Österreichs berühmtester Gletscher, die Pasterze, schmilzt dahin, und die EU-Finanzminister trafen in Wien zusammen. Was haben verschwindende Gletscher mit dem Rat der EU-Säckelwarte zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Doch stand auf dem Programm des sogenannten Ecofin-Rates unter anderem auch das Thema Energiesteuer, ein Instrument, mit dem man den Treibhauseffekt bekämpfen und letztlich auch das Schmelzen der Gletscher beeinflussen könnte.
Doch wie zu erwarten, kam bei den Gesprächen der hohen Herren zu diesem Thema nicht viel Neues heraus. Ähnlich ist die Stimmung in Österreich. Freilich, als Umwelt-Musterland haben wir uns nach der Konferenz von Kyoto selbst das Ziel gesetzt, den Kohlendioxid-Ausstoß bis zum Jahr 2010 um 13 Prozent zu verringern. Doch nehmen die CO2-Emissionen, die wesentlich durch den steigenden Verbrauch von Öl und Gas bedingt sind, weiter zu statt ab. Die logische Konsequenz daraus ist, die Verwendung von fossiler Energie, also von Kohle, Öl und Gas, zu besteuern. Gleichzeitig müßten CO2-neutrale und erneuerbare Energieträger wie Biomasse, darunter Holz, Sägespäne, Rinde oder Hackschnitzel oder Pellets, aber auch Wind- und Solarenergie massiv gefördert werden. Dazu konnten sich die österreichischen Politiker jedoch bislang nicht durchringen. Immer wieder heißt es, eine Energiesteuer sei nur im internationalen Gleichklang möglich.
Daß dieses Argument nicht unbedingt hält, zeigt ein Blick nach Skandinavien. In den EU-Staaten Dänemark und Schweden geht man nämlich genau diesen Weg: Hohe Steuern auf Öl, Kohle und Gas und gleichzeitig finanzielle Anreize für die Verwendung von Bioenergie.
Österreich hatte zumindest einmal den Ruf eines umweltbewußten Landes und war als solches auch im Bereich der Bioenergie innovativ. Momentan ist aber offensichtlich ein wenig der Schwung draußen. Der wäre jedoch dringend notwendig, um mit Schritten auf nationaler Ebene auch das EU-Tempo ein wenig zu beschleunigen.
Die Autorin ist Pressereferentin in der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs und Vizepräsidentin des Katholischen Familienverbandes Österreichs.
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