6653183-1959_13_22.jpg
Digital In Arbeit

Kontakt mit dem Alten Testament

Werbung
Werbung
Werbung

Es gehört zu den Verdiensten Hans Urs von Balthasars, Adrienne von Speyr „entdeckt” oder doch bekanntgemacht und eingeführt zu haben. Mag er ihre geistige Kraft, wie das bei solchen „Entdeckungen” leicht zu geschehen pflegt, auch etwas überschätzen, so muß man ihm doch dankbar sein, daß er uns damit diese reichen bibeltheologischen Schätze zugänglich gemacht hat. Das Erstaunliche daran ist, daß man hier wie von selber in jene biblischen Regionen und Dimensionen geführt wird, die sonst nur nach mühsamem Studium dem Fachtheologen zugänglich sind, falls er sich nicht selbst d’en Weg mit dem notwendig sich bildenden Geröll zuschüttet, mindestens für andere, die folgen möchten/ — Auch dieser Isaias-Kommentar (dem in einem Anhang, S. 251 bis 284, einige wesentliche Kapitel aus Daniel angefügt sind) hat sein Eigengepräge. Daß der zweite (und dritte) Teil des Isaiasbuches bevorzugt wird, liegt in der theologischen Linienführung, der es vor allem auf die Zusammenschau beider Testamente ankommt, die ja hier zu einer nicht mehr überbotenen Vollendung gelangt.

Nicht bloß theologische Zusammenhänge (Synagoge—Maria—Kirche—glaubende Seele) tun sich hier dem, der diesen Betrachtungen willig folgt, neu auf. Das Wertvollste ist vielleicht, daß hier Bibel und biblisches Denken als etwas Eigenes, Ursprüngliches vermittelt wird. Wie viele selbstverständliche Denkgewohnheiten muß ein moderner Mensch korrigieren, ja ablegen, um überhaupt erst einmal Stand fassen zu können im Raum der Bibel! Wir predigen.

verkündigen, reden über all das wohl viel zu „schnell”, viel zu „harmlos” und „naiv”, in der Annahme, man verstehe uns. Etwas von der notwendigen biblischen „Fremdheit” dem modernen Menschen vermittelt zu haben, gehört nicht zuletzt zu den Verdiensten dieser modernen „Laienexegetin”. — Demgegenüber fällt es wohl nicht sehr ins Gewicht, daß manche Partien dieser Schrift-„Kommentare” doch mehr den Eindruck machen, es handle sich mehr um philosophische und theologische Meditationen im Anschluß an die Bibel, als um genuine Auslegung der Bibel selbst. Aber vielleicht muß noch auf lange hinaus solche Arbeit im „Vorhofe” getan werden, bevor wir ins Heiligtum selber dürfen oder gar ins Allerheiligste; vielleicht muß noch mit viel ernster Ueberlegung Vorarbeit geleistet werden, erst einmal die Atmosphäre zu reinigen, Ohr und Herz des modernen Christen zu bereiten, bevor das Wort Gottes wieder rein und sauber und unmittelbar zum Klingen kommen kann. — Das könnte auch dem Fachtheologen, der Betrachtungen dieser Art nicht besonders wohlwollend zu beurteilen pflegt, Verständnis für solche Werke vermitteln. Es kann doch kaum zuviel getan werden, um diese unerschöpflichen Quellen der Offenbarung Alten und Neuen Testamentes allen Christen wieder voll und ganz zugänglich zu machen. Dafür gebührt auch dem Verlag, der mit Solcher Arbeit seinem anspruchsvollen Namen alle Ehre macht, unser warmer Dank.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung