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Priester, wohin?

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Immer häufiger hört das katholische Volk Äußerungen wie: „In Notzeiten, wenn kein Priester zur Stelle oder wenn er lange abwesend ist, bestünde also die Möglichkeit, daß eine Glaubensgemeinschaft unter Leitung eines Laien die Eucharistie feiert... Warum sollte ein Hausvater unter besonderen Umständen nicht als Verwalter dieses Sakramentes auftreten? Es scheint auch möglich, daß die Gemeinschaft selbst, wiederum unter bestimmten Umständen, jemanden aus ihrer Mitte beauftragt, bei Wortgottesdienst und Eucharistiefeier vorzustehen. Damit würde eine Gemeinschaft also einen Laien zum Amtsträger berufen können1.“ Aber der „Hausvater“, der Laie, soll nicht nur die Wandlungsgewalt bei der Messe haben, er soll auch Beichthören können: „Für die Sündenvergebung steht fest, daß von Anfang an nicht nur die Amtsträger Spender dieses Sakramentes waren. Auch Pneumatiker, Märtyrer und Bekenner forderten in einer Zeit für sich das Recht der Sündenvergebung. Außerdem hat bis ins hohe Mittelalter die Laienbeicht bestanden, der bedeutende Theologen sakramentale Würde zuerkannten*.“ Die Laien sollen berechtigt sein, einen aus ihrer Mitte zu beauftragen, die Wandlung bei der Messe zu vollziehen, und ihn dadurch zum Amtsträger zu berufen5... ?

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Immer häufiger hört das katholische Volk Äußerungen wie: „In Notzeiten, wenn kein Priester zur Stelle oder wenn er lange abwesend ist, bestünde also die Möglichkeit, daß eine Glaubensgemeinschaft unter Leitung eines Laien die Eucharistie feiert... Warum sollte ein Hausvater unter besonderen Umständen nicht als Verwalter dieses Sakramentes auftreten? Es scheint auch möglich, daß die Gemeinschaft selbst, wiederum unter bestimmten Umständen, jemanden aus ihrer Mitte beauftragt, bei Wortgottesdienst und Eucharistiefeier vorzustehen. Damit würde eine Gemeinschaft also einen Laien zum Amtsträger berufen können1.“ Aber der „Hausvater“, der Laie, soll nicht nur die Wandlungsgewalt bei der Messe haben, er soll auch Beichthören können: „Für die Sündenvergebung steht fest, daß von Anfang an nicht nur die Amtsträger Spender dieses Sakramentes waren. Auch Pneumatiker, Märtyrer und Bekenner forderten in einer Zeit für sich das Recht der Sündenvergebung. Außerdem hat bis ins hohe Mittelalter die Laienbeicht bestanden, der bedeutende Theologen sakramentale Würde zuerkannten*.“ Die Laien sollen berechtigt sein, einen aus ihrer Mitte zu beauftragen, die Wandlung bei der Messe zu vollziehen, und ihn dadurch zum Amtsträger zu berufen5... ?

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Man erklärt es heute zur offenen, „bisher nicht ausdiskutierten“ Frage, ob nicht auch eine Meßfeier ohne Priester möglich sei; und zwar so, daß der Herr in der Eucharistie im formellen Sinn des Wortes dabei gegenwärtig würde: „... eine eventuell Feier der Eucharistie durch einen Nichtgeweihten geschehe hier (in extremen Notsituationen, in denen sehr lange Zeit kein Priester erreichbar ist) nicht aus Trotz gegen das Amt*.“

Man vertritt also die Meinung, daß dem Priester vielleicht gar „keine bestimmten Funktionen vorbehalten bleiben“, auch nicht die Konsekration der eucharistischen Gaben und die Absolution im Bußsakrament. Das Vorbehalten dieser Funktionen ist (so meinen manche) vielleicht nur eine „geschichtliche Festlegung, die vielleicht eine Engführung bedeutet und nach dem Willen des Kollegiums der Bischöfe unter dem Papst als Ihrem Haupte gelockert werden könnte. ;Man erkläißfe* also Sur offenen Frage, ob nicht grundsätzlich auch alle Laien die Konsekrationsgewalt und Lossprechumgs-gewalt besitzen ...?

Ob man hier nicht an die Wurzeln der Kirche rührt? Sind die Priester nicht der innerste Ring und die innerste Klammer, die den kostbaren Kern und die innerste Lebenskraft der Kirche hüten?

Wer meint, daß diese heiligen Gewalten (Lossprechung, Wandlung) dem Priester nicht vorbehalten seien, der rüttelt am Wesensunterschied zwischen Priester und Laien, zwischen dem Weihepriestertum und dem gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen; er rüttelt zugleich damit auch am unfehlbaren Lehramt des Papstes und des Bischofskollegiums. Die Unfehlbarkeit des Bischofskollegiums (bzw. des Papstes) hängt untrennbar zusammen mit dem Weihepriestertum (bzw. mit dem apostolischen Amt in der Kirche). Wenn es keinen Wesensunterschied mehr zwischen dem Weihepriestertum und dem gemeinsamen Priestertum der Gläubigen gäbe, dann gibt es nicht mehr jene Gemeinschaft von Apostelnachfolgern, denen insgesamt der Geist der Wahrheit verheißen ist.

Mit der Unfehlbarkeit der Kirche sähe es dann dürftig aus: Es bliebe zwar die Unfehlbarkeit, die dem Gottesvolk insgesamt verheißen ist; aber das Gottesvolk unserer Tage lebt in einer fatalen Verquickung mit der abendländischen Gesellschaft, die man leider nicht mehr mit Recht und im Vollsinn christlich nennen kann. Wo wird dann die Wahrheit des Gotteswortes zu finden sein, wenn es innerhalb der Kirche ein extremes Spektrum von Glaube und Unglaube gibt? Wenn das Spektrum der christlichen Meinungen vom christlichen Atheismus über einen christlichen Pantheismus bis zu einem christlichen Supernaturalis-mus reicht? Wenn es Theologen gibt, die an die Gottheit Christi schon die Axt angelegt haben: Wer wird dann sagen, ob Christus wirklich der Sohn Gottes ist oder nicht? Wenn es heute Theologen gibt, die Ihn als Mensch und nur als Mensch gelten lassen: Wer wird mir dann sagen, was mit der Bibel gemeint ist? Wenn es heute Theologen gibt, die die EscMlologie der Bibel auf einen sozialen, innerweltlichen Zukunftsaspekt umfunktionieren: Woher soll ich dann wissen, ob es etwas gibt nach dem Tod? Oder ist in der Kirche dann jeweils das wahr, was die meisten Theologen sagen? Aber die Wahrheit hat sich bisher noch nicht demokratisieren lassen Sie war oft dort, wo die Minderheit war; jedenfalls war das bei Jesus so. Wenn wir kein echt verbindliches Lehramt des Papstes und des Bischofskollegiums mehr haben: wo ist dann die Wahrheit des Gotteswortes? Sollen wir uns dann aus dem breiten Spektrum des theologischen Angebotes jeweils selber unsere Tagesration aussuchen? Wer am Wesensunterschied zwischen dem Weihepriestertum und dem gemeinsamen Priestertum rüttelt, der rüttelt am Lehramt der Kirche; der zerbricht den innersten Ring, der die Kirche (die die „Säule der Wahrheit“ dm dieser Welt ist) schützt und hütet. Haben die Theologen, die diese neuen „offenen Fragen“ geboren haben, all dies bedacht? Rauben sie den Menschen nicht vielleicht das Wesentlichste? Nämlich das verbindliche, klare Wort Gottes? Rauben sie den Menschen nicht jenen Gott, dessen Ja ein Ja ist und dessen Nein ein Nein ist?

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