6921897-1981_47_19.jpg
Digital In Arbeit

Zu bieder

Werbung
Werbung
Werbung

Vergangene Woche gab es zwei Ereignisse, die zunächst in keinem erkennbaren Zusammenhang standen: den ersten österreichischen PR- Tag und eine IMAS-Umfra- ge zur ,£,ohngerechtigkeit aus der Sicht der Österreicher“.

Die Public-Relations-Trei- benden, deren Tätigkeit nur von einer sehr kleinen Gruppe von Wissenden richtig erkannt und eingestuft wird, wiesen bei ihrer als Manifestation angelegten Veranstaltung mit Nachdruck darauf hin, daß richtig verstandene PR heute geradezu Voraussetzung für die Erhaltung eines freiheitlich-marktwirt-

schaftlichen Systems sei. Seine Zukunft werde, so der Präsident des Public-Relati- ons-Verbandes Austria, Dkfm. Franz Michael Bogner, nicht nur davon abhän- gen, ob die Unternehmen ihre Rolle in der Gesellschaft gut erfüllen, sondern auch davon, ob es ihnen gelingt, diese Rolle den Menschen verständlich zu machen. J

Nimmt man die Ergebnisse der IMAS-Umfrage nach den Kriterien für berufliche Leistung zur Hand, zeigt sich, daß da für die PR-Leute noch viel zu tun bleibt. Auf die Frage, wovon es in erster Linie dbhängen sollte, was ein Mensch im Beruf verdient, nannten nämlich 68 Prozent Zuverlässigkeit und Genauigkeit an erster Stelle, 59 Prozent die körperlichen Schwierigkeiten der Arbeit, aber nur 44 Prozent die geistige Schwierigkeit der Arbeit und nur 32 Prozent die Fähigkeit, den Fortbestand eines Betriebes zu sichern, und gar nur 21 Prozent das finanzielle Risiko, das jemand hat.

Nicht gerade ermutigende Zahlen für all jene, die glauben, daß Österreichs Wirtschaft nur durch Innovation und Risikofreude flottgemacht werden kann. Der Fortbestand des Betriebes ist ganz offensichtlich kein Kriterium mehr. Wichtig ist, daß man pünktlich zur Arbeit kommt und dann genau arbeitet - wo man das tut, ist sichtlich irrelevant. Die Regierung wird sich schon kümmern, daß man es irgendwo tun kann!

Glaube keiner, daß diese Einstellung etwa auf Beamte und Angestellte beschränkt ist. Auch von den Selbständigen und Freiberuflern nannten 65 Prozent die Zuverlässigkeit und nur 41 Prozent die Fähigkeit, den Fortbestand der Firma zu sichern an erster Stelle.

Nach Parteisympathisanten ergibt sich übrigens kein einheitliches Bild. So bewerten wohl SPÖ- und OVP-Anhänger die geistigen Schwierigkeiten der Arbeit deutlich höher als die FPÖ-Wähler, stufen dafür aber (ohne Unterschied zwischen ÖVP- und SPO-Wähler) das finanzielle Risiko und die Sicherung des Fortbestandes des Unternehmens geringer ein.

Nichts gegen traditionelle Werte wie Zuverlässigkeit. Aber um international reüssieren zu können, müssen wir in Sachen Lohngerechtigkeit künftig wohl weniger bieder sein.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung