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Zehn Jahre im Kampf um den Weltfrieden

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Die Sorge um die Erhaltung und die Festigung des Weltfriedens war eines der größten Anliegen Papst Pauls VI. Diesem Anliegen sollte ein eigener Tag dienen - der erste Tag des Jahres als „Tag des Weltfriedens“, an dem Politiker und Theologen, Wissenschafter und Wirtschaftsführer und jeder einzelne aus dem Heer der Gläubigen wie aller jener, die ebenfalls Frieden wollten, aufgerufen werden sollten, für den Frieden zu wirken.

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Die Sorge um die Erhaltung und die Festigung des Weltfriedens war eines der größten Anliegen Papst Pauls VI. Diesem Anliegen sollte ein eigener Tag dienen - der erste Tag des Jahres als „Tag des Weltfriedens“, an dem Politiker und Theologen, Wissenschafter und Wirtschaftsführer und jeder einzelne aus dem Heer der Gläubigen wie aller jener, die ebenfalls Frieden wollten, aufgerufen werden sollten, für den Frieden zu wirken.

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Zehn Jahre hindurch hat Papst Paul VI. selbst die Leitideen zum Welttag des Friedens am 1. Jänner verkündet. Zehn Jahre hindurch wurden sie in Österreich von zuständigen Theologen oder Juristen aufgegriffen, seit 1972 jeweils in den Mittelpunkt einer Feierstunde der internationalen Organisationen gestellt. Nun legt der frühere Uditore an der Wiener Nuntiatur, Donato Squiccia-rini, seit dem Vorjahr Titular-Erz-' bischof von Tiburnia und Nuntius in Burundi, die päpstlichen Botschaften und die jeweiligen Kommentare österreichischer Gelehrter in einem Sammelband vor.

Den aktuellen Anlaß bot einst der Sechstagekrieg Israels gegen Ägypten im Juni 1967. Papst Paul VI. knüpfte an die Traditionen Benedikts XV. und Pius' XII. an, die während der beiden Weltkriege zum Frieden gemahnt hatten. Im Spätherbst 1967 proklamierte der Papst den 1. Jänner - seit dem Zweiten Vaticanum Fest „Maria, Mutter der Kirche“ - zum Weltfriedenstag. Ein spezifisches Thema sollte jeweils den Denkanstoß geben, wie der Frieden am besten verteidigt und gesichert werden könne.

Ein „vordergründiger Frieden der Waffen“ mußte durch einen „hintergründigen Frieden der Herzen“ abgesichert sein. Dieser Frieden der Herzen aber kann nicht im Glaspalast der Vereinten Nationen, noch in den Völkerrechtsbüros der Gelehrten grundgelegt werden. Er beginnt in der Seele des einzelnen Menschen, in den Familien, den kleinen Gemeinschaften und muß in die Regionen, die Staaten, die Kulturkreise, auf die ganze Menschheit übertragen werden, schreibt der Herausgeber einleitend.

„Der Preis des Friedens“ war das erste Thema dieser Botschaften. Paul VI. rief die Völker, die internationalen Organisationen, die Religionsgemeinschaften auf, für die Friedensidee zu arbeiten. .

Menschenrechte, Versöhnung und Brüderlichkeit boten in den folgenden Jahren die Stichworte. Um dem Menschen das Recht auf Leben, Freiheit, Gleichheit, Kultur, auf die Segnungen der Zivilisation, auf die personale und soziale Würde zu gewährleisten, ist der Friede unerläßlich. „Wo der Friede nicht ist, verliert das Recht sein menschliches Antlitz“, betonte der Papst 1971.

„Willst du den Frieden, so arbeite für die Gerechtigkeit!“ fordert Paul VI. im Jahr darauf und betont dann 1973: „Der Frieden ist möglich!“, um wieder ein Jahr später die Voraussetzung zu nennen: „Der Friede hängt auch von dir ab!“ Der Traum von einem absoluten und endgültigen Frieden sei nicht irreal, sondern sollte verwirklicht werden.

Noch einmal taucht der Versöhnungsgedanke 1975 auf: Alle Bemühungen um Frieden seien vergeblich, wenn Gefühle von Feindschaft, Verachtung, Mißtrauen, Rassenhaß die Menschen trennen. Eine neue Erziehung, ein neuer Geist in der öffentlichen Meinung sei dringend notwendig, appelliert der Papst an die Menschen.

Die letzten drei Botschaften, die Paul VI. noch selbst veröffentlichen konnte, demonstrieren den Weg, die Situationen, die Methoden des Friedenmachens. „Die echten Waffen des Friedens“, so betont er 1976, sind die moralischen, die dem internationalen Recht Kraft und Geltung verschaffen. Im Jahr darauf folgt die Aufforderung, das Leben zu verteidigen, wenn man den Frieden wolle - die Anspielung auf die gerade in diesen Jahren lebhafte Abtreibungsdebatte ist unüberhörbar. „Nein zur Gewalt -Ja zum Frieden!“ ist schließlich 1978 der letzte Friedensappell, den Paul VIt an die Menschheit richtete - die Absage an das System der gegenseitigen Abrechnung mit ihren Formen des Hasses, des Grolls, der Feindschaft, ob in der Familie, in der Nachbarschaft, im Staat. Den Aufruf zur Erziehung zum Frieden, für 1979 , vorbereitet, mußte schon sein zweiter Nachfolger den Menschen nahebringen.

Der Berliner Verlag Duncker und Humblot hat sich bereits mit der Festschrift zum 100. Geburtstag Pius' XII. großes Verdienst erworben, in der Herbert Scham beck als Herausgeber die Person jenes so viel verkannten Papstes von einer Vielzahl österreichischer und ausländischer Fachleute kritisch würdigen ließ. Der stellvertretende Vorsitzende des Bundesrates und Verwaltungsrechtler der Universität Linz hat auch diesmal wesentlich dazu beigetragen, Wien zum Zentrum der Papstforschung der Jetztzeit zu machen. Donato Squicciarini, durch viele Jahre Vertreter des Heiligen Stuhls bei IAEO und UNIDO, griff eine Anregung Kardinal Königs auf und macht damit der Friedensforschung eine wertvolle Materialsammlung zugänglich.

DIE WELTFRIEDENSBOTSCHAFTEN PAPST PAULS VI. Eingeleitet und herausgegeben von Donato Squicciarini. Verlag Duncker & Humblot, Berlin-München 1979. 265 Seiten, S 384,-.

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