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Amtsmüder Yahya Khan

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Am Fuße der Malabar Hills, wo das Diplomatenviertel der Reißbretts* und*künftigen. Hauptstadt Islamabad besondere Ruhe ausstrahn, sitat jener Mann;-der Pakistans Schicksal elf Jahre hindurch mit großem Geschick lenkte (wie es die mittlerweil geschrumpfte Schar seiner Anhänger behauptet), in einer mehi gediegenen denn protzigen Villa und „spielt mit seinen zahllosen Enkeln“, wie aus seinem Bekanntenkreis verlautet.

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Am Fuße der Malabar Hills, wo das Diplomatenviertel der Reißbretts* und*künftigen. Hauptstadt Islamabad besondere Ruhe ausstrahn, sitat jener Mann;-der Pakistans Schicksal elf Jahre hindurch mit großem Geschick lenkte (wie es die mittlerweil geschrumpfte Schar seiner Anhänger behauptet), in einer mehi gediegenen denn protzigen Villa und „spielt mit seinen zahllosen Enkeln“, wie aus seinem Bekanntenkreis verlautet.

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Feldmarschall Mohammed Ayub Khan, vor einem Jahr noch wenig beschränkter Herrscher über 125 Millionen, bereut heute angeblich „den Tag, an dem ich beschloß, mich in den Dienst dieses Landes zu stellen“, verläßt sein Refugium nur zu kurzen Spaziergängen und empfängt weder in- noch ausländische Journalisten. Seine Machtübernahme erfolgte am 7. Oktober 1957 nach drei Wochen Kriegsrecht; sein durch blutige Unruhen provozierter Rücktritt im März 1969 hinterließ wieder das Kriegsrecht. In der Zwischenzeit verdankte ihm das Land fast ein volles Jahrzehnt steter wirtschaftlicher Aufwärtsentwicklung.

Obwohl noch kein ganzes Jahr im Amt, gilt Ayubs Nachfolger, General Yahya Khan, bereits als präsidentschaftsmüde. Der ebenfalls öffentlichkeitsscheue und — im Gegensatz zu Ayub — auch jeglichem Personenkult abholde Mann der Armee erwartet sehnsüchtig Wahltag und Nachfolger.

Die staatlich-politische „Heimat der Moslems“, deren Staatsgebiet von seinem Geburts- und damit Erbfeind Indien auf eine Distanz von rund 2000 km geteilt ist, befindet sich auch wirtschaftlich derzeit in einer unerquicklichen Situation. Das zur Zeit der Staatsgründung 1947 noch überwältigende Jutemonopol ist im Konkurrenzkampf stark zurückgegangen — die Produktionskosten pro Tonne Pakistans „goldener Faser“ belaufen sich auf 458,49 pRupies, währenddessen der indische Rivale für Herstellung der gleichen Menge nur 276,73 pRupies aufwenden muß; der Vorteil billigerer Rohjute fällt auf pakistanischer Seite nicht allzu bedeutsam ins Gewicht, bedenkt man den Vormarsch synthetischer Fasern, der am wichtigsten Exportwirtschaftsnerv des „Landes der Reinen“ zehrt.

Wenn auch von der angesehenen

„Industrlal Commerce“ Pakistan ein Zuwachs des Bruttosozialproduktes von 5 Prozent für das Finanzjahr 1969/70 prophezeit wird — eine für den Entwicklungsstand des Landes nicht gerade überwältigende Rate—, so hemmen die Folgen des Kaschmir-Kurzkrieges von 1965 noch immer beträchtlich das wirtschaftliche Streben. Die für einige Zeit ausgesetzte US-amerikanische Hilfe, vor allem aber der beträchtliche Budgetaufwand für militärische Zwecke — rund 60 Prozent werden offizieller -seits zugegeben, doch sollen mit Rücksicht auf Kredite der Weltbank und ihrer Tochtergesellschaften noch etliche Posten gut getarnt existieren —, die mit verheerender Regelmäßigkeit einsetzenden Überschwemmungskatastrophen in Begleitung von Wirbelstürmen in der Ostprovinz, einem der dichtbesiedeltsten Gebiete der Erde, wo „die Leute zweistöckig gehen müssen“, wie ein deutscher Industrieller schaudernd berichtet, zählen zu den Hauptursachen, daß die hochgesteckten Ziele des 3. Fünfjahresplanes nach verläßlichen Schätzunigen zu nicht viel mehr als 40 Prozent erreicht werden können. In der gleichen Planperiode ist dafür eine Preis-niveauanhebung um 20 Prozent bereits Wirklichkeit geworden. Dennoch begegnet man in Westpakistan einem gesunden Optimismus, der nicht nur seitens der Administration, sondern auch von einem Teil der etwa 200 UNO-Experten und, was vielleicht am wichtigsten ist, auch von den meisten ausländischen Geschäftsleuten an den Tag gelegt wird und sich nicht zuletzt darauf gründet, daß die geschickte „Gut-Freund-Politik“ Pakistans dem Lande Quellen in Ost und West geöffnet hat, aus denen namhafte Unterstützungen fließen, ohne daß daran schwerwiegende politische Konzessionen geknüpft sind.

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