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DIE TARZANE HELFEN

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Im rheinisch-westfälischen „Kohlenpott“ soll von einer bekannten Gesellschaft ein sehr zeitnaher Film, ein Tarzan-Film, gedreht werden. Nun soll es allerdings kein üblicher Wildwestfilm mit Schießereien und Draufgängern werden. Hier, bei diesen Tarzans, handelt es sich um ein anderes „Bandenwesen“, um eines, das in keinem Zusammenhang mit titelreifen Kriminaldelikten steht. Die jungen Leute entdeckten nämlich ein ganz anderes Abenteuer, das bisher noch nie vom Film aufgegriffen wurde und doch so vielen Jugendlichen als Vorbild dienen könnte: Die Hilfsbereitschaft. Mit ihrem Handeln dementieren sie diejenigen, die immer wieder von einer tugendlosen Jugend sprechen, denn der Wahlspruch der rund fünfzig „Tarzane“ lautet- schlicht und einfach:

„Wir helfen um Gotteslohn, m Postkarte genügt, wir kommen schon!“

Ausgerechnet der Film ließ die Jugendlichen auf den Gedanken kommen, sich in dieser nicht alltäglichen Weise in den Dienst der Nächstenliebe zu stellen. Sie hatten gerade einen Tarzan-Film mit dem mehrfachen Weltmeister und Olympiasieger Jonny Weißmüller gesehen und dabei den Entschluß gefaßt, ähnlich wie er, Armen und Bedrängten zu helfen. Nur über das „Wie“ war man sich nicht ganz klar. Da kam ihnen auf dem Nachhauseweg der Zufall zu Hilfe. Sie trafen eine alte Frau, die mühsam ein Bündel Holz heimschleppte. Die Buben sahen sich an, sprangen dann einer nach dem anderen vom Fahrrad und trugen der Greisin das Holz nach Hause.

Das war vor drei Jahren. Inzwischen wurde ein ganzer Klub von hilfsbereiten jungen Menschen ergründet, denen ein Sechzehnjähriger als ..Br ichef“ vorsteht, der gleichzeitig berechtigt ist, sich „Obertarzan“ zu nennen. Er war der Spiritus rector dieses Unternehmens, das auch im Ausland Widerhall fand, wie zahlreiche Schreiben bezeugen. Ihre guten Taten aber wurden allerorts bekannt. So gehören zu den eifrigen Förderern des Klubs ein Schweizer Kaufmann, ein Berliner Baron und ein schwäbischer Textilkaufmann.

Immer mehr Jungen, aber auch einige Mädchen, kommen ins „Hauptquartier der Tarzane“ und fragten, ob sie nicht mitmachen dürften. Sie dürfen. Und heute sind viele fleißige Helfer mit den Fahrrädern oder Handwagen, vor allem aber mit viel gutem Willen unterwegs, um Armen und Betagten zu helfen.

Vielleicht macht das Beispiel Schule. Gerade bei uns ist in diesen Tagen und Wochen Hilfe aller Art sehr vonnöten. Wie erfreulich wäre es, wenn man von vielen „Tarzanen“ und „Halbstarken“ hören würde, die starke und mutige Helfer geworden sind!

Erneuter Friedensappell des Papstes

Papst Pius XII., der am Samstag vorzeitig seinen Sommersitz in Castel Gandolfo verlier) und in die Vallkanstadt zurückkehrte, richtete unmittelbar nach seinem Eintreffen im Vatikan in einer Rundfunkbotschaft erneut einen eindringlichen Friedensappell an die Völker der ganzen Erde und an Ihre verantwortlichen Politiker.

Im Namen der Religion, der Kultur und des gesunden menschlichen Empfindens forderte der Papst, dafj man Schluß mache mit der illegalen und brutalen Unterdrückung, mit Kriegsplanungen und Vormachtstellungen.

„Man kehre so bald als möglich zurück, die Reihen enger xu schließen und in einer festen öffentlichen Vereinbarung alle Regierungen und Völker zu vereinigen, die da wollen, dah die Welt den Weg der Ehre und der Kinder Gottes, gehe“, rief der Papst aus. Diese Vereinbarungen mühten auch die Möglichkeit bieten, die Mitglieder wirksam gegen jeden ungerechten Angriff auf ihre Rechte und ihre Unabhängigkeit zu verteidigen. „Vielleicht wird das kompakte Zusammenhalten jener Nationen, die den Frieden und die Freiheit aufrichtig lieben, schon allein genügen“, fügte Pius XII. hinzu, „um diejenigen zu milderen Entschlüssen umzustimmen, die- sich den elementaren Gesetzen des menschlichen Zusammenlebens entziehen und sich somit selbst des Rechtes berauben, im Namen der Menschlichkeif, der Gerechtigkeit und des Friedens zu sprechen.“

„Einigt euch daher in Freiheit und Frieden, ihr geliebten Völker des Ostens und des Westens, Glieder der gemeinsamen Menschheitsfamilie“, erklärte der Papst abschließend. Die Worte Friede und Freiheit Neffen heute keinen doppelten Sinn mehr zu. Der Name Gottes müsse zum Panier aller, die guten Willens sind, werden, zum Band, das Völker und Nationen verbindet.

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