Bereich mitzuarbeiten?

FISCHER: Die Beteiligung Österreichs wird schon quantitativ hinter dem zurückbleiben, was die Deutschen oder Franzosen einsetzen können. Aber umgekehrt gibt es Firmen und Forschungszweige in Österreich, wo wir absolut hervorragende Leistungen vollbringen, Leistungen, denen noch der letzte Schliff der internationalen Zusammenarbeit sehr gut tun wird. Etwa im Bereich der .artificial intelligence' tut sich sehr viel in Österreich.

FURCHE: Haben Sie schon konkrete Anfragen oder Angebote aus den Hochschulen oder der Industrie?

FISCHER: Die Forschungssektion hat schon vor einigen Wochen eine Rundfrage durchgeführt bei in Frage kommenden Unternehmungen und hat ein erfreulich positives Echo bekommen. In den nächsten Wochen dürften aus den ersten Interessenten zwei bis drei konkrete Projekte herausgefiltert werden.

FURCHE: Es wird ohne zusätzliche Budgetmittel nicht gehen. Haben wir die?

FISCHER: Unbestritten ist, daß die Finanzierung zu einem umso größeren Prozentsatz von den angesprochenen Firmen kommen muß, je marktnäher die Produkte sind. Je marktferner sie noch sind, je mehr Entwicklungsarbeit noch drin steckt, desto mehr müssen zusätzliche Finanzierungsquellen hinzukommen.

FURCHE: Werden diese zusätzlichen Finanzierungen nicht von anderen Aufgaben abgezweigt werden?

FISCHER: Das wäre kein Weg, der uns weiterhelfen könnte. Der Grundgedanke muß sein, daß für neue zusätzliche Anstrengungen auch neue Finanzierungsquellen erschlossen werden müssen, die sicher nicht ausschließlich aus dem Budget stammen können, die aber durch eine Kombination von Mitteln der Wirtschaft selbst, aus Kreditapparat, Sonderfinanzierungen und Budget aufgebracht werden sollten.

Das Interview mit dem Bundesminister für Wissenschaft und Forschung führte Felix Gamülscheg.

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