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„Humanitas et Christi anitas“

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Das erste Heft des vierten Jahrganges der „Gloria Dei“ (Zeitschrift für Theologie und Geistesleben) stellt das Humanismusproblem, das noch immer ein Anliegen der besten aliro- päischen Geister ist, zur Diskussion. Kardinal Suhard, dem der „christliche Humanismus“ eine Herzensangelegenheit ist, schrieb einmal: „Weil das Übel der Welt nicht die Abwesenheit des Menschen, sondern die Abwesenheit Gottes ist, kann die Lösung nur in der Rückkehr zu Gott liegen. Der Mensch rettet sich nicht nur durch den Menschen." Gerade darum geht es in der Diskussion dieses Heftes, die die schwierige Problematik der Möglichkeiten eines christlichen Humanismus beleuchtet. Während der bekannte Theologe Universitätsprofessor Hans Urs von Balthasar (Basel) durchaus die Möglichkeit eines christlichen Humanismus bejaht, indem er ihn als einen überweltlichen begreift, der dem weltlichen erst sein christliches Maß gibt, so glaubt Dr. Magdalena Waach (Wien), diesem Begriff aus tiefen theologischen und ontologischen Erwägungen heraus ein Fragezeichen voransetzen zu müssen. Diese beiden Aufsätze bilden sozusagen das Herzstück des Heftes.

Urs von Balthasar erweist sich dabei wieder als ein souveräner Kenner der abendländischen Geistesgeschichte und beschert uns besonders in das Wesen des deutschen Denkens tiefste Einblicke. („Die Deutschen wollen nicht beten. Sie sind das Volk der Dichter und Denker und nicht das Volk der Heiligen"). Sehr deutlich zeigt Magdalena Waach die Gefahren des Humanismus, die in seiner weltimmanenten und anthropozentrischen Position gegeben sind und den drei theologischen Tugenden,

Glaube, Hoffnung und Liebe, die Entfaltung verwehren können. Hier trifft sie sich mit den geistesgeschichtlichen Erwägungen Dr, Friedrich Heers (Wien), der das Versagen des Humanismüs ebenfalls auf die reine Ichbezogenheit der Humanisten von der Antike bis zur Gegenwart zurückführt. Der Aufsatz Heers — ein Vortrag, der vor Kriegsgefangenen gehalten wurde und daher seine eigene besondere Note hat — kann zu äußerst fruchtbaren Untersuchungen und Auseinandersetzungen führen. Eine Meisterleistung geistesgeschichtlicher Darstellung ist Universitätsprofessor Dr. Josef Nadlers Aufsatz „Johann Wolfgang Goethe — Gott, Gottmensch, Mensch", dei Goethes Menschentum und religiöse Haltung aus der Geschichte des deutschen Pietismus erklärt. Goethe und Hamann sind die beiden Pole der pietistischen Bewegung, und Goethes Bemühung sich zwischen „oben" und „unten" in der „menschlichen Mitte“ zu halten, sind ein einziger Bewegungsvorgang von Hamann weg zu Hamann hin.

Das Wesen der österreichischen Humanität wird von Dr. Paul Thun-Hohenstein (Wien) am Paradigma Carl von Bühls in Hugo von Hofmannsthals Komödie „Der Schwierige" eindrucksvoll demonstriert. Mit wenigen klaren Strichen umreißt Dr. Eva Firkel (Wien) den „Kernpunkt der religiösen Existenz und zeigt die Gefahren des n u r-psychologischen Glaubensgespräches. Nicht im Glaubens g e f ü b !, sondern im Glaubens akt wird der Mensch erst Gott als den „Retter seiner Seele finden. Dieses Heft sollte wirklich von sehr vielen Menschen gelesen werden.

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