6776222-1969_23_09.jpg
Digital In Arbeit

Das Wesen des Apostelamtes

Werbung
Werbung
Werbung

Nach katholischer Auffassung ist auf die Apostel der Sendumgsauftrag Christi übergegangen. Von nun an sind sie die bevollmächtigten Vertreter Christi; sie vergegenwärtigen Christus; Sein Lehramt, Sein Hirtenamt, Sein Priesteramit: „Wie Mich der Vater gesendet hat, so sende Ich euch ... Wer euch hört, hört Mich ... Wer euch aufnimmt, nimmt Mich eul ...“

,,Die Zwölf“ bilden das Fundament der Kirche: „Die Mauer der Stadt ruht auf zwölf Grundsteinen, von fernen jeder den Namen eines der zwölf Apostel des Lammes trug6.“ „Ihr seid auf dem Fundament der Apostel und Propheten aufgebaut7.“ Die Apostel haben den Auftrag, dem Auferstandenen Jünger zu gewinnen und alle Völker ziu taufen, als Hütendes Gotteswortes und als Fundament des neuen Gottesvolkes werden sie am Jüngsten Tag auch Richter dieses Gottesvolkes sein.

Die Apostel haben die Fülle der Sendung Christi empfangen, ähnlich wie die Kirche insgesamt. So wie die Kirche insgesamt in ihrem Glauben unfehlbar ist, so ist das Lehramt des Apostelkollegiums unfehlbar; denn ihr Kollegium soll das Wort Gottes unverfälscht bis ans Ende der Zeiten verkünden: „Lehret alle Völker.“ Zur Sendung der Apostel gehörte es, das lebenspendende, vollgültige, sakramentale Wort Christi zu sprechen; denn der Apostel handelt ja in der Person Christi; er ist Sein zweites Ich; er verkündet den Tod und die Auferstehung Christi in leibhaftiger Gegenwart. Er führt damit das Priesteramt Christi fort; und zwar in einer Weise, die wesentlich verschieden ist von jener priesterlichen Sendung, die dem Gottesvolk insgesamt geschenkt wurde.

Die Apostel verkörpern in der Kirche die Autorität Christi; denn in ihnen wird ja Christus in besonderer Weise gegenwärtig. Daher erhalten sie auch eine besondere Autorität über die Gemeinde, die sie leiten sollen. Über diese Gemeinde werden sie am Jüngsten Tag auch Richter sein. Bisher wurde klar, daß die Apostel eine einzigartige Stellung in der Kirche besaßen, wesentlich verschieden von der Aufgabe des einzelnen im Gottesvolk (auch wenn dieses Gottesvolk ähnlich wie die Apostel den Auftrag hat, „Salz“ der Erde zu sein, „Licht“ im Dunklen, „Sauerteig“...).

Da Jesus wollte, daß die den „Zwölf“ übertragene Aufgabe durch die Jahrhunderte hindurch weitergeführt werde, ging der Sendungsauftrag der Apostel später auf die Bischöfe über. Schon die Apostel wußten bei der Wahl des Matthias, daß neue „Apostel“ an Stelle der ausgeschiedenen treten müßten. Auf diese Nachfolger mußte all das übergehen, was die Apostel für ihr Amt, für ihren Dienst gebraucht hatten: das Charisma der Wahrheit bzw. Unfehlbarkeit; die Vollmacht zum priesterlichen, sakramentalen, lebensspendenden und vollgültigen Wort; die Autorität Christi, auf Grund derer sie echte Hirten sind, die „in der Person Christi“ handeln. Bisher ergab sich, daß das Bischofskollegium der Kirche eine einzigartige Stellung besitzt, die ihrem Wesen nach verschieden ist vom Auftrag des einzelnen Christen innerhalb des Gottesvolkes. Das apostolische Amt wird in der Kirche in dreifacher Abstufung übertragen: Bischof, Priester, Diakon. Der Priester vertritt den Bischof in der Ortsgemeinde und handelt daher in der Autorität des Bischofs; letztlich in der Vollmacht Christi. Der Priester hat (von bestimmten Ausnahmen abgesehen) dieselbe Sendung wie der Bischof, dieselbe Sendung wie die Apostel. Der Priester ist daher ebenso wie die Apostel ein Hirte, ein Missionar, ein Seelsorger, ein Menschenfischer, ein Knecht Gottes, der seinen Dienst nur unter dem Antrieb des Heiligen Geistes bewältigen kann; einer der ständig „bei Ihm“ sein soll; einer, bei dem stets der Herr ist bis ans Ende der Zeiten; einer, der im Namen Jesu das Evangelium verkündet; einer, der in der Kraft Gottes die bösen Geister austreibt; einer, der in der Vollmacht Christi das Wort des Lebens spricht; einer, der in der Person Christi den Tod und die Auferstehung Christi leibhaftig und gegenwärtig verkündet; einer, der für die Kirche dieser Tage Fundament sein muß. Die Abstufung des apostolischen Amtes (in Bischof, Priester und Diakon) zeigt sich in allen Ämtern, im Lehramt, Priesteramt und Hirtenamt: Dem Apostelkollegium (Bischofskollegium) insgesamt kommt die unfehlbare Verkündigung des Gotteswortes zu; der einzelne Bischof besitzt nicht mehr den Vorzug der Unfehlbarkeit; aber doch leuchtet auf ihm so stark das Licht der Wahrheit, daß „die Gläubigen mit einem im Namen Christi vorgetragenen Spruch ihres Bischofs in Glaubens- und Sittensachen übereinkommen und ihm mit religiös begründeten Gehorsam anhangen müssen“. Auf den Priester, der den Bischof (z. B. als Pfarrer in der Ortsgemeinde) vertritt, ruht etwas von dieser besonderen Sendung zur Wahrheit. Auch der Priester hat ja Anteil an jenem Apostelamt, auf dem die Kirche aufgebaut ist. Eine ähnliche Abstufung gibt es auch beim Apostelamt und beim Hirtenamt. Die Kirche ruht auf dem Fundament der zwölf Apostel. Deswegen betet die Kirche in ihrem Credo: „Ich glaube an die... apostolische Kirche.“ Wer das apostolische Amt aus der Kirche herausbricht, zerbricht ihr Fundament. Das Weihepriestertum der katholischen Kirche ist nichts anderes als das von den Aposteln an ihre Nachfolger über-gebene apostolische Amt (in der dreifachen Stufung von Bischof, Priester, Diakon) samt der zu diesem Amt gehörigen Geistausrüstung. Wer den wesentlichen Unterschied zwischen Weihepriestertum und allgemeinen Priestertum entzweibricht, der nimmt dem Hause der Kirche ihr Fundament, ihr apostolisches Amt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung